Das Moor Des Vergessens
Ohren.
»Was?«, sagte sie. »Warum? Was ist passiert? Haben Sie jemanden verhaftet?«
»Ein junger Mann ist heute früh bei einer Verfolgungsjagd wegen eines gestohlenen Autos gestorben«, sagte Donna im knappen Ton des offiziellen Polizeijargons. »Bei seinen Sachen war Geno Marleys Brieftasche. Der Beifahrer gab zu, dass der Fahrer damit angegeben hätte, er wolle Geno umlegen. Dieser Fall scheint also abgeschlossen.« »Das ist eine tolle Nachricht. Ich meine, nicht dass jemand umgekommen ist, natürlich, sondern dass Tenille nicht mehr unter Verdacht steht.«
»Sie ist den Verdacht nicht ganz los. Da ist noch die Sache mit der Brandstiftung.«
Jane war so schnell die Stimmung verdorben, wie sie innerlich schon Luftsprünge gemacht hatte. »Aber ...« Bevor sie weitersprechen konnte, unterbrach Donna sie. »Dr. Gresham, kann ich ehrlich mit Ihnen reden?« »Natürlich«, sagte Jane. »Ich glaube, Tenille ist eines der wenigen dieser Kinder, das man retten kann. Alles, was ich über sie gehört habe, weist darauf hin, dass sie etwas aus sich machen könnte. Sie juristisch zu verfolgen würde jede Chance zerstören, die sie hat. Ich meine, es gibt nicht viele Anzeichen dafür, dass sie wieder straffällig wird. Außer natürlich, wenn wir sie durch die Mühle drehen und ihr keine Alternative bieten. Aber sie wird jemanden hinter sich wissen müssen, wenn sie diesem Versprechen gerecht werden soll. Um es geradeheraus zu sagen: Werden Sie für sie da sein?«
Jane musste nicht mal überlegen. »Sie ist wie eine kleine Schwester für mich. Ich lasse sie nicht allein. Ich verspreche Ihnen, DI Blair, wenn Sie Tenille diese Chance geben, werde ich nicht zulassen, dass sie sie verschenkt. Und ich glaube, ihr Vater auch nicht.«
»Ja, na ja, reden wir besser nicht von ihm. Sagen Sie ihr, dass es in Ordnung ist, nach Hause zu kommen, ja?« »Äh ... das ist nicht ganz so einfach«, sagte Jane. »Sie werden mit DCI Rigston sprechen müssen.« »In Keswick? Gibt es ein Problem?«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie es von ihm hörten. Ich wäre dankbar, wenn Sie ihm die gleiche Nachricht über Tenille geben könnten wie mir.«
»Das hört sich aber nicht sehr vielversprechend an«, sagte Donna, und die Zweifel an ihrem eigenen Urteilsvermögen waren selbst am Telefon deutlich zu hören. »Sie ist im Grunde anständig, DI Blair. Sie wird sich rehabilitieren lassen.«
»Ich werde mit DCI Rigston sprechen und hoffe, dass sich unsere Pfade nicht noch einmal kreuzen, Dr. Gresham.« »Das hoffe ich auch, im freundlichsten Sinn des Wortes. Danke, Inspector. Ich werde mein Bestes tun, damit Ihre Nachsicht nicht vergebens ist.« »Viel Glück.« Donna hängte auf.
Jane schaute sich im Raum um, seit Tagen sah sie zum ersten Mal wieder fröhlich aus. »Das war die Polizei in London.
Tenille wird da unten nicht mehr wegen Mordes und Brandstiftung verdächtigt.«
»Das sind ja wunderbare Nachrichten«, sagte Dan. »Vielleicht wird Rigston dich und Tenille jetzt in Ruhe lassen und anfangen, sich nach dem wirklichen Killer umzusehen«, fügte Matthew hinzu.
»Hoffen wir's. Jetzt geh ich aber wirklich zu Bett«, sagte Jane. »Vielleicht macht das alles Sinn, wenn ich aufwache.« Dan grinste. »Darauf würde ich keine Wette eingehen.«
Die Ironie meiner Lage war mir natürlich klar. Ich war dafür verantwortlich gewesen, dass mein Kapitän in einem offenen Boot dem Wind und den Wettern preisgegeben wurde. Und jetzt war ich nur vier kurze Jahre später in genau der gleichen misslichen Lage. Ausgleichende Gerechtigkeit, in der Tat. Jetzt würde ich herausfinden, ob ich Blighs Lehren zur Navigation wirklich gelernt hatte. Ich nahm Kurs auf die Westküste Südamerikas und betete zu Gott um gutes Wetter. Meine Gebete wurden erhört, denn ich hatte Glück, und das Wetter war mir gnädig. Der Regen, den ich ertragen musste, war ein Segen, weil er mir erlaubte, meine Frischwasservorräte aufzufüllen. Ich segelte zwölf Tage und Nächte und sah weder Segel noch Land am Horizont. Am dreizehnten Tag kam ein Walfangschiff von Neufundland in Sicht, und ich segelte hinter ihm her. Mein Gold würde genügen, um mir eine Überfahrt zu kaufen, ohne dass mir Fragen gestellt wurden, und mit meinen Kenntnissen als Seemann würde ich eine willkommene Ergänzung der Besatzung sein. Ich fühlte mich wieder wie ein freier Mann und war entschlossen, meinen Weg in meine englische Heimat zu finden und meinen Namen reinzuwaschen.
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Jimmy
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