Das Mordhaus (German Edition)
nahm Platz. »Bis wir das DNS-Profil haben, geht die Fahndung nach Schmidt weiter. Herr Ratz und Frau Balke ha ben die Eltern des Opfers nach einem möglichen Aufenthaltsort schon be fragt, sie wussten nichts. Wir werden Freunde und wei tere Ver wandte aufsuchen. Vielleicht haben wir Glück, und je mand weiß, wo er steckt.«
»Okay.« Diana stand auf. »Machen wir uns an die Arbeit, Jungs.«
Schroer hob die Hand. »Moment, Frau Balke. Sie und Ratz wer den umgehend in den Ruheraum gehen und sich ein paar Stun den aufs Ohr legen. Sie brauchen Schlaf. Ich kann übermü dete Beamte nicht gebrauchen. Ihre Kollegen werden sich in der Zeit um die Befragun gen kümmern.«
Diana schob die Unterlippe vor. Sah das bei ihr immer so nied lich aus?
»Verstanden«, sagte sie und verschränkte die Arme.
Diana und ich gingen in den Ruheraum. Dort warteten gemüt liche Liegen auf uns. Schroer hatte recht, wir brauchten Schlaf. Ich konnte kaum noch geradeaus sehen. Die Bilder verschwam men mir vor den Augen. Und schließlich gab es fünf weitere fähi ge Ermittler, die ein paar Stunden ohne uns auskommen konn ten.
Ich ließ die Rollläden runter und zog mich bis auf die Unterho se aus. Auch Diana legte einen Großteil ihrer Kleidung ab. Am Ende stand sie in Slip und Top an ihrer Liege. Ich konnte die Au gen nicht von ihr abwenden. Verdammt, hatte diese Frau einen fantastischen Körper. Gut, sie war jung, da zog die Erdanziehung noch nicht an dem Gewebe.
Sie bemerkte, dass ich sie anstierte. »Aber, aber, Herr Ratz, wo schauen Sie hin?« Sie kicherte und posierte vor mir.
Ich wandte den Blick ab und schämte mich, sie angestarrt zu ha ben.
Ich legte mich auf die Matratze, ohne sie nochmals anzusehen. »Hab mich nur davon überzeugt, dass du fit genug bist für die sen Job. Und jetzt schlaf.«
»Gut rausgeredet, Tomas.« Sie lachte. Die Liege knarrte, als sie sich hinlegte. »Schlaf schön.«
Nach kurzer Zeit konnte ich sie leise und langsam atmen hö ren. Sie hatte keine Probleme gehabt, einzuschlafen. Mich hindert e eini ges. Bilder des Unfalls schwirrten durch meinen Kopf. Die grausame Realität überwältigte mich beinahe. »Du trägst Mitschuld an ihrem Tod«, flüsterte das Teufelchen in mein Ohr. »Du hast sie in den Tod gejagt.« Hatte das kleine rote Männchen recht? Oder war es eine Verkettung unglücklicher Umstände? Ich musste daran glauben, dass dem so war. Klar, ich hatte Anke mit meiner Reaktion auf ihren Scheidungswunsch Angst gemacht, aber nicht ich war ihr ins Auto gekracht. Den Unfall hatte sie ver ursacht und sie war schuld, dass es überhaupt so weit gekommen war und sie war zudem schuld an dem Tod unserer Tochter. Wie so sollte mein Herz also an Schuldge fühlen zerbrechen, wenn in Wahrheit alles, was passiert war, in ihrer Hand gelegen hatte? Wenn sie sich nicht hätte scheiden lassen wol len und sie keinen anderen gefi... Ich ballte die Hände zu Fäusten. Beruhige dich, Tomas, alter Freund. Das bringt nichts. Wut ist kein guter Beglei ter. Find dich damit ab, was geschehen ist und leb dein Leben weiter. Leichter gesagt als getan! Die Zeit heilt alle Wunden ... Genug der Lebensweisheiten!
Ich wischte die Gedanken aus meinem Kopf und drehte mich auf die andere Seite. Es musste mir doch möglich sein, zu schla fen. Ich versuchte an nichts zu denken und es klappte. Langsam klopfte der Sandmann an meine Tür und bat um Einlass. Beinahe wäre er über die Schwelle getreten. Dann traf es mich wie ein Schlag. Meine Schwester Kerstin! Verdammt! Gestern Abend hat te ich befürchtet, dass sie und meine Nichte in Gefahr sein könn ten, war aber einge schlafen und nach dem Aufwachen blieb mir keine Zeit an sie zu denken. Die Ereignisse hatten sich überschla gen. Erst die Tochter von meiner Nachbarin, dann die Kormeyers, die Schmidts ... Kerstin war in dem Wust total untergegangen.
Ich kramte das Handy aus meiner Hose, die ich achtlos auf den Boden geworfen hatte und probierte, sie anzurufen. Sie ging nicht ran. Mist! Ich wollte ihr gerade eine SMS schreiben, als mein Handy laut piepsend eine Nachricht ankündigte. Ich blieb still liegen. Diana rührte sich nicht. Man, hatte die einen festen Schlaf! Ich öffnete die Textnachricht, sie war von Kerstin.
Hi, Tomas, sitze mit Lucy beim
Zahnarzt im Wartezimmer. Kann gerade
nicht telefonieren :( ! Was gibt es? Küsschen.
Ich atmete durch. Ihr ging es gut, sie konnte im Moment nur nicht telefonieren. Ich schrieb zurück.
Hi, Kerstin. Frag nicht,
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