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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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zurückkam und Wordsworth seine Geschichte erzählte?« Jane verzog das Gesicht. »Einen richtigen Beweis habe ich nicht. Aber die Indizien dafür werden immer stärker.« »Das ist bestimmt aufregend für dich«, sagte Judy. »Ich nehme an, das ist in deiner Umgebung 'ne große Sache, dieses Manuskript?«
    »Es wäre eine Sensation, Mum. Stell dir vor, man könnte ein Gedicht von Wordsworth lesen, das kaum jemand gesehen hat, seit es vor zweihundert Jahren geschrieben wurde.« Judy lachte. »Erwarte bloß nicht, dass ich es lese. Ich habe den Kerl schon immer furchtbar langweilig gefunden.« »Na ja, er hat unseren Lebensstil möglich gemacht«, sagte Jane.
    Judy warf ihr ein überraschtes Lächeln zu. »Wie meinst du denn das?«
    »Er hat den Lake District in Mode gebracht, hat zu seiner Beliebtheit beigetragen. Die Leute sind seinetwegen hierher gekommen.«
    »Danke, William - für die Touristen mit ihrem Müll und ihren Abgasen und dafür, wie sie die Wege kaputtmachen«, sagte ihre Mutter bitter.
    »Ja. Aber auch danke, William, für die Schafe.« Judy sah sie ungläubig an. »Was hat er mit den Schafen zu tun?«
    »Wenn Beatrix Potter nicht in ihren Ferien hierher gekommen wäre und sich in die Herdwickschafe verliebt und sie zum großen Projekt ihres Lebens gemacht hätte, wären sie wahrscheinlich ausgestorben, und was würden wir dann auf der Farm machen? Und wie würde die Landschaft aussehen? Es wäre kein offenes Gelände mit klugen Herdwickschafen, die sich nicht von ihrem Hügel entfernen, auf dem sie geboren wurden. Alles wäre eingezäunt wie für die Cheviots, damit die dummen Schafe nicht weglaufen können. Die, welche Dad die geringwertigen Rassen nennt. Obwohl ich es genauso wenig mag wie du, dass wir von den Städtern und Touristen überrannt werden, nehme ich das als den Preis für die Schafe und die Landschaft in Kauf.« »Alles klar«, sagte Judy, denn sie wusste durch lange Erfahrung, dass sich gegen die Leidenschaft ihrer Tochter für das Land nicht viel einwenden ließ. Manchmal dachte sie, Jane sei so an Langmere Fell gefesselt wie die Schafe selbst. »Danke, William, für die Schafe. Was ist also dein nächster Schritt? Musst du noch nach weiteren Dokumenten suchen?« Jane schüttelte den Kopf. »Ich habe alle Materialien durchgesehen, die noch nicht katalogisiert sind. Etwas anderes konnte ich nicht finden. Nein, ich muss jetzt herausbekommen, ob Dorcas Mason noch heute lebende Nachkommen hat, und sie besuchen und fragen, ob sie etwas über das Manuskript wissen. Ich muss Dan sagen, dass er zum St. Catherine's House gehen soll, und muss die Kirchenbücher hier durchforsten.«
    »Da musst du mit Barbara Field sprechen.« »Die strenge Barbara Field, Vorsitzende der Landfrauen?«
    »Wie viele Barbara Fields meinst du denn, dass es hier gibt?«, sagte Judy trocken. »Ja, die gestrenge Barbara Field von den Landfrauen. Ahnenforschung ist ihr Hobby. Sie hält bei anderen Ortsgruppen der Landfrauen Vorträge darüber. Sie sagt den Leuten, wie sie etwas herausfinden können. Matthew macht ein Projekt über Stammbäume mit den Kindern, und er hat viele seiner Informationen von Barbara bekommen. Sie ist hilfsbereit, weißt du.« Judy hielt im Hof an. »Lass das Rad drin, bis es aufhört zu regnen«, sagte sie, machte die Wagentür auf und rannte unter das Dach. Jane rannte hinter ihr her und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund, als sie das Haus betrat. »Vielleicht telefoniere ich mal mit ihr.«
    »Ich rufe sie schnell an. Gleich erledigt ist doch immer das Beste.« Judy hängte ihre nasse Jacke an den Haken und ging ins Büro. Jane folgte dem Duft, der aus der Küche kam, und genoss das Aroma eines üppigen Fleischeintopfs. Ihr Vater sah von seiner Zeitschrift Farming Today auf. »Guten Tag gehabt?«
    »Besser als gut. Ich habe noch ein Puzzlestück gefunden. Einen Brief, der meine Theorie stützt.« »Ist ja großartig für dich. Wenn du dieses Gedicht findest, wirst du dann reich?«
    Jane schüttelte den Kopf und zog dabei einen Mundwinkel ironisch lächelnd hoch. »Ich glaube nicht. Es wird mich in akademischen Kreisen bekannt machen und mich schneller in der Karriere voranbringen, die ich einschlagen will.« Sie bemerkte die Enttäuschung im Blick ihres Vaters. »Hast du aus einem bestimmten Grund gefragt?« Allan rieb sich die Wange mit der Hand. »Bescheuerter Optimismus«, sagte er. »Ein bisschen Geld kommt auf einer Farm immer gerade recht, das weißt du ja. Ich habe nur gedacht,

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