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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Generale de l'Aviation Civile, der französischen Zivilluftfahrtbehörde. Wie es scheine, sagte Monsieur Boisson, gebe es ernste Probleme im Zusammenhang mit Flügen, die Monsieur Charkow in letzter Zeit mit seinem Flugzeug unternommen habe - Probleme, wie der Regionalleiter unheilvoll hinzufügte, die sich nicht am Telefon besprechen ließen. Er forderte Monsieur Charkow auf, sich um ein Uhr nachmittags auf dem Flughafen Nizza einzufinden, um ein paar einfache Fragen zu beantworten, nicht ohne daraufhinzuweisen, dass Monsieur Charkows Flugzeug beschlagnahmt und mindestens neunzig Tage einbehalten werde, falls er es vorziehe, nicht zu erscheinen. Nach einer Schimpfkanonade gegen die Franzosen, die exakt eine Minute und siebenunddreißig Sekunden dauerte, versprach Iwan, zur genannten Zeit zu kommen. Monsieur Boisson erwiderte, dass er sich auf das Treffen freue, und legte auf.
    Elena Charkowa erfuhr von den Unannehmlichkeiten ihres Mannes, als sie in der Villa Soleil anrief, um Iwan und den Kindern einen guten Morgen zu wünschen. Mit Iwans Zorn konfrontiert, machte sie ein paar beschwichtigende Bemerkungen und versicherte ihm, dass bestimmt nur ein Missverständnis vorliege. Danach sprach sie kurz mit Sonja und wies sie an, mit den Kindern an den Strand zu gehen. Als Sonja fragte, ob sie noch einmal mit ihrem Mann sprechen müsse, zögerte Elena zunächst und antwortete dann, ja, sie müsse in der Tat noch einmal mit ihm sprechen. Als Iwan wieder an den Apparat kam, sagte sie ihm, dass sie ihn sehr liebe und sich darauf freue, ihn am Abend zu sehen. Aber Iwan war weiterhin damit beschäftigt, ausschließlich über sein Flugzeug und die Unfähigkeit der Franzosen zu reden. Elena murmelte:
»Doswidanja, Iwan«,
und kappte die Verbindung.
     
    Normalerweise hatte Gabriel eine Engelsgeduld, aber jetzt, in den letzten zermürbenden Stunden vor dem geplanten Einbruch in Iwans Geheimtresor, wurde er unruhig. Es war Angst, sagte er sich. Angst, wie man sie nur in Moskau bekam. Die Angst, ständig beobachtet zu werden. Ständig belauscht zu werden. Die Angst, er könnte sich in der Lubjanka wiederfinden und diesmal nicht mit dem Leben davonkommen. Die Angst, andere könnten ihm dorthin folgen und dasselbe Schicksal erleiden.
    Er versuchte, der Angst mit Aktivität Herr zu werden und sie zu vertreiben. Er ging durch Straßen, die ihm zuwider waren, bestellte ein üppiges Mittagessen, das er kaum anrührte, und kaufte im Edelkaufhaus GUM am Roten Platz Souvenirs, die er hier zurücklassen würde. Die ganze Zeit über blieb er allein. Offensichtlich interessierte sich der FSB nicht für Martin Stonehill, den aus Hamburg stammenden, eingebürgerten Amerikaner.
    Schließlich, um 14.40 Uhr, kehrte er in sein Zimmer im Ritz-Carlton zurück und rüstete sich für den Kampf. Seine einzigen Waffen waren ein Miniaturfunkgerät und ein PDA. Punkt 15.03 Uhr stieg er in den Aufzug und fuhr nach unten in die Halle. Er verharrte kurz an der Rezeption und raffte eine Handvoll Prospekte und Stadtpläne zusammen, ehe er durch die Drehtür auf die Twerskajastraße hinaustrat. Er ging den halben Block hinunter, dann blieb er stehen und reckte die Hand in Richtung Straße, wie um ein Taxi anzuhalten. Sofort fuhr ein silberner Wolga rechts ran. Gabriel stieg ein und schloss die Tür.
    »Schalom«,
sagte der Mann hinterm Steuer.
    »Hoffen wir's.«
    Gabriel sah auf die Uhr, als der Wagen wieder anfuhr.
15.06 Uhr...
    Zeit für ein letztes Lebewohl, Elena. Zeit, in den Wagen zu steigen.
    Elena Charkowa schlüpfte leise ins Gästezimmer und begann, ihre Kleider zusammenzulegen und im Koffer zu verstauen. Der bloße Akt des Packens trug sehr zur Beruhigung ihrer angespannten Nerven bei, und so widmete sie dieser Tätigkeit weitaus mehr Sorgfalt als nötig. Um 15.20 Uhr wählte sie die Nummer von Sonjas Handy. Als sich niemand meldete, geriet sie beinahe in Panik. Sie wählte die Nummer ein zweites Mal - langsam, konzentriert -, und diesmal meldete sich Sonja nach dem dritten Klingeln. Mit möglichst ruhiger Stimme teilte sie ihr mit, dass die Kinder nun lange genug in der Sonne gewesen waren und dass es an der Zeit sei, wieder nach Hause zu fahren. Sonja erhob zaghaft Protest - die Kinder, so sagte sie, seien seit Tagen nicht mehr so glücklich gewesen -, aber Elena bestand darauf. Nach dem Gespräch schaltete sie das Gerät ein, das wie ein gewöhnlicher MP3-Player aussah, und schob es in das Außenfach ihres Rollkoffers. Dann wählte sie erneut Sonjas

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