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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sagte der Sergeant von der U-Haft. »Ich komm gleich runter.«
    Eine halbe Stunde später fühlte sich Rigston so ausgenommen und leer wie ein Bückling. Terras' Fragen zum kriminaltechnischen Stand der Dinge ließen ihm keine Chance. »Alles beruht nur auf einem Verdacht«, hatte Terras gesagt.
    »Ich würde sagen, der Begriff ›Indizien‹ ist noch beschönigend. Sie haben überhaupt nichts gegen meine Mandantin in der Hand. Ich werde jetzt mit ihr sprechen, und wenn ich herauskomme, erwarte ich, dass Sie sie gehen lassen.« Rigston wusste, dass seine Beschuldigungen gegen Jane Gresham auf schwachen Beinen standen, aber er hatte gehofft, dass ihre mangelnde Vertrautheit mit juristischen Abläufen sie dazu bringen würde, eine Aussage zu machen. Jetzt gab es diese Möglichkeit nicht mehr. Wenn er sich überhaupt die Mühe machte, sie noch einmal zu verhören, wusste er, dass sie mit »kein Kommentar« antworten würde, während die Frist, die das Gesetz über Beweisrecht ihm setzte, mit dem Ticken der Uhr verrann.
    Es war am besten, das Verhör aufzuschieben, bis er mehr Möglichkeiten hatte, sie unter Druck zu setzen. Fürs Erste war das Spiel zu Ende.
    Er sah Terras nach, der ging, um mit seiner Klientin zu sprechen, und wandte sich dann an den Vollzugsbeamten: »Wenn er fertig ist, lassen Sie sie bis zur weiteren Befragung auf Kaution raus.«
    Auf dem Weg zurück in sein Büro spürte er jede Minute der langen Nacht in den Knochen. Er wurde zu alt für so etwas. Die Nacht durchzuarbeiten war etwas für einen jungen Mann.
    Anthony Catto wartete auf ihn im Büro der Kripo. Er sah eher wie ein vorsintflutlicher Hippie aus, der einen Kater hatte, als wie ein weltweit bekannter Wordsworth-Experte, dachte Rigston mürrisch, als er ihn in sein Büro führte. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er und wies auf einen Stuhl.
    »Ich konnte nicht widerstehen«, sagte Anthony und schlug ein Bein über das andere.
    »Fühlen Sie sich jetzt etwas besser? Als ich am Telefon mit Ihnen sprach, hörten Sie sich ziemlich angeschlagen an.« »Wie gesagt, es wurde spät gestern Abend. Ich war drüben in Newcastle, hab dort einen Vortrag gehalten, dann sind ein paar von uns noch essen gegangen. Ich bin erst nach zwei Uhr zurückgekommen«, erklärte er. »Aber der Gedanke daran, was Sie mir vielleicht zu zeigen haben, hat mich richtig aufgeweckt.« Er warf Rigston einen erwartungsvollen Blick zu.
    Rigston gab ihm die Plastikhülle, in der die Manuskriptseite steckte.
    Anthony hielt sie vorsichtig an den Ecken fest und studierte den Text. Nach zwei Minuten sah er auf. »Darf ich fragen, wo das herkommt?«
    »Ich möchte das im Moment für mich behalten. Es gehört zu einer Ermittlung, die wir durchführen. Spielt es eine Rolle?«
    »Im Grunde schon, ja. Es ist eine Frage der Provenienz. Sehen Sie, Inspector, dies scheint zu etwas zu gehören, dessen Existenz sich bis jetzt nur auf Gerüchte und Theorien stützen konnte. Aber in letzter Zeit hatte sich ein ... sagen wir, gewisses Interesse darauf gerichtet.«
    »Wer hat sich dafür interessiert?« Sie redeten hier umständlich und lange um den Brei herum, aber Rigston störte das nicht. Informationen konnten immer nützlich sein. »Es gibt da eine junge Frau, Jane Gresham, die ursprünglich aus Fellhead kommt. Sie ist Wissenschaftlerin, arbeitet in London, und ich kenne sie gut. Sie hat kürzlich Informationen gefunden, die darauf hinweisen, dass es ein unentdecktes Wordsworth-Manuskript geben könnte. Und sie hat danach gesucht.« Er tippte auf das Papier. »Das hier scheint genau das zu sein, was sie suchte. Wenn es echt ist.« »Sie haben immer noch nicht gesagt, wofür Sie es halten«, sagte Rigston.
    »Die Schrift ist entweder die von William Wordsworth oder die eines fachkundigen Fälschers. Man müsste das Papier und die Tinte analysieren, um sicher sein zu können, dass es keine Fälschung ist. Um beurteilen zu können, wie wahrscheinlich die Echtheit ist, müsste man auch wissen, woher es stammt. Es scheint sich um einen Bericht in Ichform zu handeln, der sich auf die Meuterei auf der Bounty bezieht.«
    »Und Sie wissen, dass es das ist, was Jane Gresham suchte?« »O ja, ich weiß alles darüber. Das neue Material, das sie gefunden hat, war in unserem Archiv. Ich konnte ihr gleich zu Anfang ein wenig helfen.« »Welcher Art war diese Hilfe?«
    Anthony sah Rigston in die Augen. »Warum haben Sie so großes Interesse daran, Inspector?« »Tun Sie mir den Gefallen. Ich mag

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