Das Mordgesindel (German Edition)
genau hinsah, las ich die unglaubliche Summe von vierhunderttausend Euro. Das wären mehr als satte dreißigtausend im Monat. Da stimmte doch was nicht. Die Suche nach dem Grund, warum er so ein hohes Jahreseinkommen bezog, verschob ich auf später und sah mir das Formular weiter an. Ich klickte auf das kursiv geschriebene Wort Historie . Eine Liste zeigte in chronologischer Reihenfolge die Geschäfte zwischen Lukas und den Betreibern. Seit einem Jahr war er Mitglied bei dem zweifelhaften Klub der Voyeure. Aber unsere Geisel begnügte sich nicht lange damit, vom Computer aus zuzusehen, was stolze tausend Euro pro Show kostete. Nein, Lukas ging vor elf Monaten dazu über, neben seinen Wahlmöglichkeiten im Internet aktiv dabei zu sein. Drei Frauen hatte er seitdem getötet. Die erste, ohne dass die Community anwesend war, die anderen beiden vor Livepublikum. Dafür hatte er zweihunderttausend Euro hingeblättert.
Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich begriff, was für Menschen hier am Werk waren. Sie entführten Frauen, aller Wahrscheinlichkeit nach auch Männer, und boten sie für viel Geld an. Was der Käufer mit ihnen anstellte, lag in seiner Hand und in der Gunst der Fans.
Ich kehrte zurück zum Formular. An dessen Ende konnte man sich für die nächste Auktion anmelden, die morgen früh an einem geheimen Ort stattfinden sollte. Ohne zu zögern, klickte ich auf Teilnehmen . Mir wurden Zeit und Treffpunkt genannt; ich notierte es mir. Bevor ich nochmals alles bestätigen musste, wurde ich gefragt, ob ich Freunde mitbringen möchte. Ich gab an, dass drei Männer mich begleiten würden und schickte das Formular ab. Auf dem Bildschirm erschien in der blutroten Schrift: Glückwunsch! Ihr seid dabei.
Theo und Snake fragten mich gleichzeitig, was ich da gemacht hätte. Ich erklärte es ihnen. Begeistert waren sie nicht von meinem Plan, in die Höhle des Löwen zu gehen, aber was blieb uns anderes übrig? Wir bekamen von außen die Verantwortlichen nicht zu fassen. Nicht über das Internet und erst recht nicht durch die Politie. Wir mussten uns hineinschmuggeln und von innen heraus versuchen, Diana und die Mörder von Snakes Schwester und von Theos Frau zu finden. Wir konnten froh sein, dass sich uns zufällig diese Möglichkeit bot. Allerdings hieß es auch, dass Theo sich ebenfalls einer Typveränderung unterziehen musste, damit ihn niemand erkennen konnte.
Die Jungs ließen sich nach einigem Hin und Her doch für meine Idee begeistern. Jetzt musste ich nur noch einen davon überzeugen, uns zu begleiten.
Ich ging in die Hocke und tätschelte sanft Lukas’ Wange. Er grunzte, öffnete schwerfällig die Augen und grinste mich an.
»Hat euch die Show gefallen?«
Ich reagierte nicht auf seine Provokation. »Wir machen morgen zusammen einen Ausflug. Bis dahin wirst du uns wie Gäste in deinem Haus behandeln und alles tun, was wir dir sagen, kapiert?«
»Du hast mir gar nichts zu sagen, Milchbubi.« Sein Grinsen wurde breiter und ich sah wieder seine scheußlichen Zähne.
»Ist deine Entscheidung.« Ich zuckte mit den Schultern. »Entweder du nimmst uns mit zur Auktion und gibst uns als deine Freunde aus oder ich lass dich eine Stunde mit meinem Kumpel Theo allein.« Ich deutete auf ihn. »Liegt ganz bei dir.«
Seine Augen weiteten sich und er verstand meine Drohung. Er wusste, dass ich das nächste Mal nicht einschreiten würde, wenn Theo kurz davor war, ihn zu erwürgen.
»Schon gut, schon gut, ich hab’s kapiert.« Er wedelte abwehrend mit den Händen. »Ich helf euch, wenn du mir versprichst, mir den da vom Hals zu halten.« Auch er zeigte jetzt auf Theo.
»Abgemacht.« Ich hätte ihm Gott und die Welt versprochen, damit er sich nicht querstellte. Was mit unserer Geisel passierte, nachdem er uns eingeschleust hatte, war mir herzlich egal. Vielleicht würden die Betreiber ihn als nächstes Objekt versteigern, sollten sie herausfinden, wen er da in ihren erlesenen Kreis mitgebracht hatte.
Ich stand auf und hielt Lukas meine Hand hin. Als ich ihn auf die Beine zog, blieb er schwankend vor mir stehen und fasste sich an die Schläfe. Snakes Schlag schien ein Volltreffer gewesen zu sein.
»Er soll dir seine Schlüssel geben, dann verriegeln wir den Bau und fesseln ihn auf einen Stuhl.« Theo trat gegen einen Wäscheberg. »Snake und ich räumen derweil auf, damit wir uns heute Nacht zumindest ein bisschen ausruhen können, ohne uns die Krätze zu holen.«
Snake rümpfte die Nase, gehorchte aber ohne
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