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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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d'Azur, im äußersten Süden des französischen Departement Var. Es war nichts weiter als ein verschlafenes Fischernest, als es im Jahr 1956 die Kulisse für den Film
Und ewig lockt das Weib
mit Brigitte Bardot in der Hauptrolle abgab. Praktisch über Nacht wurde Saint-Tropez einer der beliebtesten Urlaubsorte der Welt, ein exklusiver Treffpunkt für die Schickeria, die oberen Zehntausend und den europäischen Geldadel. Zwar war es in den Achtziger- und Neunzigerjahren in Ungnade gefallen, doch hatte es in jüngerer Zeit wieder einen Aufschwung erlebt. Die Film- und Rockstars waren zurückgekehrt, und mit ihnen die Models und reichen Playboys, die ihnen nachstellten. Selbst die Bardot kam wieder. Sehr zum Leidwesen der Franzosen und langjähriger Stammgäste war der Ort auch von neureichen Eindringlingen aus dem Osten entdeckt worden: den Russen.
    Der Ort selbst ist überraschend klein. Seine beiden Hauptattraktionen sind der alte Hafen, in dem im Sommer Luxusjachten statt Fischerboote liegen, und die Place Carnot, ein großer, staubiger Platz, auf dem einmal in der Woche ein wuseliger Markt stattfindet und einheimische Männer immer noch Sommertage damit zubringen, Boule zu spielen und Pastis zu trinken. Die Straßen zwischen dem Hafen und dem Platz sind wenig mehr als mittelalterliche Gassen. Im Hochsommer drängen sich hier Touristen, was das Autofahren im Zentrum nahezu unmöglich macht. Am Rand des Stadtkerns beginnt ein Labyrinth aus schmalen, von hohen Hecken gesäumten Sträßchen, die zu einigen der beliebtesten Strände und teuersten Häuser der Welt führen.
    In den Bergen im Hinterland gibt es etliche
villages perches,
in denen man fast vergessen kann, dass Saint-Tropez überhaupt existiert. Eines dieser Bergdörfer ist Gassin. Klein und malerisch, ist es vor allem für seine alten Windmühlen - die Moulins de Paulas - und seine atemberaubende Aussicht auf das ferne Meer bekannt. Ein bis zwei Kilometer hinter den Windmühlen steht ein altes Bauernhaus mit hellblauen Fensterläden und einem großen Swimmingpool. Die lokale Häuservermittlung pries es als Schnäppchen für eine Wochenmiete von dreißigtausend Euro an. Ein Mann, der einen deutschen Pass und Geld wie Heu hatte, mietete es für den restlichen Sommer und eröffnete dem Makler, dass er keine Köche, Hausangestellten oder Gärtner wünsche, und keine Störungen jedweder Art. Er sei Filmemacher und arbeite an einem wichtigen Projekt. Als der Makler fragte, um was für eine Art von Film es sich handele, murmelte der Mann etwas von einem Kostümfilm und brachte ihn zur Tür.
    Die anderen Mitglieder des Filmteams fanden sich nach und nach in der Villa ein wie Kundschafter, die nach längerem Aufenthalt hinter den feindlichen Linien zu ihrem Stützpunkt zurückkehrten. Sie reisten unter falschen Namen und mit falschen Pässen in der Tasche, hatten aber alle eines gemeinsam. Sie waren schon früher unter dem Kommando Gabriels gesegelt und ließen sich die Gelegenheit, es wieder zu tun, nicht entgehen - obwohl die Fahrt im Monat August stattfand, in dem die meisten lieber Urlaub mit ihren Familien gemacht hätten.
    Die Ersten waren Eli Lavon und Michail Abramow, die beide russisch sprachen. Als Nächster kam ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren und pockennarbigen Wangen namens Jaakov Rossman, ein kampferprobter Agent und Führungsoffizier aus der Abteilung für arabische Angelegenheiten des Schin Bet. Dannjossi Gavisch, ein großer Intellektueller mit fortschreitender Glatze aus der Abteilung Recherche des Dienstes, der in Oxford Philologie studiert hatte und Hebräisch immer noch mit einem deutlichen britischen Akzent sprach.
    Schließlich wurde dieser bunt zusammengewürfelte Männerhaufen mit der Anwesenheit zweier Frauen beehrt. Die erste hatte sandsteinfarbenes Haar und breite Hüften: Rimona Stern, eine Armee-Majorin, die in Israels erstklassigem Militärnachrichtendienst diente und zufällig auch Schamrons angeheiratete Nichte war. Die zweite hatte dunkles Haar und das zurückhaltende Auftreten einer Frau, die früh Witwe geworden war: Dina Sarid, ein wandelndes Terrorismuslexikon aus der Abteilung Geschichte, die Ort und Zeitpunkt jedes gegen den Staat Israel verübten Anschlags sowie die Zahl der Opfer, die er gefordert hatte, nennen konnte. Dina hatte die Schrecken des Terrorismus am eigenen Leib erfahren. Im Oktober 1994 hatte sie auf dem Dizengoff-Platz in Tel Aviv gestanden, als ein Selbstmordattentäter der Hamas in einem Bus der Linie 5

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