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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Ihnen von dem Handel erzähle, hätten Sie genug Informationen, um die Waffen zu finden, bevor sie eingesetzt werden können. Aber was hat es gebracht? Zwei Menschen sind tot. Meine Freundin in Moskau kann ihre Wohnung nicht verlassen. Und die Raketen meines Mannes sind immer noch irgendwo da draußen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es unmöglich ist, Elena. Nur dass es schwierig wird.«
    »Was brauchen Sie noch?«
    »Schriftliche Unterlagen wären uns eine Hilfe.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Endverbleibserklärungen. Rechnungen. Versandpapiere. Transportdokumente. Bankunterlagen. Überweisungsdaten. Alles, was wir kriegen können und was uns hilft, den Handel nachzuvollziehen oder den Weg der Ware zu verfolgen.«
    Sie schwieg einen Moment. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme kaum lauter als das Säuseln des Windes, der durch die Baumwipfel strich.
    »Ich glaube, ich weiß, wo solche Unterlagen sein könnten«, sagte sie.
    Gabriel sah sie an. »Wo, Elena?«
    »In Moskau.«
    »Könnten wir dort an sie herankommen?« »Sie nicht. Ich müsste es tun. Und ich müsste es allein tun.«
     
    »Mein Mann ist überzeugter Stalinist. Allerdings gibt er das normalerweise nicht zu, nicht einmal in Russland.«
    Elena trank einen Schluck Rose, hielt ihn dann ins verblassende Sonnenlicht und prüfte die Farbe.
    »Seine Verehrung für Stalin hatte Einfluss auf seine Immobiliengeschäfte. Schukowka, der Moskauer Vorort, in dem wir jetzt wohnen, war früher einmal eine Datschensiedlung, die für die höchsten Parteifunktionäre und ein paar herausragende Wissenschaftler und Musiker reserviert war. Iwans Vater war kein so hohes Tier, dass er eine Datscha in Schukowka bekam, und das hat Iwan immer sehr gewurmt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als jeder, der Geld hatte, dort Eigentum erwerben konnte, kaufte er sich ein Grundstück, das mal Stalins Tochter gehört hat. Außerdem hat er sich eine Wohnung im »Haus an der Uferstraße« gekauft. Er benutzt sie als Zweitwohnung und unterhält dort ein Privatbüro. Außerdem vermute ich, dass er dort mit seinen Mätressen hingeht. Ich bin nur ein paar Mal dort gewesen. In diesem Haus spuken Geister. Die Bewohner sagen, dass man sie nachts, wenn man genau hinhört, immer noch schreien hören kann.«
    Sie sah Gabriel einen Augenblick lang schweigend an.
    »Kennen Sie das Haus, von dem ich rede, Mr. Allon? >Das Haus an der Uferstraße    »Das große Gebäude an der Serafimowitschastraße mit dem Mercedes-Stern oben drauf. Es wurde Anfang der Dreißigerjahre für die führenden Vertreter der Nomenklatura gebaut. Stalin hat es während der Großen Säuberung in einen Ort des Schreckens verwandelt.«
    »Offensichtlich haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht.« Sie spähte in ihr Weinglas. »Stalin hat annähernd achthundert Hausbewohner ermordet, auch den Mann, der in der Wohnung meines Mannes lebte. Er war leitender Beamter im Außenministerium. Stalins Handlanger haben ihn verdächtigt, für die Deutschen zu spionieren, deshalb wurde er zum Schießplatz Butowo gebracht und erschossen. Niemand weiß, wie viele Opfer Stalins da draußen verscharrt sind. Vor ein paar Jahren hat die Regierung das Gelände der russisch-orthodoxen Kirche übertragen, und seitdem wird sorgfältig nach den Überresten der Ermordeten gesucht. Es gibt in Russland keinen traurigeren Ort als Butowo, Mr. Allon. Witwen und Waisen schreiten die Gräben ab und fragen sich, wo ihre Männer und Väter wohl liegen. Wir trauern um Stalins Opfer in Butowo, während Leute wie mein Mann Millionen für ihre Wohnungen im >Haus an der Uferstraße < bezahlen. So etwas gibt es nur in Russland.«
    »Wo liegt die Wohnung?«
    »Im neunten Stock, mit Blick auf den Kreml. Er und Arkadij haben rund um die Uhr einen Wachmann dort postiert. Die Tür zu Iwans Büro ist mit Holz verkleidet, aber darunter ist sie aus bombensicherem Stahl. Gesichert ist sie mit einem elektronischen Türschloss mit Tastatur und biometrischem Fingerabdruck-Scanner. Nur drei Leute kennen den Code und kommen mit ihrem Fingerabdruck hinein: Iwan, Arkadij und ich. Im Büro steht ein passwortgeschützter Computer. Außerdem gibt es einen Tresor mit der gleichen Tastatur und dem gleichen Scanner, demselben Passwort und so weiter. Alle Geheimnisse meines Mannes befinden sich in diesem Tresor. Sie sind auf Disketten gespeichert und mit KGB-Software verschlüsselt.«
    »Dürfen Sie dieses Büro betreten?«
    »Unter normalen Umständen nur zusammen mit Iwan. Doch in

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