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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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sie ungefähr eine Stunde mit uns durch die Gegend. Mit verbundenen Augen fühlte ich mich dabei wie ein Cocktail in einem Mixer. Ich wurde hin- und hergeworfen, stieß mit jemandem zusammen, schlug mit dem Kopf gegen die Innenseite des Vans und hätte kotzen können, so schlecht war mir.
    Während der ganzen Fahrt sprach niemand ein Wort. Keiner von uns und keiner von ihnen. Ich hatte mit Instruktionen gerechnet, wie wir uns bei der Auktion zu verhalten hätten. Wahrscheinlich geschah dies erst, wenn sie uns zu ihrem geheimen Refugium gebracht hatten. Falls die immer so mit ihren Kunden umgingen, würde ich als solcher eine Beschwerde einlegen. Zur Geheimhaltung ihres Aufenthaltsortes war die Art des Transports selbstverständlich die beste Wahl. Wenn niemand außer den Betreibern wusste, wo sich Mord und Totschlag abspielten, konnte ihnen keiner auf die Schliche kommen. Ich überlegte krampfhaft, ob ich ein Gebiet in den Niederlanden kannte, in dem man eine derartige Show abziehen konnte. Es musste abgelegen und gut zu sichern sein. Mir fiel kein passendes Objekt ein. Ich konnte mir dergleichen eigentlich an keinem Ort der Erde vorstellen. Jemandem musste doch ein riesiger Komplex auffallen, zu dem auch ein Bauernhof gehörte.
    Denk dran, Tomas, altes Haus: Die Leute sehen nur das, was sie sehen wollen. Alles andere ist ihnen egal.
    War es möglich, dass die Betreiber ihr Anwesen als Fabrik tarnten?
    Kaufen Sie sich einen Schraubenschlüssel von XY und bekommen Sie eine Leiche umsonst dazu  …
    Für mich schien das die logischste Erklärung zu sein. Alternativlösungen sah ich nicht.
    »Wir sind da«, rief ein Mann.
    Der Wagen bremste abrupt und ich kugelte fast durch den ganzen Innenraum, bevor der Van endgültig stehen blieb. Starke Hände zerrten mich aus dem Auto und führten mich. Es musste ein Kiesweg sein, es knirschte unter meinen Füßen und ich hörte die anderen, wie ihre Schuhe über die kleinen Steine glitten. Jemand schob einen Schlüssel in ein Schloss. Eine Tür öffnete sich. Der Wärmeunterschied zwischen draußen und dem Inneren war deutlich spürbar. Drinnen war es irgendwie  … kühler. Die Hände schoben mich weiter vorwärts, bis ich mit den Schienbeinen gegen etwas stieß, mich jemand umdrehte und mir auf die Schultern drückte. Ich ließ mich fallen und landete mit meinem Hintern auf einem Stuhl. Sie rissen mir die Augenbinde vom Kopf und ich blinzelte wegen der hellen Scheinwerfer, die mir die Netzhaut wegbrennen wollten. Als sich meine Augen endlich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich Theo, Lukas und Snake neben mir sitzen. Mindestens fünfzig weitere Stühle standen akkurat in mehreren Reihen hintereinander. Einige waren bereits besetzt, viele noch frei. Ein Kunde nach dem anderen wurde mit Augenbinde von einem Muskelprotz in den Saal gebracht und auf einen Stuhl gepflanzt. Allen wurde also dieselbe ruppige Behandlung zuteil. Beruhigte mich das? Nicht wirklich. Ich befühlte eine der Berettas durch den Stoff meiner Jacke hindurch und dankte Gott dafür, dass sie uns keiner Leibesvisitation unterzogen hatten, bevor sie uns in ihr Allerheiligstes brachten. Ich beugte mich über Theos Schoß und zog Lukas am Kragen zu mir.
    »Ist das die normale Prozedur? Wollen die nicht wissen, wer wir sind?«
    »Das kommt später. Erst zeigen sie dir die Ware und machen dir den Mund wässrig. Wenn du dann etwas kaufst, prüfen sie deine Bonität.«
    Darüber brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Theo hatte uns im Auto gesagt, er habe sich damals, als seine Frau ermordet wurde, eine zweite Identität zugelegt, die er jetzt benutzen konnte, um sich als mein Vater auszugeben, der seinem Sohn ein Geschenk zum ersten Hochzeitstag machen wollte.
    Ich löste den Klammergriff um die Beretta und legte die Hände auf meine Oberschenkel. Wie ein braver Schuljunge wartete ich auf die Lehrerin oder eher dem Saal entsprechend: eine Aufführung des Schultheaters. Eine große Bühne, ausgeleuchtet mit grellen Scheinwerfern, nahm den meisten Raum ein. Die Plätze füllten sich bis auf den letzten Stuhl und es herrschte ein gespanntes Schweigen. Viele der Besucher sah ich nur von hinten. Graue Haare, Glatzen, tiefschwarze Locken und Köpfe mit Armeehaarschnitt versperrten mir teilweise die Sicht. Ich entdeckte sogar einen brünetten Haarschopf, der eindeutig einer Frau gehörte.
    Links von der Bühne stieß ein Hüne eine Tür auf. Über der Schulter trug er eine Frau und schleppte sie schwer atmend eine

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