Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
der Waffen den Afrikanern überlassen?^ fragte er. >Das können wir doch selbst übernehmen und dabei noch ein paar Hunderttausend mehr kassierend So verdient Iwan einen Großteil seines Geldes. Er hat seine eigene Transportflotte. Er kann Waffen in jeden Winkel der Welt bringen. Alles, was er braucht, ist eine Landebahn.«
    »Hat Iwan jemals den Verdacht gehabt, dass Sie das Gespräch mitgehört haben?«
    »Er hat nie etwas getan oder gesagt, was darauf schließen lässt.«
    »Gab es ein weiteres Treffen mit den Afrikanern?«
    »Sie sind am nächsten Abend in unser Haus in Schukowka gekommen, nachdem sie Gelegenheit gehabt hatten, wieder nüchtern zu werden. Es ging nicht so herzlich zu wie bei der ersten Zusammenkunft. Es wurde viel geschrien, besonders von Iwan. Mein Mann hat es nicht gern, wenn er hintergangen wird. Dann zeigt er sich von seiner schlimmsten Seite. Er hat den Afrikanern gesagt, dass er über ihre Pläne im Bilde ist. Und dass es keine Ware gibt, wenn sie ihn an dem Geschäft nicht angemessen beteiligen. Der Riese mit dem Bariton brüllte eine Zeit lang zurück, hat sich aber schließlich Iwans Forderung nach mehr Geld gebeugt. Am nächsten Abend, bevor sie nach Hause geflogen sind, wurde der neue Handel mit einem zweiten Gelage gefeiert. Alle Sünden waren vergeben.«
    »Die Waffen, um die es ging - wie haben sie sie genannt?«
    »Sie sprachen von Nadeln. Das russische Wort für Nadel ist
igla.
Ich glaube, die westliche Bezeichnung für dieses Waffensystem ist SA-18. Das ist eine schultergestützte Flugabwehrrakete. Ich bin zwar keine Expertin in solchen Dingen, aber soviel ich weiß, ist die SA-18 sehr genau und äußerst effektiv.«
    »Sie gehört zu den gefährlichsten Flugabwehrraketen der Welt. Aber sind Sie sich sicher, Elena? Haben sie ganz bestimmt das Wort
igla
benutzt?«
    »Absolut sicher. Und ich bin mir auch sicher, dass es meinem Mann egal war, dass durch diese Waffen Hunderte oder sogar Tausende unschuldiger Menschen umkommen könnten. Ihn hat nur interessiert, dass er seinen Anteil bekommt. Was sollte ich mit diesem Wissen anfangen? Ich konnte doch nicht einfach dasitzen und die Hände in den Schoß legen.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Was
konnte
ich schon tun? Zur Polizei gehen? Wir Russen gehen nicht zur Polizei. Wir Russen meiden die Polizei. Zum FSB gehen? Mein Mann
ist
der FSB. Sein Netzwerk operiert unter dem Schutz und mit dem Segen des FSB. Wäre ich zum FSB gegangen, hätte Iwan fünf Minuten später Bescheid gewusst. Und meine Kinder hätten ohne Mutter aufwachsen müssen.«
    Einen Augenblick lang standen ihre Worte im Raum, eine unnötige Erinnerung an die Konsequenzen des Spiels, das sie spielten.
    »An die russischen Behörden konnte ich mich nicht wenden, also musste ich eine andere Möglichkeit finden, wie ich die Welt wissen lassen konnte, was mein Mann vorhat. Ich brauchte jemanden, dem ich vertrauen konnte. Jemanden, der Iwans Geheimnis aufdecken konnte, ohne mich als Informationsquelle preiszugeben. Ich kannte so jemanden. Eine Frau. Ich habe mit ihr zusammen an der Leningrader Staatsuniversität Sprachen studiert. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hatte sie sich in Moskau als Journalistin einen Namen gemacht. Ich glaube, ihre Arbeit ist Ihnen bekannt.«
     
    Gabriel hatte Elenas Aufrichtigkeit gelobt, doch was ihr Gespräch anging, war er in einem Punkt nicht ganz offen gewesen: Er war nicht der einzige Zuhörer. Mithilfe zweier versteckter kleiner Mikrofone und einer gesicherten Satellitenverbindung wurde ihr Gespräch live an vier Orte auf dem Globus übertragen: an den King Saul Boulevard in Tel Aviv, in die Zentralen von MI5 und MI6 in London und schließlich an die globale Einsatzzentrale der CIA in Langley, Virginia. Adrian Carter saß dort auf seinem gewohnten Platz, dem, der für den Direktor der Operationsabteilung reserviert war. Für seine Ruhe und Abgeklärtheit in Krisenzeiten bekannt, wirkte er von dem Gespräch ein wenig gelangweilt, als lausche er einer geistlosen Radiosendung. Das änderte sich jedoch schlagartig, als Elena das Wort
igla
über die Lippen kam. Da er des Russischen mächtig war, brauchte er nicht auf Elenas Übersetzung zu warten, um die Tragweite des Wortes ermessen zu können. Ohne sich den Rest ihrer Erklärung anzuhören, griff er zu dem Telefon, das ihn über eine direkte Leitung mit dem Büro des Direktors verband. »Die Pfeile Allahs gibt es wirklich«, sagte er. »Jemand muss das Weiße Haus

Weitere Kostenlose Bücher