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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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acht Uhr war, hatten sie die fünf Dollar bereits ausgegeben. Bei einer Raststätte hatten sie angehalten und doppelte Hamburger gegessen und dazu Bier getrunken.
    Dann hatte Nickie etwas Kleingeld in den Musikautoma­ten gesteckt, und sie hatten am Fenster gestanden und ge­wartet, ob nicht ein paar rumziehende Mädchen vorbeikä­men. Als niemand aufkreuzte, fütterten sie ein Tisch­Bowling mit Zehncentstücken und begleiteten ihre Spiele mit Johlen und Hohngelächter. Um acht Uhr dreißig bra­chen sie auf, Nick fuhr.
    »Fahr’n wir einfach so rum«, sagte er. »Versuchen wir, ’n paar Weiber aufzureißen, eh’s zu spät wird.«
    »Ich darf nicht zu spät nach Hause kommen«, meinte Chris unruhig. »Ich hab’s meinem Alten versprochen.«
    »Wassen los, Pauker?« Hal grinste spöttisch. »Mußt wohl noch lernen?«
    Plötzlich gab das alte Vehikel ein paar Explosionsgeräu­sche von sich und dann den Geist auf. Nickie fluchte und stieg aus. Er beugte sich über den Motor und verbrannte sich die Hand an dem heißen Metall. Vor Wut brüllend, trat er gegen den Kotflügel, wodurch sich dessen Schrau­ben noch weiter lockerten. »Dieser verdammte Schrott­haufen!« schrie er. »Wir müssen uns einen fahrbaren Un­tersatz beschaffen, aber einen ordentlichen.«
    Sie kriegten das Auto wieder in Gang, aber da war es schon neun. Um jetzt noch jemand aufzugabeln, war es zu spät. Es war praktisch für alles zu spät in diesem ruhigen Nest. Ihre Stimmung war auf dem Nullpunkt.
    Schließlich fuhr Nickie rechts ran und drehte sich zu den anderen beiden um. »Hört mal«, sagte er angespannt, »wir haben letzte Woche darüber geredet – ’s wär an der Zeit, daß mal was passiert. Wollen wir das Ding heute abend drehn, was meint ihr?«
    »Was für’n Ding?« fragte Chris.
    »He, Mann, haste das schon vergessen? Weißte nich mehr, worüber wir geredet haben?« »Ich war blau an dem Abend …«
    »Aber heute abend sind wir alle nüchtern«, sagte Nickie grob, »also sollten wir’s machen. Fünfzig Mäuse kriegen wir doch so.« Er schnipste mit den Fingern. »Und viel­leicht auch mehr.«
    »Du hast doch ne Meise«, sagte Chris. »Du kannst doch nich ’n Laden überfallen, wenn du keine Kanone hast.«
    Nickie sah seinen Bruder an, und Hal kicherte. Nickie sagte: »Wie kommst du auf die Idee, daß wir keine Ausrü­stung haben?« Er nickte Hal zu, der sich sportlich vom Rücksitz schwang und zum Kofferraum ging. Als er zu­rückkam, hielt er eine abgesägte Schrotflinte in den Hän­den. Überrascht sah Chris von ihr zu Nickie.
    »Wo hast du denn das Ding her?«
    »Gehört meinem Pa. Aber der geht nich mehr auf die Jagd, also hab ich sie abgesägt und ne richtige Kanone draus gemacht.«
    »Ta-ta-ta-ta-ta«, machte Hal und führte sie wie ein Ma­schinengewehr. »Wen legen wir um, Nickie, hm? Wie wär’s mit diesem Pizzafritzen?«
    »Zu voll da«, sagte sein Bruder und beobachtete dabei Chris’ Gesicht. »Was is los, Kumpel, du siehst nich glück­lich aus.«
    »Ich weiß nicht, ob ich was damit zu tun haben möchte …«
    »Na komm schon, Pauker«, spottete Hal, »’s wird ein Kinderspiel. Du kannst ja das Fluchtauto fahrn.« Er lachte unbändig. Die Vorstellung erregte ihn plötzlich, und er hielt die Waffe fest an sich gedrückt.
    »Dann könnten wir morgen den Olds kaufen«, sagte Nickie. »Wir können dann endlich mal richtig leben. Los, Mann, sei kein Feigling. Ich weiß auch schon, wo …«
    »Wo?«
    Nickie lächelte. »Da, wo ich heut morgen getankt hab. Marvies Tankstelle, direkt am Stadtrand. Nachts ha’m sie da bloß einen Typ an der Zapfsäule, und wir sind drei.«
    »Und sie hier«, sagte Hal, die Schrotflinte streichelnd, »vergiß die hier nich, Nickie.«
    »Bist du dabei?«
    Chris biß die Zähne zusammen.
    »Okay, gehn wir.«
    Am Tag war Marvies Tankstelle nicht anzusehen: eine verwitterte Baracke, die man mit einer falschen Backstein­fassade und einem Panoramafenster ›modernisiert‹ hatte. Bei Nacht jedoch, wenn nur eine schwache Birne das Büro und die Zapfsäulen beleuchtete, war sie fast schmuck.
    Als sie sich ihr von der Kreuzung kommend auf der Route 17 näherten, konnten sie schwach die einsame Ge­stalt des Tankwarts in seiner weißen Uniform ausmachen. Chris, der am Steuer saß, knirschte mit den Zähnen. Sein Fuß auf dem Gaspedal war eiskalt.
    »Langsam jetzt«, warnte Nickie.
    Chris fuhr den Wagen zur ersten Zapfsäule. Die Reifen holperten über das Signalkabel auf dem Zementboden, und

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