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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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entschlossen, sich auf keine Auseinandersetzung einzulas­sen, aber irgend etwas kochte in ihm hoch. »Hören Sie, Professor, erzählen Sie mir nicht diesen Schmarren, von wegen wie wundervoll dieser Beruf ist. Was ist denn so wundervoll an hundertzwanzig Eiern die Woche, können Sie mir das sagen?«
    Dane fuhr zurück wie vor einem Schlag. »Ach, so ist das. Unterrichten bringt dir nicht genug ein.«
    »Einhundertzwanzig Dollar«, sagte Chris mit beißendem Spott. »Und wie viele Jahre mußten Sie arbeiten, um die zu kriegen? Zehn, fünfzehn? Ich bin bloß klüger gewor­den, Professor, das ist alles.«
    »Klüger nennst du das?« Dane faltete seine Hände wie im Gebet. »Chris, hör mir zu. Du hast recht, was das Geld anbetrifft. Soll ich ehrlich sein? Die Bezahlung ist misera­bel. Wenn ich hätte reich werden wollen, wäre ich be­stimmt nicht Lehrer geworden. Du findest, deiner Familie geht es schlecht? Ich habe vier Kinder mit großen Mägen und eine Frau, die seit sechs Jahren keinen neuen Winter­mantel mehr bekommen hat. Die unbezahlten Rechnungen stapeln sich bis zur Decke. Ich tue, was ich kann, aber es ist nicht leicht …«
    »Dann verstehen Sie also?« sagte Chris. »Sie verstehen, was ich meine?«
    »Nein«, sagte Dane bestimmt. »Ich verstehe dich nicht. Wenn du unterrichten willst, dann wirst du auch unterrich­ten. Wenn das Gehalt so gekürzt wird, daß es nur noch für Brot und Margarine reicht, wirst du trotzdem unterrichten, Chris, oder du bist es nicht wert, vor einer Klasse zu ste­hen. Aber wir können noch etwas tun …«
    »Was?«
    »Wir können hoffen, mein Lieber. Man denkt über das Problem nach. Die Leute bilden Komitees, machen sich in den gesetzgebenden Körperschaften bemerkbar. Vielleicht bekomme ich im nächsten Jahr sogar eine Gehaltserhö­hung. Und bis du soweit bist, wer weiß? Du könntest dann sogar mehr als ein Fernfahrer verdienen.«
    »Vielleicht«, sagte Chris, »und vielleicht nicht.«
    »Glaubst du, Nickie Cooke kann dir helfen? Glaubst du, du erreichst irgend etwas, wenn du dich mit Rowdies rum­treibst?«
    »War das alles, was Sie mir zu sagen hatten, Professor?«
    Dane stand auf, legte die Hände auf den Rücken und sagte: »Das ist alles, Chris.«
    Nickie und sein Bruder Hal balgten sich am Bordstein, als Chris zu ihnen stieß. Hal war größer, vierschrötiger, aber Nickie, der drahtiger war, hatte Hal einen Arm auf den Rücken gedreht und langte nach den Schlüsseln in seiner anderen Hand.
    »Gib sie her«, sagte Nickie. »Los, du Blödmann, rück schon die Schlüssel raus.«
    »Du hast mir versprochen, ich könnte fahren«, greinte Hal.
    »Du hast es versprochen, Nickie.« Er sah Chris hoff­nungsvoll an. »He, Chris, hat er mir nicht versprochen, ich könnte fahren?«
    Chris sah die alte Klapperkiste an, die da ohne Motor­haube an der Bordkante stand, und trat gegen einen der abgefahrenen Reifen. »Das ist doch völlig wurscht«, sagte er und warf seine Bücher auf den Rücksitz. »Wir haben ja sowieso kein Benzin.«
    »Das denkst du«, grinste Nickie. »Der Tank ist voll, und das hier hab ich noch übrig.« Er zog einen Fünfer aus der Tasche.
    »He!« sagte Hal mit großen Augen. »Wo hast du denn das her, Mann?«
    »Gib mir die Schlüssel, und ich sag’s dir.«
    Hal händigte sie ihm aus, und Nickie kletterte hinters Steuer. Chris setzte sich neben ihn, und Hal ging nach hin­ten. Die Zündung tat’s noch, wenn auch schwächlich, und der Motor keuchte, hustete, sprang jedoch nicht an.
    »Der ist im Eimer«, sagte Nick fluchend. »Ich hab die Kontakte saubergemacht und alles, aber es hilft nicht.«
    »Fahr ihn zum Schrottplatz«, sagte Chris, »vielleicht kriegst du noch ’n Appel und ’n Ei dafür.«
    »Wenn wir fünfzig Dollar hätten«, sagte Hal träumerisch. »Mann, wenn wir fünfzig Mäuse hätten, da steht ein neun- undvierziger Olds in Berrys Schuppen. Er sagt, er würde ihn für fünfzig rausrücken. Ist ne schnuckelige Karre.«
    »Klar«, sagte Nick. »Wenn wir fünfzig hätten. Hast du ne Ahnung, was ich machen mußte, um an die fünf hier ranzukommen? Ich hab die Nähmaschine meiner alten Dame verkauft.«
    Chris versuchte, gleichgültig dreinzuschauen. »Du hast sie ihr geklaut?«
    »Ich hab sie nicht geklaut, ich hab sie verkauft, wie sie mir gesagt hat. Siebenundzwanzig hab ich gekriegt, und zwanzig hab ich ihr gegeben. Kommission, verstehst du?« Er gluckste vor Vergnügen, als der Motor doch noch an­sprang. »Auf geht’s, Leute!«
    Als es

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