Das Mordgesindel (German Edition)
seiner Morde dachte er in diesem Moment? Woran geilte sich dieser Hurensohn auf?
»Weißt du, es ist wie eine Sucht. Fängst du einmal an, kannst du nicht mehr aufhören. Aber bald bin ich dazu gezwungen. Ich kann mir das nicht mehr leisten. Ich hab vor einiger Zeit bei meinem Vater gekündigt und von meinen Ersparnissen gelebt.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich an. »Fast den ganzen Tag saß ich vor dem Computer und hab den anderen zugesehen. Ich hatte einfach keine Zeit zum Arbeiten. Mein Konto ist nahezu leer und mein Alter gibt mir kein Geld. Ich kann sie nicht bezahlen und sie werden mich ohnehin zum Teufel jagen. Von daher ist es egal, ob ich morgen sterbe oder nicht. Ohne die Seite habe ich keinen Grund zu leben.« Er legte die Hände flach auf den Tisch und sah mich an wie ein Hund, der gerade etwas Dummes angestellt hatte.
Erwartete dieser Freak etwa, dass ich ihn bemitleidete, weil er bald nicht mehr seinen Hobbys nachgehen konnte?
»Hast du dich auch deshalb immer an den Tatorten rumgetrieben? Weil du dir unbedingt die Toten ansehen wolltest? Wir sind davon ausgegangen, du gehörst zu deren Team.«
»Nur weil ich die Leichen sehen wollte«, antwortete er kleinlaut. Ich ließ es auf sich beruhen. Ihm schien die ganze Sache schon unangenehm genug zu sein.
Mir fiel noch eine wichtige Frage ein, die ich fast vergessen hätte. »Hast du ein Passwort, mit dem du dich einloggst?« Ich hoffte auf eine Antwort, durch die sich Alex Zugang zu der Seite verschaffen konnte.
»Nein, meine IP-Adresse ist bei denen freigeschaltet, so komme ich rein.« Er zwinkerte mir zu. »Es würde auch nichts bringen, meinen Rechner zu hacken, der ist genauso gut geschützt, haben alles die gemacht.«
Ich wusste nicht, wie er meine Gedanken erraten hatte, aber er traf voll ins Schwarze und der kleine Funken Hoffnung verpuffte.
»Genug geplaudert«, ertönte Theos Stimme hinter mir. »Wird Zeit, dass wir unseren Freund festbinden. Nimm einen Stuhl mit, Tomas, und komm mit dem Typ ins Schlafzimmer. Die nächste Show geht bald los.«
Ich tat wie mir geheißen und ging mit Lukas samt Stuhl zurück zu den anderen. Sie standen vor dem Computer. Der Countdown für die nächste Schlachtung lief noch dreißig Minuten.
Kapitel 17
Diana legte die Dornenwalze beiseite. Dieses Mal allerdings mit Erlaubnis von Nummer zweiundzwanzig. Er setzte sich auf und streckte sich. Sein Benehmen erinnerte sie an jemanden, der soeben eine angenehme Massage genossen hatte. Er gähnte, zwischen seinen Zähnen zogen sich lange Speichelfäden. Diana begriff nicht, wie er solch eine Folter als wohltuend empfinden konnte. Sie hatte viel von Sadomaso und BDSM gehört, nicht zuletzt durch das Buch Shades of Grey . Gelesen hatte sie es nicht, aber viele ihrer Freundinnen schwärmten davon und erzählten ihr die besten Abschnitte. Diana hatte nie Derartiges praktiziert, ihr stand der Sinn eher nach Blümchensex und Streicheleinheiten, anstatt sich freiwillig verletzen zu lassen.
Und warum hast du dich dann von Markus schlagen lassen? Weshalb hast du dich nicht gewehrt?
Sie wusste es nicht. Diana hatte sich für jemanden gehalten, der sich niemals von einem Mann so behandeln lassen würde. Und doch war es geschehen.
Nummer zweiundzwanzig riss sie aus ihren Gedanken. »Komm, meine Schöne, wir sind noch nicht fertig.« Er grinste und ging zum nächsten Foltergerät. Er stellte sich an einen massiv aussehenden Holzstamm, duckte sich, legte sich eine an dem Stamm befestigte Schlaufe um den Hals, stand wieder auf und blickte Diana erwartungsvoll an.
Sie stellte sich vor ihn und betrachtete das Blut auf seinem Körper. »Was soll ich machen?« Sie sah ihm nicht in die Augen. Die Gier, die aus ihnen sprach, konnte sie kaum noch ertragen.
»Geh hinter mich.« Seine Stimme überschlug sich vor Vorfreude. »Am Ende der Schlaufe ist ein Griff. Dreh ihn.«
Erst verstand sie Sinn und Zweck dieses Marterwerkzeugs nicht sofort, bis sie zu drehen begann und sich das Seil festzog.
»Wenn ich auf das Holz klopfe, hörst du auf, kapiert?«
»Ja«, antwortete Diana knapp und machte weiter. Die Schlinge zog sich enger. Sie lugte um den Stamm herum und sah, wie sein Hals faltiger wurde und der Strick immer tiefer hineinschnitt. Er gab röchelnde Laute von sich. Die Augen quollen aus den Höhlen. Dennoch lächelte er. Nicht nur Nummer zweiundzwanzig geriet in einen Rausch. Diana leckte sich über die Lippen. Ihr Herz schlug schneller und
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