Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.
metallisch. Auch er hatte Orden, und sie klirrten, als er die Jacke bis hinauf zu dem engen Kragen zuknöpfte. Wenigstens wurden seine Medaillen da getragen, wo sie hingehörten, dachte er.
»Wau!« sagte Pulley spöttisch. »Sie sehen schick aus, Lieutenant.«
»Wo ist mein Schiffchen?«
»Am Haken, hinter dir.«
Bolgar setzte das Schiffchen auf und rückte es zurecht. Er trat vom Spiegel zurück, um zu prüfen, ob es richtig saß.
»Wunderhübsch!« sagte Pulley.
»Nun mach mal ne Pause. Wie spät ist es?«
»Zwanzig vor zehn. Du gehst besser. Deine Freundin wartet.«
»Ich gehe«, sagte Bolgar und streifte sich seine Uhr übers Handgelenk. Klirrend schritt er auf die Tür zu, wandte sich aber noch einmal um, bevor er hinausging. »Dieser Raum stinkt. Wir müßten ihn irgendwann einmal saubermachen.«
»Klar«, sagte Pulley faul. Er warf sich auf dem durchgelegenen Bettgestell herum und wandte sein Gesicht der Wand zu.
»Einen netten Abend wünsch ich, Lieutenant.« Sein Kichern ging in ein Gähnen über.
Das Gelände war so verlassen, wie Bolgar es vorausgesehen hatte.
Er ging im Geschwindschritt auf das Kasino zu, wobei er hoffte, daß ihn niemand beobachtete, und bedauerte, daß er dieses Bündel Orden an der Uniform baumeln hatte. Er wußte, daß diese Zeichen des Kampfes offiziell mißbilligt wurden; zugleich aber wußte er auch, daß es eine zusätzliche Befriedigung bedeuten würde, diese harten Stücke aus Messing und Eisen gegen die wogende Brust des Mädchens zu pressen .
Als er Schritte hörte, verbarg er sich schnell hinter einem Gebäude.
Zwei Frauen gingen an ihm vorbei. Sie unterhielten sich leise, und ihre Röcke raschelten in der Stille der Nacht.
Er hielt den Atem an, bis sie fort waren, und schoß dann aus seinem Versteck hervor, um seinem Ziel noch schneller zuzustreben.
Das Kasino war keine hundert Meter von dem Drahtzaun entfernt, der die Sicherheitsgrenze bildete. Selbst von seinem augenblicklichen Standort aus konnte er das rot beschriftete Schild erkennen, das Sieger und Besiegte gleichermaßen vor dem Betreten des strahlenverseuchten Gebiets warnte.
Bolgar fiel plötzlich ein, daß er seine Ionenpistole vergessen hatte. Der Gedanke bekümmerte ihn aber kaum, hatte er doch Wichtigeres zu bedenken.
Es war schon eine merkwürdige Rache, auf die er aus war.
Das Kasino bildete einen undeutlichen schwarzen Schatten. Seine Front war den baufälligen Hütten zugewandt, die sich über eine Strecke von fünfhundert Metern aneinanderreihten. Das waren ihre Unterkünfte; schmutziger, häßlicher und weit weniger gut ausgestattet als die Kasernen, um dem grausamen Wetter standzuhalten; irgendwie aber sahen sie auch wärmer, freundlicher und glücklicher aus. Er haßte ihren Anblick.
Er tauchte in die alles verhüllende Dunkelheit hinter dem Kasino ein, einen flüchtigen Blick auf das beleuchtete Zifferblatt seiner Uhr werfend. Seine nächtliche Wache begann.
In wenigen Minuten würde sie erscheinen.
Die Zeit verging nur langsam.
Dann sah er sie. Sie verabschiedete sich leise von den Leuten, mit denen sie Abend für Abend zusammen war. Jetzt war es Zeit zu gehen – eine halbe Stunde vor dem Zapfenstreich.
Er sah, wie sie mit jener den Frauen von alters her eigenen Bewegung ihren Umhang über den Kopf zog.
Dann ging sie eilig von der Hütte weg über den Platz, und ihre niedrigen Absätze rutschten immer wieder auf dem lockeren Kiesbelag.
Der Mond schien, und sein mildes Licht auf ihrem Gesicht betonte sanft die traurige Schönheit ihrer Züge.
Als sie sich etwa zwanzig Meter entfernt hatte, ging Bolgar ihr nach.
Er ging auf Zehenspitzen.
Sie hörte ihn nicht, bis es zu spät war.
Seine Hand schoß hervor und riß das Cape von ihren Schultern zu Boden. Einen Arm schlang er um ihre Taille, mit der freien rechten Hand fuhr er zu ihrem Gesicht.
Aber sie wehrte sich und trat kräftig mit dem Fuß nach ihm.
»Nur einen Kuß, Baby!«
Er beugte sich lachend über sie und ersetzte die auf ihre Lippen gepreßte Hand durch seinen eigenen, hungrigen Mund.
Sein Kuß war von einer Wildheit, die Liebe oder sexuelle Begierde weit hinter sich ließ. Er glich einem Schlag, einem vernichtenden Angriff, einem Bombardement der Gefühle.
»Du ... du Tier!« rief sie aus.
»Hör mich an …«
»Hilfe!« schrie sie.
»Nein, du verstehst nicht …«
»Hör auf!« rief sie.
Er drehte sich um, außer sich über die Geräusche, die sich in seinem
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