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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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die sie die Wo­che über für ihn aufgespart hatte, verbrachte Bill den ge­samten Nachmittag an seinem Zeichenbrett und entwarf die Pläne für eine Serie Kriegsspielzeug. Claire gab es schließlich auf und nahm Amalie mit zum Supermarkt. Zwei Stunden später kamen sie mit einer nicht enden wol­lenden Reihe von Einkaufstüten zurück. Ihre geräuschvol­le Geschäftigkeit bildete einen angenehmen Hintergrund für seine Arbeit. Um sechs kam Amalie ins Arbeitszimmer und fragte ihn, ob er Kaffee wolle. Er lächelte und sagte ja, dann rief er sie zurück.
    »Sag mal, Amalie«, fragte er, »bist du ganz sicher, daß dich dein Freund da nicht behumpst hat?«
    »Wie meinen Sie das, Mr. Pfeifer?«
    Er erzählte ihr von dem Experiment, aber Amalie schien nicht weiter beunruhigt zu sein.
    »Das war was anderes«, sagte sie.
    »Was anderes? Wieso?«
    »Na, Sie waren eben nicht der Richtige, Mr. Pfeifer, das ist das ganze Geheimnis. Obeah, das funktioniert bei Ihnen nicht.«
    »Was stimmt denn mit mir nicht?« fragte Bill. »Ich bin über einundzwanzig.«
    »Vielleicht liegt’s daran, Mr. Pfeifer. Ich meine, die Leute, die Obeah machen, die haben alle nicht diese er­wachsenen Gedanken, die Sie haben. Verstehen Sie, was ich meine? Sie sind zu …« Sie gestikulierte hilflos mit ihren dicken Fingern.
    »Intellektuell? Oder vielleicht ist zynisch das richtige Wort?«
    »Ganz wie Sie meinen, Mr. Pfeifer.« Sie seufzte und trat einen Schritt zurück ins Wohnzimmer. »Wollen Sie bloß ne Tasse, oder soll ich eine Kanne voll machen?«
    »Mach eine Kanne voll«, sagte Bill fröhlich. »Mr. Krantz wird in einer Viertelstunde hier sein.«
    »Dann mach ich lieber zwei Kannen«, brummelte Ama­lie.
    Es war eine gute Vorhersage gewesen; Joey kam genau zum genannten Zeitpunkt und beglückte Bill durch seinen immer größer werdenden Enthusiasmus angesichts seiner militärischen Entwürfe. Bill begeisterte sich seit seiner Kindheit für alles Militärische und kannte sich in Waffen aus. Der Stoß Zeichnungen bestand aus rund dreißig Blät­tern, und Joey wollte sie sich alle ansehen. Während er also im Sessel sitzend, eine Kanne Kaffee auf dem Fußbo­den neben sich, zurückblieb, ging Bill in die Küche, um nachzusehen, was Claire machte. Er fand sie in ernstem Gespräch mit dem Mädchen, und Amalie verließ den
    Raum, als Bill eintrat. »Amalie hat mir gerade von der Voodoo-Puppe erzählt«, sagte sie. »Ich wußte nicht ein­mal, daß dein neues Spielzeug so was ist.«
    »Doch, das ist eine Voodoo-Puppe«, meinte er lächelnd und küßte sie auf die Wange. »Und zwar eine völlig echte. Sag mal, wo ist das Ding überhaupt?«
    »Ich hab sie heute morgen im Arbeitszimmer gefunden und mich gefragt, was das ist.«
    »Hast du sie dagelassen? Auf meinem Schreibtisch war sie nicht.«
    »Nein, Poppy hing mir den ganzen Morgen am Schür­zenzipfel und wurde ganz aufgeregt, als sie die Puppe sah. Was kann man dazu noch sagen? Du bringst ihr die teuer­sten Puppen mit, aber nein, es muß so ein kleines Stoff­ding sein! Wir sollten wirklich nicht unser Geld zum Fen­ster rauswerfen. Sie macht das gute Spielzeug doch bloß kaputt.«
    »Poppy?« sagte Bill. »Poppy hat die Puppe?«
    »Aber ja, sie spielt schon den ganzen Tag damit. Durfte sie das nicht?«
    »Poppy hat sie?« wiederholte Bill mit seltsamer Stimme. Seine Füße und Hände wurden eiskalt. Er drehte sich um und blieb vor der Türöffnung stehen, so als wisse er nicht, was er zuerst tun solle. Dann ging er zurück ins Wohn­zimmer. Claire folgte ihm auf den Fersen.
    »Wieso soll sie das denn nicht? Was ist denn los, Bill?«
    Er blieb am Fuß der Treppe stehen und blickte hinauf. Dann beschloß er, ins Arbeitszimmer zurückzugehen. Er öffnete die Tür. Joeys Hände hielten noch immer die Zeichnungen, und sein Körper hing noch immer lässig im Sessel. Das war das Schlimmste daran, das Grauenhafte­ste. Aber vielleicht genauso entsetzlich war die Tatsache,
    daß sein junges Gesicht noch immer diesen eifrigen, ange­spannten Ausdruck trug, dort auf dem Teppich, wo der Kopf lag, halbwegs zwischen Tür und Sessel.

Ein Kuß für den Sieger
    H eute nacht oder nie«, sagte Bolgar.
    Er duckte sich, um sein Gesicht in der Spiegelscher­be sehen zu können, die an der Barackenwand hing. Es war ein schmales und hungriges Gesicht; die Höhlun­gen in den mageren Wangen wurden nur durch einen drei Tage alten Stoppelbart verdeckt.
    Er konnte im Spiegel das hämische Grinsen von Serge­ant Pulley

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