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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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in die Pflicht des Klüngels genommen?»
    «Davon ist auszugehen. Ansonsten wäre der Prozess am Amtsgericht verhandelt worden und nicht am Landgericht. Nur so konnte Mangel Einfluss nehmen.»
    «Soweit ich mich erinnere, befindet sich die Spedition Wuhlheide in Rheinland-Pfalz und nicht in Nordrhein-Westfalen.»
    «Richtig, das tut der Sache aber keinen Abbruch. Es ist nur ein Katzensprung über die Landesgrenze. Die Mangels stammen aus Remagen. Sie haben ihren Einfluss im Laufe der sechziger Jahre nach Bonn und Köln ausgeweitet. Zuvor hatten sie bereits intensive Geschäftsbeziehungen. Man kannte sich gut. Sie verstehen, was ich meine?»
    Kilian nickte. «Etwas verworren, diese Zusammenhänge.»
    «Das sollen sie auch sein. Sonst könnte ja gleich jeder hinter die Verwicklungen der ehrenwerten Familien blicken.»
    «Gut, nehmen wir an, es ist so, wie Sie es beschreiben. Wieist der Fall Rosie Wilde, Ihrer Meinung nach, damals gelaufen?»
    «Zählen Sie doch eins und eins zusammen. So wie es unser Gerichtspräsident auch getan hat. Leider zu spät.»
    «Er hat von den Zusammenhängen erst nach dem Prozess erfahren?»
    «Ja, sonst wäre vieles anders gelaufen.»
    «Und jetzt fürchtet er, dass Licht auf die Sache fällt?»
    «Ist anzunehmen.»
    «Welche Rolle spielte Zinnhobel?»
    «Zumindest eine duldende. Er muss von der milden Strafforderung Mangels überrascht gewesen sein. Ich weiß nicht, was genau im Hintergrund gelaufen ist, auf jeden Fall lag er ganz auf Mangels Linie. Letztlich ist es ihm, dem erklärten Frauenhasser, nicht schwergefallen, dieses Urteil zu fällen, und mit den abgefahrenen Bremsen hatte er ja auch eine perfekte Steilvorlage.»
    Kilian ließ sich die geschilderten Zusammenhänge durch den Kopf gehen. Wenn es wirklich so war, wie die Staatsanwältin berichtete, dann hatte er es hier mit einer mafiösen Struktur zu tun, die bis nach Würzburg reichte. Das würde seinem Chef sicher nicht gefallen, noch weniger dem Gerichtspräsidenten und der gesamten Justitia in Würzburg. Doch welche Rolle spielte Lichtenhagen dabei? Sie war erstaunlich gut informiert, und dennoch hatte sie sich während der damaligen Vorgänge zurückgehalten.
    «Sie mochten Mangel nicht», sagte er.
    «Nein.»
    «Wieso eigentlich? Sie stammen offenkundig aus dem näheren Umfeld des früheren Staatsanwalts.»
    «Nicht alle gehören dem Klüngel an. Eines Tages werde ich an den Rhein zurückkehren, und da möchte ich nicht als Verräterin gehandelt werden.»
    «Sie haben meine Frage nicht beantwortet.»
    Lichtenhagen trank den Rest Prosecco aus und stand auf. «Was glauben Sie, warum ich Jura studiert habe? Sicher nicht, um die Welt zu verbessern. Doch im Kleinen, in meinem beschränkten Umfeld, kann ich solche korrupten Schweine wie die Mangels einfach nicht ertragen. Aber davon abgesehen, Mangel war mir schlicht im Weg. Auch ich möchte Oberstaatsanwältin werden. Das werden Sie doch verstehen, oder?»
    Kilian nickte. «Muss ich wohl.»
    «Seien Sie nicht von mir enttäuscht. Ich war ehrlich zu Ihnen. Das ist mehr, als Sie von vielen meiner Kollegen erwarten können. Und, bevor Sie einen Schritt zu weit bei Ihren Überlegungen gehen: Ich habe mit dem Tod Zinnhobels und Mangels nichts zu tun. Das hat, Gott sei Dank, jemand anderes übernommen. Ich habe Ihren Blick auf einen Fall gerichtet, der zum Himmel stinkt. An Ihrer Stelle würde ich in dieser Sache weitermachen. Ich bin sicher, dass es da noch mehr zu finden gibt.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Wie ich es gesagt habe. Mehr kann ich Ihnen leider nicht anbieten. Ich bedanke mich für die nette Einladung und den köstlichen Imbiss. Bis zum nächsten Mal.»
    Kilian ließ sie ziehen. Erst als sie um die Ecke gebogen war, fiel ihm auf, dass sie ganz in Weiß gekleidet war.

31
    Die Rechnung lautete auf neunzehn Euro sechzig. Recht happig für eine Dorade vom Grill und ein Glas Wein, dachte Heinlein. Schließlich war er von der Stadt rund zehn Kilometer entfernt. Dafür saß er aber auf der Terrasse eines italienischen Restaurants am Ufer des Mains mit freiem Blick auf den Jachthafen. Das hatte nun mal seinen Preis. Kilian wäre nicht so kleinlich, dachte er. Der war solche Preise aus Italien gewohnt. Doch das würde sich bald ändern, wenn er eine Familie zu ernähren hatte.
    Heinlein stieg in den Wagen und fuhr in den Ort, nachdem er den Fiat Uno in Augenschein genommen hatte. Er wollte sichergehen, dass er nichts übersah, wenn er den Unfalltod von Rosie Wilde untersuchte.

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