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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Befund des Feldwebels zu, dass es sich wahrscheinlich um tschetschenische Auftragskiller handelte. Doch im Unterschied zu dem jüngeren Mann sprach er ein wenig Englisch. Seine ersten Fragen waren nicht an die bekannte Journalistin von der
Gaseta
gerichtet, sondern an Gabriel. Offenbar interessierte ihn vor allem die Frage, wie ein nicht mehr ganz junger israelischer Diplomat vom Kulturministerium es schaffen konnte, einen Profikiller zu entwaffnen, ihm zweimal in den Kopf zu schießen und anschließend seinen Komplizen zu töten. Sein Gesicht drückte unverhohlene Skepsis aus, als er Gabriels Bericht lauschte. Er sah sich Gabriels Pass genau an, dann ließ er ihn in seiner Manteltasche verschwinden und erklärte, man werde die Unterhaltung in der Zentrale fortsetzen.
    »Dagegen muss ich protestieren«, sagte Gabriel.
    »Ich verstehe«, erwiderte Markow traurig.
    Ohne Angabe von Gründen legte man Gabriel Handschellen an und brachte ihn in einem Zivilfahrzeug in eine hektische Miliz-Zentrale. Dort setzte man ihn auf eine Holzbank neben einen etwa sechzigjährigen Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der von Straßenräubern zusammengeschlagen und ausgeraubt worden war. Eine Stunde verrann. Schließlich ging Gabriel zu dem Wachhabenden hinüber und bat um die Erlaubnis, seine Botschaft anzurufen. Der Milizionär übersetzte Gabriels Bitte für seine Kollegen, die sofort in schallendes Gelächter ausbrachen. »Sie wollen Geld«, sagte der ältere Mann, als Gabriel zu der Bank zurückkehrte. »Sie dürfen erst gehen, wenn Sie bezahlen, was sie haben wollen.« Gabriel rang sich ein kurzes Lächeln ab. Wenn es nur so einfach wäre.
    Kurz nach ein Uhr morgens erschien Markow wieder. Er befahl Gabriel, sich zu erheben, nahm ihm die Handschellen ab und führte ihn in einen Verhörraum. Gabriels Eigentum - Brieftasche, Diplomatenpass, Armbanduhr und Handy - lag sauber aufgereiht auf dem Tisch. Markow nahm das Handy und rief demonstrativ das Verzeichnis der zuletzt gewählten Rufnummern auf.
    »Sie haben in der Botschaft angerufen, bevor die ersten Milizionäre eingetroffen sind.«
    »Das ist richtig.«
    »Was haben Sie ihnen gesagt?«
    »Dass ich überfallen worden bin und dass die Polizei hinzugezogen wird.«
    »Das haben Sie nicht erwähnt, als ich Sie in dem Wohnhaus vernommen habe.«
    »Es ist üblich, dass man sich in einer solchen Situation mit der Botschaft in Verbindung setzt.«
    »Sind Sie oft in solchen Situationen?«
    Gabriel überging die Frage. »Ich bin Diplomat des Staates Israel und habe Anspruch auf vollen diplomatischen Schutz und Immunität. Ein Offizier Ihres Rangs und Ihrer Position dürfte verstehen, dass es in so einer Situation meine oberste Pflicht ist, mich mit meiner Botschaft in Verbindung zu setzen und über den Vorfall zu berichten.«
    »Haben Sie ihnen auch gesagt, dass Sie zwei Männer getötet haben?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen dieses Detail entfallen? Oder haben Sie aus anderen Gründen davon abgesehen, es ihnen mitzuteilen?«
    »Wir sind angehalten, unsere Telefonate in jeder Situation kurz zu halten. Das verstehen Sie sicher.«
    »Wer ist
wir,
Mr. Golani?«
    »Das Ministerium.«
    »Verstehe.«
    Gabriel glaubte, den Anflug eines Lächelns zu erkennen.
    »Ich möchte unverzüglich mit einem Vertreter meiner Botschaft sprechen.«
    »Aufgrund der besonderen Umstände Ihres Falls müssen wir Sie leider noch etwas länger in Gewahrsam behalten.«
    Das Wort Gewahrsam ließ Gabriel aufmerken.
    »Was für besondere Umstände?«
    Markow führte ihn schweigend aus dem Raum. Diesmal sperrte man ihn in eine stinkende Verwahrungszelle zu zwei blutverschmierten Betrunkenen und drei magersüchtigen Prostituierten, von denen sich eine sofort an ihn heranmachte. Gabriel find eine relativ saubere Stelle an der einen Wand und ließ sich vorsichtig auf dem Betonboden nieder. »Sie müssen ihnen Geld geben«, erklärte ihm die Prostituierte. »Sie können von Glück sagen. Ich muss ihnen etwas ganz anderes geben.«
    Die Stunden schlichen dahin, ohne dass Markow wieder auftauchte - wie viele genau, vermochte Gabriel nicht zu sagen, denn er hatte keine Uhr und von der Zelle aus war keine andere zu sehen. Die Betrunkenen vertrieben sich die Zeit mit einer Diskussion über Puschkin, und die drei Prostituierten schliefen an der Wand gegenüber, aneinandergelehnt wie Ankleidepuppen im Regal eines kleinen Mädchens. Gabriel hatte im Sitzen die Arme um die Schienbeine geschlungen und die Stirn auf die Knie gelegt. Er

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