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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Gesicht einen Moment lang aufmerksam, als habe sie erkannt, dass auch Sarah eine Fälschung war.
    »Bitte sagen Sie mir, wer Sie sind, Miss Crawford.«
    Sarah öffnete den Mund, um zu antworten, doch bevor sie etwas sagen konnte, flog die Tür auf, und Iwan erschien auf der Schwelle, mit Boothby an seiner Seite. Er starrte Elena einen Moment lang an, dann richtete sich sein Blick auf Sarah.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er.
    Es war Elena, die antwortete. »Alles in Ordnung, Iwan. Miss Crawford hat mir nur gerade erzählt, wie viel ihr das Bild bedeutet, und ist dabei verständlicherweise etwas wehmütig geworden.«
    »Vielleicht haben Sie es sich anders überlegt.«
    »Nein, Mr. Charkow«, sagte Sarah. »Ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als uns davon zu trennen. Das Gemälde gehört jetzt Ihrer Frau - wenn sie es will, natürlich.«
    »Und, Elena?«, fragte Iwan ungeduldig. »Willst du es? Ja oder nein?«
    Elena strich mit den Fingern über die Gesichter der Kinder, dann sah sie Sarah an. »Es ist eines der ungewöhnlichsten Bilder der Cassatt, die ich je gesehen habe.« Sie drehte sich um und sah Iwan an. »Ich muss es haben, Schatz. Bitte bezahle ihnen, was sie verlangen.«
     

35 London
    Wie es Iwan Charkow genau gelungen war, unbemerkt an den gerühmten Beschattern vom MI5 vorbeizuschlüpfen, wurde nie zu ausreichender Zufriedenheit geklärt. Es folgten Schuldzuweisungen und Manöverkritik. Schriftliche Rügen wurden in Personalakten abgelegt. Minuspunkte wurden verteilt. Gabriel schenkte den Nachwehen wenig Beachtung, denn er hatte Wichtigeres zu tun. Elena hatte zweieinhalb Millionen Dollar für ein Gemälde bezahlt, das sie als wertlose Fälschung erkannt hatte. Damit hatte sie unmissverständlich signalisiert, dass sie für eine zweite Kontaktaufnahme offen war. Dies war auch der Grund, warum Adrian Carter in seine Gulfstream gestiegen und nach London gekommen war.
    »Klingt, als hätten Sie in den Cotswolds einen interessanten Nachmittag gehabt, Gabriel. Schade nur, dass ich nicht dabei war. Wie hat sich Sarah gehalten, als ihr das Monster leibhaftig gegenüberstand?«
    »Wie man es erwarten konnte. Sarah ist sehr begabt.«
    Sie saßen nebeneinander auf Gabriels Bank im St. James's Park. Carter trug das Reise-Outfit des amerikanischen Geschäftsmanns: blaues Sakko, blaues Button-Down-Hemd und Kakihose. Seine rotbraunen Slipper waren ungeputzt und stumpf, und er selbst brauchte eine Rasur.
    »Wie ist Elena Ihrer Meinung nach dahintergekommen, dass das Bild nicht echt war?«
    »Sie besitzt mehrere Bilder der Cassatt, hat sie also häufig um sich. Sie weiß, wie sie aussehen und, was vielleicht noch wichtiger ist, wie sie wirken. Mit der Zeit entwickelt man einen Instinkt für solche Dinge, ein gewisses Gespür. Ihr Instinkt muss ihr gesagt haben, dass das Gemälde eine Fälschung ist.«
    »Aber hat ihr dieser Instinkt auch gesagt, dass Sarah Crawford ebenfalls eine Fälschung ist?« »Ohne Frage.« »Wo ist das Bild jetzt?«
    »Noch in Havermore. Elenas Spediteur wird es abholen. Sie hat Alistair Leach gesagt, dass sie es in der Villa Soleil im Kinderzimmer aufhängen möchte.«
    Ein paar kroatische Schulmädchen näherten sich der Bank und fragten in holprigem Englisch nach dem Weg zum Buckingham Palace. Carter deutete zerstreut nach Westen. Als die Mädchen weg waren, standen er und Gabriel gleichzeitig auf und machten sich auf den Weg zur Horse Guards Road.
    »Ich nehme an, dass Saint-Tropez jetzt auch eine Rolle in Ihren Reiseplänen spielt?«
    »Es ist nicht mehr das, was es mal war, aber im August noch immer ein Muss.«
    »Sie können dort nicht Ihre Zelte aufschlagen, ohne sich vorher von den französischen Diensten grünes Licht geben zu lassen. Und so wie ich die Franzosen kenne, wollen sie bei dem Spaß mitmachen. Sie sind verständlicherweise sauer auf Iwan. Seine Waffen haben tausendfach Tod und Zerstörung über Regionen in Afrika gebracht, in denen einst die Trikolore geweht hat und Frankreich immer noch beträchtlichen Einfluss ausübt.«
    »Sie können nicht mitmachen, Adrian. Der Kreis der Mitwisser bei dieser Operation ist für meinen Geschmack jetzt schon zu groß. Und wenn er noch größer wird, wächst die Gefahr erheblich, dass Iwan und der FSB davon Wind bekommen.«
    »Wir sind mit den Franzosen wieder im Gespräch, und Ihr Freund, der Präsident, möchte, dass das so bleibt. Mit anderen Worten: Sie dürfen auf französischem Boden nichts unternehmen, was dazu führen

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