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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Gag. Wir können ihnen ja einen Zettel mit Instruktionen beigeben, irgendwas Komisches, du weißt schon. Und dann können wir den ganzen Klimbim für ei­nen Dollar achtundneunzig verkaufen. Ist dir klar, was für einen Profit wir selbst nach allen Abzügen bei einem Preis von einem Dollar achtundneunzig machen können?«
    Joey Krantz sah noch immer zweifelnd drein, aber im Grunde seines Herzens war er ein Buchhalter. Er rieb sein
    Kinn, kratzte sich im Nacken und trank schließlich seinen Kaffee aus. Als er seine Tasse niedersetzte, wußte Bill, daß er ihn gewonnen hatte.
    »Die ganze Geschichte ist mir äußerst unheimlich, wenn du es genau wissen willst. Aber wenn du so scharf darauf bist, dann werde ich halt mitmachen.«
    »Jetzt bist du wieder ganz der Alte«, sagte Bill vergnügt.
    Es war halb zwei durch, als er geräuschlos ins Schlafzim­mer schlüpfte. Als er die Decke zurückschlug, murmelte Claire etwas, und er streichelte ihre Schulter. Sie brachte mit energischen Faustschlägen ihr Kopfkissen in Form und sagte: »Poppy möchte ein neues Lamm haben.«
    »Hm?«
    »Sie möchte, daß du ihr morgen ein neues Lamm mit­bringst. Das andere hat sie zerbrochen. Das mit der Spiel­uhr.«
    Er lachte leise. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich die­sem Kind überhaupt etwas mitbringe. Wir sollten sie in unserer Testabteilung einsetzen.«
    »Ist Joey nach Hause gegangen oder übernachtet er hier?«
    »Er ist nach Hause gegangen.«
    »Wir sollten Joey verheiraten«, sagte sie behaglich, ihr Kopfkissen umarmend. »Ich glaube nicht, daß er glücklich ist, so als Junggeselle.«
    »Ich werde ihm ausrichten, daß er unglücklich ist.«
    »Er verdient doch jetzt genug Geld. Warum heiratet er nicht diese Stillwell?«
    »Weiß nicht. Nehme an, sie hat ihn noch nicht gefragt.«
    »Ach du ... du Spielwarenhersteller.«
    Er küßte sie aufs Ohr. »Dafür, weil du so nett bist. Und weil du Amalie eingestellt hast.«
    »Wie?«
    »Gute Nacht«, sagte Bill Pfeifer zufrieden.
    Am nächsten Morgen verstellte er Amalie in der Küche den Weg und fragte sie. Sie schüttelte den Kopf und rollte in übertriebener Angst die Augen, aber Bill wußte, daß sie willens war. »Ihr könnt sie beschaffen, Amalie«, sagte er zuversichtlich. »Sag deinem Freund, daß ich ihm zehn – nein, fünfzehn Dollar für die Puppe zahle.«
    »Mein Freund ist ganz komisch, Mr. Pfeifer.«
    »Also, sagen wir fünfundzwanzig.«
    »Oh, so meine ich nicht komisch. Ich meine, er hat Prin­zipien. Er will nicht, daß Leute mit Sachen rumspielen, die sie nicht verstehen.«
    »Also sag deinem Freund, daß ich niemanden verhexen will. Ich möchte einfach nur eine Puppe haben. Dir ver­traut er doch, nicht wahr?«
    Amalie kicherte, und Bill tätschelte ihren fetten Arm.
    Joey war bereits im Büro und in fröhlicher Stimmung. Zu­erst dachte Bill, die erfreulichen Ergebnisse auf seiner Re­chenmaschine wären die Ursache, aber am späteren Vor­mittag erfuhr er den wirklichen Grund. Joey war in der vergangenen Nacht nicht direkt nach Hause gefahren, son­dern hatte Sally Stillwell noch einen späten Besuch abge­stattet, in dessen Verlauf er ihr plötzlich einen Heiratsan­trag gemacht hatte. Bill gratulierte ihm, bestand darauf, ihn zum Essen einzuladen, und rief Claire an, um ihr die gute Nachricht mitzuteilen. Seine Frau brach in Tränen aus, und er fand, daß er die Frauen nie verstehen würde – zumindest nicht Claire.
    Es blieb ein so vollkommener Tag, denn Amalie hatte bei ihrem Freund Erfolg gehabt und zog nun den Prototyp hervor, den Bill hatte haben wollen. Er gab einen Freuden­jodler von sich, als sie ihm die sorgfältig in Zeitungspapier eingewickelte Puppe übergab. Sie war nicht besonders eindrucksvoll, aber gerade ihre Primitivität ließ sie authen­tisch aussehen. Sie war ungefähr zwanzig Zentimeter lang und aus dunkelblauem Stoff gefertigt. Mit dickem, farbi­gem Garn waren die Umrisse von Gesicht und Händen eingestickt. Es war nur eine Stoffpuppe, aber sie war fremdartig genug, um Bill davon zu überzeugen, daß man sie als das akzeptieren würde, was sie war. Natürlich müß­te sie noch ein ›Made in Haiti‹-Etikett tragen und eine Echtheitsgarantie. Er fragte sich schon, ob ein Dollar acht­undneunzig nicht zu wenig war.
    Um neun kam Joey Krantz und brachte Sally mit. Claire und die zukünftige Braut lagen sich eine Zeitlang weinend in den Armen und gingen dann in die Küche, um Stam­mesgeheimnisse auszutauschen. Bill drängte Joey ins

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