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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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im Büro klingelte eine Glocke.
    »Der Typ kommt nich raus«, sagte Hal.
    »Dann holen wir ihn uns drinnen«, antwortete Nickie.
    Er sah seinen Bruder an, und Hal versteckte die abgesäg­te Schrotflinte unter seiner Lederjacke, deren Reißver­schluß er bis oben zuzog. »Du wartest hier, Chris«, befahl Nickie. »Und laß den Motor laufen.«
    »Was ist, wenn er mich im Stich läßt?« sagte Chris ner­vös. »Mir gefällt das nicht, Nickie …«
    »Du hast die Hosen voll«, sagte Nickie verächtlich. Dann schlug er Hal auf die Schulter, und die beiden klet­terten aus dem Auto und marschierten auf das Büro zu.
    Chris konnte die Stimme des Tankwarts hinter der Tür hören. »Komme gleich, Jungs.«
    »Keine Eile«, antwortete Nickie, »wir möchten bloß die Toilette benutzen.«
    Sie gingen hinein.
    Chris wurde von Minute zu Minute kälter, das Lenkrad in seinen Händen fühlte sich wie Eis an. Er wußte, daß es nur die Nerven waren, aber das machte es nicht besser. Er zitterte und blies sich auf die Finger und wünschte sich Gott weiß wohin. Aus irgendeinem Grund mußte er auf einmal an das College denken und an den warmen, über­heizten Unterrichtsraum.
    Er versuchte herauszubekommen, was drinnen vor sich ging, aber in seinem Gesichtsfeld bewegte sich nichts. Dann sah er Hal zum Coca-Cola-Automaten hinüberge­hen. Der Tankwart stapelte Ölkanister auf. Wo war Nickie?
    Dann sah er ihn. Er kam aus einer Seitentür und ging zu Hal hinüber. Sie unterhielten sich einen Augenblick an dem Getränkeautomaten; Hal trank einen Schluck, ließ die Flasche in eine Kiste fallen und langte dann nach dem Reißverschluß seiner Jacke.
    Da passierte etwas Verrücktes – Chris hörte sich schrei­en. Er schrie laut, ohne Worte, wußte nicht einmal, ob es ein Warnschrei sei. Er sprang aus dem Auto und rannte auf die Tankstelle zu, er sah den Tankwart vor Überra­schung zusammenzucken, sah ihn herumfahren, gerade als Hal die Waffe hervorzog. Als Chris die Tür erreichte, war der Wärter zu Boden gesunken, vom Gewehrkolben ge­troffen, sein Gesicht auf dem Zementboden.
    »Du Ratte!« schrie ihn Nickie an. »Was fällt dir denn ein!«
    »Du hast ihn umgebracht!« sagte Chris mit einem Blick auf die daliegende Gestalt. »Du hast den Burschen umge­bracht ...«
    Der Tankwart stöhnte, und seine Hand bewegte sich. Hal blubberte etwas, und Nickie boxte ihn auf den Arm.
    »Die Kasse! Hol die Kasse!«
    Hal ging zur Kasse und öffnete sie mit einem Faust­schlag. Gierig, mit beiden massigen Händen schaufelte er das Geld heraus, die Münzen zuerst. Sein Gesicht wurde lang vor Enttäuschung. »Teufel, hier sind bloß zwölf Dol­lar, Nickie, bloß zwölf.«
    »Nimm sie!« rief Nickie. »Nimm sie und dann nichts wie weg! Du kommst mit«, sagte er und schubste Chris vor sich her.
    Chris sah sich noch einmal nach dem Tankwart um, der versuchte aufzustehen. Dann rannten sie zum Auto. Der Motor bockte und beschwerte sich, als Nickie den Gang einlegte, aber dann waren sie unterwegs.
    »Zwölf Dollar«, meuterte Hal, »zwölf lausige Dollar. Dafür kriegen wir doch nicht den Olds, Nickie.«
    »Besser als gar nichts.« Er sah Chris voller Verachtung an. »Wenigstens wissen wir jetzt, wer auf unserer Seite ist, oder?«
    »Du hättest den Mann nicht niederschlagen sollen. Das war die Sache nicht wert.«
    »Hast du vor, Ärger zu machen?«
    Chris sackte in sich zusammen. »Ich mach keinen Är­ger«, sagte er mürrisch.
    Chris brauchte keinen Ärger zu machen, er hatte ihn schon. Gerade als er am nächsten Morgen aus dem Haus kam, unterwegs zum College, blockierten zwei Männer seinen Weg. Er kannte ihren offiziellen Status, auch wenn sie keine Dienstabzeichen oder Uniformen trugen, und er war froh, daß sein Vater nicht sah, was geschah.
    »Bin ich verhaftet?«
    »Noch nicht«, sagte einer von ihnen. »Aber wir möchten uns mit dir auf dem Revier unterhalten. Mit dir und ein paar anderen.«
    Die anderen waren Nickie und sein Bruder. Hal hatte so­viel Angst, daß er bloß wimmerte, aber Nickies Augen waren trocken und seine Lippen fest zusammengepreßt.
    Man ließ sie eine halbe Stunde warten, bis ein Lieute­nant namens Summers Zeit für sie hatte. Er war ein gro­ßer, weißhaariger Mann mit einer lässigen Art.
    »Schön, Jungs«, sagte er salopp, »wir wissen, was ihr ge­stern abend angestellt habt, also raus mit der Geschichte.«
    »Wir ham gar nichts gemacht«, sagte Nickie ausdrucks­los. »Wir ham keine Ahnung, wovon Sie reden, nich,

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