Das Moor Des Vergessens
hat Tenille auf frischer Tat bei einem Einbruch ertappt. Und offenbar hat Tenille endlich gefunden, was sie schon so lange sucht.«
»Was? Wo? Wo hat sie es gefunden?«, unterbrach ihn Matthew.
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Dan, der ein kurzes zorniges Aufblitzen seiner Augen nicht unterdrücken konnte. »Jane hatte keine Zeit, ins Detail zu gehen. Wichtig ist, dass die Polizei die falschen Schlüsse gezogen hat. Jane suchte nach dem Manuskript, Tenille ist in das Haus eingebrochen und kam mit einer Manuskriptseite heraus, Jane kennt Tenille, also muss Jane sie dazu angestiftet haben.« Judy schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen. Jane würde so etwas nie tun. Das würde sie einfach nicht tun.« »Das wissen wir alle«, sagte Matthew ungeduldig. »Wir müssen ihr einen Anwalt besorgen. Wir müssen sie da rausholen.«
»Darum hat sie mich gebeten«, sagte Dan. »Warum Sie? Sie kennen doch keine Anwälte hier oben«, sagte Matthew.
»Sie hat mich gebeten, mit Ihnen und Ihren Eltern zu sprechen«, sagte Dan sanft. »Matthew, sie hat mich nur angerufen, weil sie Ihnen allen nicht noch mehr Mühe machen wollte, als Sie sowieso schon haben. Also, wen sollen wir anrufen?«
Matthew hob frustriert die Arme. »Ich weiß nicht. Ich kenne keine Anwälte für Strafsachen. Ich bin Lehrer, zum Kuckuck.«
»Ich kann es nicht ertragen, mir vorzustellen, dass sie eingesperrt ist«, flüsterte Judy. »Ich kann's nicht ertragen.«
Allan ließ Judys Hand los und schob seinen Stuhl zurück. »Ich rufe Peter Muckle an.«
»Er hat doch nur mit Grundstücken und Verträgen zu tun, Dad. Er weiß nichts über Strafrecht«, sagte Matthew. »Er kennt bestimmt jemanden, der sich auskennt«, erwiderte Allan unerschütterlich.
»Es ist ja kaum sechs Uhr«, sagte Judy schwach. »Er wird sich nicht gerade freuen.«
»Ich war mit Peter in der Klasse, es wird ihm nichts ausmachen.«
Dan sah ihm nach, als er aus der Küche schlurfte, klein und gebeugt von Angst und Unsicherheit. Er lehnte sich vor und legte seine Hand auf die Judys. »Es wird schon wieder gut, Mrs. Gresham«, sagte er.
Judy warf ihm einen verständnislosen Blick zu. »Sie haben keine Ahnung, Junge, oder? Überhaupt keine Ahnung.«
Obwohl es erst kurz nach acht war, rief Rigston Anthony Catto an, der klang, als schlafe er noch halb. Als Rigston sich vorstellte, war es einen Moment still, dann räusperte sich Anthony.
»Tut mir leid, ich bin gestern sehr spät ins Bett gekommen. Ich verstehe das nicht. Sie sind bei der Polizei in Keswick?«
»Stimmt. Ich wollte fragen, ob Sie mir bei etwas behilflich sein könnten.«
»Das hört sich ziemlich ominös an, Inspector - der Polizei bei ihren Ermittlungen zu helfen.« Anthony klang zurückhaltend. »So etwas ist es nicht, Sir. Ein Manuskript ist uns in die Hände gefallen, und ich wollte Sie bitten, es in Augenschein zu nehmen und mir mitzuteilen, ob Sie meinen, dass es echt sein könnte.«
Rigston verdrehte die Augen, er ärgerte sich über sich selbst. Immer wenn er mit Leuten zu tun hatte, die er bildungsmäßig
für überlegen hielt, wurde er förmlich und schon fast arrogant. Es war ein Wunder, dass das seine Beziehung zu River nicht kaputtgemacht hatte.
»Ich bin kein Experte für Manuskripte«, sagte Anthony schnell. »Mein Arbeitsgebiet ist recht begrenzt.« »Das ist mir klar, aber wenn es das ist, wofür wir es halten, dann ist es Ihr Arbeitsgebiet.«
»Jetzt bin ich aber neugierig, Inspector.« Die Stimme war wärmer, und er klang interessierter. »Wann möchten Sie, dass ich komme und es mir ansehe?«
»Am besten gleich, Sir. Ich könnte Ihnen einen Wagen schicken.«
Eine kurze Pause. »Nein, das ist nicht nötig. Es wird schneller gehen, wenn ich selbst fahre. Ich dürfte, sagen wir, in vierzig Minuten bei Ihnen sein.«
»Perfekt.« Rigston legte auf. Ein weiterer Stein in der Mauer. Bevor er den nächsten Anruf machen konnte, klingelte das Telefon.
»Abteilung U-Haft hier«, sagte die Stimme. »Neil Terras ist hier. Er sagt, er vertritt Jane Gresham.« Die Familie trödelt nicht lange herum, dachte Rigston und versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken, dass Jane Gresham ihre Rechte so prompt wahrnahm. Seine Chance, etwas aus ihr herauszukriegen, war jetzt wahrscheinlich dahin. Terras war der geschickteste Anwalt für Strafrecht weit und breit. Er war überrascht, dass die Greshams das wussten. »Dann sollten Sie ihn wohl zu ihr lassen«, sagte er. »Er möchte über alles informiert werden«,
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