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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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sich den Nacken. Typisch Mann, Gefühle waren ein Tabuthema. »Die haben eine große on Demand Videothek.«
    Ich verstand nicht, was er meinte. Tomas, der alte Technikkrüppel …
    »Das sind Videos, die du dir immer wieder ansehen kannst. Wie bei YouTube oder in Onlinevideotheken«, klärte Snake mich auf.
    Ich sprang auf. »Zeig es uns.«
     
    Theo klickte sich durch hunderte Videos. Ob wir ausgerechnet das finden würden, was wir suchten, stand in den Sternen. Schließlich wussten wir nicht, ob Theos Frau und Snakes Schwester live oder privat getötet wurden. Mich ekelte der Gedanke beider Möglichkeiten an. Um ehrlich zu sein, wünschte ich mir, dass wir keine der Frauen fanden. Bei Theo war ich mir sicher, dass er den Anblick gut verkraften würde, bei Snake hatte ich meine Zweifel. Ich sah ihn schon vor mir stehen und wie ein Kartenhaus zusammenklappen, danach konnte man ihn in die Klapse einweisen.
    »Stopp!«, schrie Snake und hämmerte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm. »Das ist sie! Das ist sie!«
    Ich atmete tief durch und schloss die Augen. Meine schlimmste Befürchtung traf ein. »Du willst dir das doch nicht etwa ansehen?«
    Snake nickte wie in Zeitlupe und schwieg. Theo folgte seinem Wunsch und klickte das Video an. Ich wollte nicht, dass er sich das ansah, aber was hätte ich tun können? Vielleicht irrte ich mich auch und für ihn war es eine Erlösung, zu wissen, was seiner Schwester Clara zugestoßen war.
    Die Show ging los. Ein verwackeltes Bild zeigte eine Gasse.
    »Ist das nicht De Wallen ?« Ich beugte mich vor, um besser sehen zu können, die Qualität des Videos war miserabel.
    »Sieht so aus«, murmelte Theo und stellte den Ton lauter.
    Ich hörte dumpfe Schläge, ein Stöhnen, ein gieriges Lachen. Der Kameramann schlich um eine Ecke und zoomte das Geschehen näher heran. Drei Männer standen um eine Frau herum und ein weiterer lag auf ihr. Die rhythmischen Bewegungen des Kerls ließen nur einen Schluss zu: Sie wurde vergewaltigt.
    Abwechselnd missbrauchten und schlugen alle vier Clara. Snake weinte. Sein Schluchzen vermischte sich mit dem Stöhnen der Vergewaltiger zu einer schrägen Symphonie. Theo spulte das Video vor, er wollte uns die folgende halbe Stunde, gefüllt mit Prügel und brutalem Sex, ersparen. Erst als die Männer von Clara abließen, drückte Theo auf den Startknopf.
    »Trink das, du Fotze.« Sie lachten grunzend und pissten Clara von oben bis unten voll.
    Ich sah, wie Snakes Hände sich um die Stuhllehnen krampften. Seine Trauer verwandelte sich in Hass. Sein Kopf explodierte fast, so rot lief er an.
    »Wenn ich euch kriege, dann Gnade euch Gott!«
    Aber Snake hatte es noch nicht überstanden. Einer der Männer hob Clara vom Boden auf und hielt sie unter den Achseln gepackt in aufrechter Position. Von allein konnte sie nicht mehr stehen, sie war kaum bei Bewusstsein.
    »Los, mach ihr den Garaus, Pete! Als krönenden Abschluss deiner Geburtstagsparty.« Der Sprecher wieherte wie ein Pferd und die anderen stimmten in die Anfeuerungen mit ein.
    »Pe-ete, Pe-ete, Pe-ete.« Wie ein Singsang schallten die Rufe durch die Gasse.
    Ein blonder Typ – wahrscheinlich Pete – stellte sich vor Clara und legte ihr die Hände um den Hals. Er drückte zu und trotz des schlechten Bildmaterials konnte ich sehen, dass Claras Augen sich weiteten und ein letzter Funken Kampfeswille in ihr erwachte. Sie strampelte mit den Füßen, ließ ihre Arme vorschnellen und zerkratzte Petes Gesicht. All ihre Gegenwehr nutzte nichts. Pete drückte unerbittlich zu, bis Clara in der Luft hängend zusammensackte. Das Schauspiel war vorbei. Am Ende des Videos wurde darauf hingewiesen, dass dies keine der Liveshows gewesen sei, sondern eine Aufzeichnung, die mit Einverständnis der Kunden zur Verfügung gestellt wurde.
    Also filmten die Betreiber der Seite immer heimlich mit, wenn sie die Opfer den Kunden auslieferten. Interessant. Und noch ein Licht ging mir auf.
    »Deshalb findet die Politie ständig Leichen in den Gassen von De Wallen oder in den Kanälen. Sie töten sie nicht nur in ihren Themenzimmern oder hetzen sie über den Bauernhof, sondern jagen sie auch mitten durch die Stadt. Wie kann es sein, dass das niemand mitbekommt?«
    Weil die Menschen die Augen verschließen, das kennen wir doch schon, Tomas, altes Haus  …
    »Die Leute haben Angst.« Theo schloss das Video.
    Es war für mich unvorstellbar, wie ein derartiges Gesindel – passendes Wort, wie ich fand – fernab des Legalen oder

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