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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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und meine Bemühungen, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Die Minute verstrich quälend langsam und meine Handknochen traten weiß hervor, während ich mich weiterhin an die Holzplatte klammerte.
    Fünf …
    Vier …
    Drei …
    Zwei …
    Eins …
    Null …
    Ich hielt den Atem an. Wenige Sekunden später erloschen die Buttons und anstelle der Überschrift erschien in bluttriefenden Buchstaben das Wort zerhacken . Achtzig Prozent der Fans dieses makaberen Schauspiels entschieden sich dafür.
    »Gott, ich kann nicht hingucken.« Snake wandte sich ab und setzte sich zu unserer Geisel aufs Bett. Ich hatte ihn ganz vergessen. Der Mann hätte sich unbemerkt aus dem Staub machen können. Als ich ihn betrachtete, sah ich die Gier in seinen Augen. Er freute sich darauf, zu sehen, wie Jiao getötet wurde.
    »Verpass ihm eine«, sagte ich zu Snake.
    Ohne Nachfrage oder Einwände schlug er unserem Gefangenen mit der Faust gegen die Schläfe. Er kippte bewusstlos um.
    Für dich ist die Show heute zu Ende …
    Der Bildschirm erhellte sich wieder. Der Schlächter verharrte noch auf dem Bett und hielt den Kopf schief.
    Na, sagen sie dir gerade ins Ohr, was du jetzt machen darfst?
    Er stand auf, nahm sich das Beil und positionierte sich breitbeinig neben dem Bett. Ich wollte nicht hinsehen, konnte aber nicht anders. Der Schlächter hob das Beil über seinen Schädel und ließ es mit brachialer Kraft niedersausen. Die Schneide traf auf Jiaos Fleisch. Blut spritzte fontänenartig aus ihrer Oberschenkelarterie. Der Mann hieb ein ums andere Mal in ihr Bein. Der Ton wurde lauter. Anscheinend wollte die Regie in diesem Theater des Grauens, dass die Zuschauer jedes Geräusch der splitternden Knochen zu hören bekamen.
    Jiao öffnete nur selten die Augen. Blut vermischt mit Speichel lief aus ihrem Mund über das Kinn und versammelte sich in den kleinen Falten an ihrem Hals. Das alles konnte ich haarscharf betrachten. Der Kameramann schien ein Meister seines Fachs zu sein. Er fing immer genau die richtigen Impressionen ein, zeigte die brutalsten Momente in voller Größe und ließ den Schlächter erscheinen wie einen Star.
    Nachdem er Jiao auch das zweite Bein abgetrennt hatte, widmete er sich den Armen. Hierfür brauchte er nur ein paar Hiebe. Der zierliche Körper der Frau hatte der Waffe nichts entgegenzusetzen. Als er sich ihrem Gesicht zuwandte, schien sie noch zu leben. Zumindest glaubte ich, dass sich ihr Brustkorb hob und senkte, und ich meinte zu sehen, dass sie ab und an die Augen öffnete. Theo schlug sich eine Hand vor den Mund, als das Beil zum ersten Mal in ihren zarten Hals fuhr. Ihr Kopf wackelte auf dem Kissen hin und her, der verstümmelte Torso zuckte. Nach zwei weiteren Schlägen hielt der Schlächter ihren Schädel an den Haaren gepackt in die Kamera. Blut floss aus dem Stumpf. In meinen Gedanken stellte ich mir die johlende Menge vor, die applaudierend vor ihren Computern saß und den Tod der Frau bejubelte. Mir blieb nur der Trost, dass sie es jetzt hinter sich hatte und hoffentlich an einem besseren Ort war.
    Das Video fror ein und es geschah nichts mehr. Ich riss endlich meinen Blick los und ließ mich auf den versifften Bürostuhl fallen. Ich legte den Kopf in den Nacken und meine Hände vors Gesicht. Kaum schloss ich die Augen, tanzten die blutigen Bilder vor mir. Die Frau, hilflos und der Sensationslust der Zuschauer ausgeliefert. Wie ein Stück Vieh hatte man sie abgeschlachtet. Sie musste unvorstellbare Qualen erlitten haben.
    »Ist es vorbei?« Snakes Stimme klang matt und ausgelaugt. »Ich hab ja schon vieles gesehen, Keule, aber das übersteigt alles.« Er sprang auf, stieg über unsere bewusstlose Geisel und stellte sich zu uns.
    Theo schwieg weiterhin. Wie in Schockstarre stand er neben mir und blickte entgeistert auf das Standbild. Auch Snake und ich sprachen kein Wort mehr. Jeder von uns hing seinen Gedanken nach und verarbeitete die Livehinrichtung.
    Der Klingelton meines Handys riss mich aus der Lethargie. Ich fegte es fast vom Schreibtisch, als ich danach griff, und nahm ab, ohne auf den Anrufer zu achten.
    »Was hast du für mich, Alex?«
    Am anderen Ende hörte ich bloß Rauschen.
    »Hallo? Alex?«
    »Was ist los mit dir, Tomas? Du hörst dich an, als wärst du auf der Flucht.«
    Meine Mutter! Gott, ich hatte sie und meine Katzen ganz vergessen. Ich hatte kein einziges Mal dran gedacht, mich bei meinen Eltern zu melden.
    »Geht es dir gut, mein Sohn?«
    »Ja … ja sicher, alles in Ordnung,

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