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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Sprache gekommen sein. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Und woran erinnern Sie sich, Mr. Golani?«
    »Wir haben über Palästina und den Nahen Osten gesprochen. Über den Krieg im Irak. Über Russland.«
    »Was über Russland?«
    »Über Politik, natürlich - die bevorstehende Wahl.«
    »Was hat Miss Suchowa über die Wahl gesagt?«
    »Dass russische Politik nichts anderes ist als Profi-Wrestling und dass Sieger und Verlierer von vornherein feststehen. Der Wahlkampf selbst ist nur viel Lärm um nichts. Der Präsident und die Russische Einigkeitspartei werden einen überwältigenden Sieg davontragen und in ihrem Regierungsauftrag eindrucksvoll bestätigt. Die Frage ist nur, wie viele Stimmen sie stehlen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. «
    »Die Russische Föderation ist eine Demokratie. Miss Suchowas politische Kommentare sind vielleicht unterhaltsam und provokativ, aber auch verleumderisch und völlig unzutreffend.«
    Er schlug eine neue Seite in seinem Notizbuch auf.
    »Waren Sie und Miss Suchowa bei der Party eine Zeit lang allein?«
    »Olga wollte eine Zigarette rauchen und hat mich eingeladen, sie zu begleiten.«
    »Sie hatten heute Nacht keine Zigaretten bei sich.«
    »Angesichts der Tatsache, dass ich Nichtraucher bin, dürfte Sie das kaum überraschen.«
    »Aber Sie haben sie trotzdem begleitet?«
    »Ja.«
    »Weil Sie allein und ungestört mit ihr sprechen wollten?« »Weil ich mich zu ihr hingezogen gefühlt habe - und ja, weil ich allein und ungestört mit ihr sprechen wollte.« »Wohin sind Sie gegangen?« »Auf die Terrasse.« »Wie lange waren Sie allein?« »Ein, zwei Minuten, länger nicht.« »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Ich habe sie gefragt, ob ich sie wiedersehen könnte. Ob sie nicht Lust hätte, mir Moskau zu zeigen.«
    »Haben Sie ihr auch gesagt, dass Sie ein verheirateter Mann sind?«
    »Darüber hatten wir bereits gesprochen.«
    »Beim Essen?«
    »Ja.«
    »Wessen Idee war es, den Nowodewitschi-Friedhof zu besuchen?«
    »Ihre.«
    »Warum hat sie ihn ausgesucht?«
    »Sie sagte, um das heutige Russland zu verstehen, müsse man zwischen seinen Toten wandeln.«
    »Sind Sie zusammen zum Friedhof gefahren?«
    »Nein, ich habe sie dort getroffen.«
    »Wie sind Sie hingefahren? Mit dem Taxi?«
    »Mit der Metro.«
    »Wer war zuerst dort?«
    »Olga hat am Tor gewartet, als ich hinkam.«
    »Und Sie sind zusammen auf den Friedhof gegangen?«
    »Natürlich.«
    »Welches Grab haben Sie zuerst besucht?« »Das von Tschechow.« »Sind Sie sicher?« »Ja.«
    »Beschreiben Sie es mir.«
    Gabriel schloss die Augen, als versuche er, sich den Grabstein zu vergegenwärtigen, doch stattdessen hörte er Olgas Stimme leise in sein Ohr flüstern.
Sie dürfen ihnen nicht ihren Namen verraten,
sagte sie.
Wenn Iwan dahinterkommt, dass Elena ihn verraten hat, bringt er sie um.
     

TEIL II
Die Anwerbung
     

20 Flughafen Ben-Gurion, Israel
    »Wachen Sie auf, Herr Golani. Sie sind gleich zu Hause.«
    Gabriel öffnete langsam die Augen und blickte aus dem Fenster der Erste-Klasse-Kabine. Die Lichter der Küstenebene säumten in einem glitzernden Bogen den Rand des Mittelmeers wie eine von van Dyck gemalte Edelsteinkette.
    Er drehte den Kopf ein paar Grad und sah den Mann an, der ihn geweckt hatte. Er war zwanzig Jahre jünger als Gabriel, hatte granitfarbene Augen und ein feingeschnittenes, blasses Gesicht. Der Diplomatenpass in der Tasche seines Blazers wies ihn als Baruch Goldstein vom israelischen Außenministerium aus. Sein richtiger Name war Michail Abramow. Leibwächter-Jobs waren nicht unbedingt Michails Spezialität. Als ehemaliger Angehöriger der Spezialeinheit Sajeret Matkal hatte er sich nach der Liquidierung der Topterroristen von Hamas und palästinensischem Islamischem Dschihad dem Dienst angeschlossen. Und er besaß noch eine weitere Eigenschaft, die ihn dazu prädestiniert hatte, Gabriel auf seiner Rückreise von Osteuropa nach Israel zu begleiten. Michail war als Sohn eines regimekritischen Wissenschaftlerpaars in Moskau geboren und sprach fließend russisch.
    Sie waren fast den ganzen Tag zusammen gereist. Nach seinem Grenzübertritt hatte sich Gabriel einer wartenden Gruppe von Offizieren des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU gestellt. Der SBU hatte ihn nach Kiew gebracht und Michail und zwei weiteren Sicherheitsleuten des Dienstes H3 übergeben. Von Kiew waren sie nach Warschau gefahren und an Bord einer El-Al-Maschine gegangen. Selbst im Flugzeug hatte Schamron, was Gabriels Sicherheit

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