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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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ohne eine Rast einzulegen. In seiner Aussage hatte er vom Zeitdruck gesprochen, unter dem die ganze Branche zu leiden hatte. Wer dem nicht standhalten konnte, hatte in diesem Geschäft nichts verloren. Der Tod Rosie Wildes war nach dieser Definition als Kollateralschaden zu bezeichnen. Ab morgen, nahm sich Heinlein vor, würde er besonders darauf achten, nur noch Produkte aus der Region zu konsumieren, damit dieser Transportwahnsinn endlich aufhörte.
    Obwohl für den gesamten Abschnitt eine Geschwindigkeitsbegrenzunggalt, flogen die Fahrzeuge nur so an ihm vorbei. An jenem Morgen musste es genauso gewesen sein. Jeder war trotz des Nebels schnell unterwegs. Die von der A3 einscherenden Fahrzeuge mussten also einen günstigen Moment erwischen, um sich in den ständigen Strom einfädeln zu können. Oder es herrschte, wie es immer wieder vorkam, das Gesetz des Stärkeren. Sollte doch der Schwächere darauf achten, nicht unter die Räder zu kommen. Den Eigenschaden übernahm die Versicherung beziehungsweise der Unfallgegner, der erst mal seine Unschuld beweisen musste. Oder die dritte Möglichkeit: Der Fahrer des Sattelschleppers war schlicht übermüdet und konnte die Gefahrensituation nicht mehr richtig einschätzen. Gepaart mit der Masse eines Vierachsers war dies eine nachvollziehbare Hypothese.
    «Was machst du denn hier?», fragte eine Stimme hinter ihm, die sich gegen den vorbeiziehenden Fahrlärm zu behaupten suchte.
    «Die Frage sollte ich dir stellen», antwortete Heinlein.
    Kilians Reaktion ging im schrillen Pfeifen durchdrehender Reifen unter. Ein Pkw hatte die schmale Lücke im Verkehrsstrom genutzt, um auf den Autobahnzubringer zu gelangen.
    «Mächtig was los hier», sagte Heinlein. «Komm, lass uns ein Stück weitergehen.»
    Über eine kleine Böschung gelangten sie auf ein brachliegendes Zwischenstück, das die Fahrbahn vom angrenzenden Acker trennte.
    «Es gibt Neuigkeiten», begann Kilian. «Ich habe nochmals mit Staatsanwältin Lichtenhagen gesprochen. Sie kannte Mangel und seinen Clan in Bonn gut. So wie es aussieht, hat Mangel auf Druck seines Vaters Frank Wuhlheide verteidigt. Ein Ehrendienst unter befreundeten rheinischen Familien, sozusagen.»
    «Interessant», bestätigte Heinlein. «Mangel und Wuhlheide waren sich demnach nicht unbekannt.»
    «Ob sie sich persönlich kannten, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben deren Väter geschäftliche Beziehungen unterhalten.»
    «Und Zinnhobel?»
    «Bisher keine Verbindung. Auffallend bleibt jedoch, dass er dem Antrag der Staatsanwaltschaft bereitwillig gefolgt ist. Und, was treibt dich hier raus?»
    «Ich wollte mir die Unfallstelle mal genauer ansehen», antwortete Heinlein und berichtete von seinen Besuchen in der Werkstatt und bei Susanne Härtlein, Wildes neuer Lebensgefährtin.
    «Dann sollten wir mit diesem Herrn Wilde mal ein Wort wechseln», schlug Kilian vor.
    «Gute Idee. Schnell weg hier, bevor uns einer auf den Kühlergrill nimmt.»
    Beim Rückweg zu den Fahrzeugen fielen ihnen im verdorrten Gras Blumen auf, die sich gegen die Hitze der letzten Wochen erfolgreich durchgesetzt hatten. Ein seltener Anblick in diesen Tagen. Doch hinter den Blumen, die gegen einen Stein gelehnt waren, versteckte sich noch etwas anderes.
    Heinlein bückte sich. «Schau dir das mal an.»
    Der Stein entpuppte sich als behauenes Kreuz, das eine Inschrift trug. Sie war im Gegensatz zu den bisherigen Schriften deutlich zu erkennen.
    «Meiner Rós Fódhla», las Kilian vor. «Was soll das nun wieder bedeuten?»
    Doch weit mehr als die Entschlüsselung dieser kryptischen Botschaft interessierte Heinlein die Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe des Unfallortes ein steinernes Kreuz stand. «Glaubst du immer noch an Zufälle?»
    Kilian suchte nach den richtigen Worten. «Kreuze als Erinnerung an einen Unfalltoten sind nichts Außergewöhnliches. Die findet man überall an den Straßen. Zugegeben, ich denke dabei allerdings eher an ein Holzkreuz als an so etwas.»
    «Richtig. Und das hier ist kein alter Stein.»
    «Dann hat Wilde seiner Frau eben ein Steinkreuz gesetzt. Warum nicht?»
    «Das werden wir noch herausfinden.»
    Heinlein machte mit seinem Handy eine Aufnahme. Die Inschrift Rós Fódhla war deutlich zu erkennen. Was mochte dieser Ausdruck bedeuten, fragte er sich. Hatte er etwas mit Rosie Wilde zu tun? Für einen Grenzstein war dieses Objekt eindeutig zu hochwertig, und die Inschrift ließ an alles andere denken als an eine Grenzmarkierung. Er schickte das Bild

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