Das Moor Des Vergessens
ihr trotziges Gesicht zu. »Und das nennt man Bluff«, sagte sie. »Sonst hab ich nichts zu sagen.« Sie wandte sich an den Sozialarbeiter. »Sie sollten mir einen Anwalt besorgen. Sie bringen mir nichts, Mann.« Sie verschränkte die Arme, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete die Decke.
»Du willst die Strafe für Jane Gresham auf dich nehmen?«, sagte Rigston. »Sehr solidarisch. Ich frage mich, ob sie dir gegenüber auch so loyal sein wird? Ich wette, du wirst am Ende für alles die Schuld kriegen, Tenille. Es ist leicht, dich zur Zielscheibe zu machen. Schwarze Göre, die die Schule schwänzt, Kind der Liebe eines Topgangsters. Du wirst dir für deine nette Mittelklasse-Dozentin von der Uni den ganzen Mist aufladen. Während du die absehbare Zukunft im Knast verbringen wirst, macht sie sich einen Namen mit dem Manuskript, das du gefunden hast.« Sie warf ihm einen kurzen verächtlichen Blick zu. Rigston lachte. »Du glaubst nicht, dass es so ausgehen wird? Ich dachte, du wüsstest besser, wo's langgeht. Jane Gresham kommt davon und du nicht. So sieht's aus.« »Ich finde, Sie bedrängen sie jetzt«, sagte der Sozialarbeiter. »Wenn Sie Beweise haben, rücken Sie damit raus.« »Ich habe Beweise für den Einbruch«, sagte Rigston. »Meine Männer haben Jenny Wrights Haus überwacht und auf einen Mörder gewartet. Sieht aus, als hätten sie auch einen erwischt. Bis wir diesen Teil des Falls bestätigen können, behalten wir Tenille wegen Einbruchs hier. Und jetzt sperren wir sie fürs Erste ein.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
»Befragung um 3 Uhr 53 beendet. Inspector Rigston und Constable Whitrow verlassen den Raum.« Er tat, was er angekündigt hatte, und ging auf den Korridor. »Sie haben kein Blatt vor den Mund genommen, Chef«, sagte Whitrow.
Rigston fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und rieb sich die müden Augen. »Hat ja nichts gebracht. Können Sie glauben, dass die Göre dreizehn ist? Rigoros und hart im Nehmen. Braucht nicht mal einen Anwalt, um zu wissen, dass sie den Mund halten soll.« Er ging weiter den Korridor entlang. »Jetzt wollen wir mal 'n bisschen Druck machen und sehen, was dabei herauskommt. Schicken Sie zwei Uniformierte nach Fellhead raus, die sollen Jane Gresham holen.« »Sollen sie sie festnehmen oder nur auffordern, zur Befragung zu kommen?«
»Festnehmen. Wir überrumpeln sie. Verabredung zum Einbruch, das dürfte genügen. Sie hat nicht das Zeug, endlos zu mauern, wie Tenille Cole. Jagen wir ihr doch mal einen höllischen Schrecken ein. Ich habe vier Leichen hier im Revier, und ich will, dass sich was tut.« Rigston eilte in sein Büro und schloss energisch die Tür hinter sich.
Jane zuckte zusammen und setzte sich verwirrt im Bett auf, als sie vom Klingeln und dem Hämmern an der Tür aufgeschreckt wurde. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte 4 Uhr 23 an. Was war nur los?
Mühsam und stöhnend stand sie auf, wobei sich ihre malträtierten Muskeln meldeten. Sie griff nach ihrem Morgenmantel und öffnete die Schlafzimmertür. Ihre Mutter stand oben an der Treppe, ihr Gesicht war schlaftrunken, und sie sah verwirrt aus. Sie hörte die Schritte ihres Vaters auf der Treppe. »Ich komme ja schon«, rief er. Dann hörte sie, dass die Tür aufging, und bei Stiefelgetrappel auf den Steinplatten der Diele sagte Allan erschrocken: »Was ist denn los?«
»Wir suchen Jane Gresham«, sagte eine männliche Stimme. »Ist sie hier im Haus?«, fügte eine weibliche Stimme hinzu. Judy wandte sich erschrocken ihrer Tochter zu. »Das ist die Polizei.«
Jane drückte sich an ihr vorbei und ging ein paar Schritte die Treppe hinunter. Ihr Vater stand mit dem Rücken zur Wand. Er wiederholte immer wieder seine ursprüngliche Frage. Zwei Polizisten in Uniform nahmen den Rest des Raums ein, und die Enge ließ sie noch bedrohlicher wirken als ihre Uniformen und die breiten Gürtel für ihre Ausrüstung. »Ich bin Jane Gresham«, sagte sie leise. »Was soll der Aufruhr hier?«
Die Polizistin trat vor. »Jane Gresham, ich verhafte Sie wegen des Verdachts auf Verabredung zum Einbruch. Sie brauchen nichts zu sagen, aber es kann Ihre Position schädigen, wenn Sie etwas bei der Befragung nicht erwähnen, auf das Sie sich später berufen. Alles, was Sie sagen, ist Teil der Beweisaufnahme.«
Jane starrte sie mit offenem Mund an, zu erstaunt, um etwas anderes als Schock zu verspüren. »Was?«, sagte Allan. »Sind Sie nicht ganz bei Trost? Judy folgte Jane und ergriff ihre
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