Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
könnte, dass die Europäer wieder über uns herfallen. Wir müssen uns mit den Franzosen offiziell in Verbindung setzen, so wie wir es mit Graham Seymour und den Briten getan haben. Wer weiß? Vielleicht kommt ja etwas Gutes dabei heraus. Ein neues goldenes Zeitalter in den französisch-israelischen Beziehungen.«
    »Wollen wir mal nicht übertreiben«, sagte Gabriel. »Meine Bedingungen dürften den Franzosen nicht gefallen.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Im Unterschied zu den Briten wird den Franzosen keine offizielle Rolle zugebilligt. Wenn es nach mir geht, sollen sie nichts weiter tun, als sich herauszuhalten. Das heißt, sie müssen alle etwaigen Überwachungsoperationen gegen Iwan einstellen. Saint-Tropez ist ein Dorf, wir werden also in unmittelbarer Nähe von Iwan und seinen Gorillas arbeiten müssen. Wenn sie einen Haufen französischer Agenten sehen, werden bei ihnen die Alarmglocken schrillen.«
    »Was erwarten Sie von uns?«
    »Eine permanente Überwachung von Iwans gesamter Kommunikation. Stellen Sie sicher, dass rund um die Uhr jemand mithört - jemand, der russisch versteht. Wenn Iwan Arkadij Medwedew anruft und ihm sagt, dass er Elena beschatten lassen soll, muss ich das selbstverständlich wissen. Und wenn Elena fürs Mittag- oder Abendessen irgendwo einen Tisch reserviert, muss ich das ebenfalls wissen.«
    »Alles klar. Was noch?«
    »Ich würde Sarah Crawford gern einen russisch-amerikanischen Freund zur Seite stellen. Einen Israeli russischer Herkunft könnte ich auf die Schnelle auftreiben, aber keinen Russisch-Amerikaner.« Gabriel reichte Carter einen Umschlag. »Natürlich braucht er alle erforderlichen Pässe, aber auch eine Legende, die einer Überprüfung durch Iwan und seinen Sicherheitsdienst standhält.«
    Sie gelangten in die Great George Street. Carter blieb vor einem Zeitungskiosk stehen und runzelte beim Anblick der Morgenzeitungen die Stirn. Osama bin Laden hatte ein neues Video veröffentlicht, in dem er eine neue Terrorwelle gegen »Kreuzritter« und Juden ankündigte. Die Experten der westlichen Nachrichtendienste hätten seine Botschaft als weitere leere Drohung abtun können, hätte sie nicht die drei kritischen Worte enthalten: die Pfeile Allahs.
    »Er droht mit einem blutigen Herbst«, sagte Carter. »Allein die Tatsache, dass er präzise Angaben zum Zeitpunkt macht, ist schon bemerkenswert. Fast als wollte er uns mitteilen, dass wir machtlos dagegen sind. In >vertraulichen< Gesprächen werden wir den Medien mitteilen, dass das Video in unseren Augen nichts Neues oder Ungewöhnliches enthält. In Wahrheit scheißen wir uns vor Angst in die Hosen. Die Zeichen stehen wieder auf Sturm, Gabriel. Der nächste Angriff auf ein amerikanisches Ziel ist längst überfällig, und wir wissen, dass sie uns wieder einen Schlag versetzen wollen, bevor der Präsident aus dem Amt scheidet. Die Experten sagen, dass es hier wahrscheinlich genau darum geht. Das bedeutet, dass Sie nur begrenzt Zeit haben.«
    »Wie begrenzt?«
    »Bis Ende August, würde ich sagen. Dann werden wir die Terrorwarnung erhöhen und Alarmstufe Rot ausrufen.«
    »Sobald Sie das tun, habe ich keine Chance mehr, an Elena heranzukommen.«
    »Besser Elena verlieren als einen zweiten 11. September erleben. Oder Schlimmeres.«
    Sie gingen an der Great George Street entlang Richtung Fluss. Gabriel blickte nach rechts und sah den Nordturm von Westminster Abbey im hellen Sonnenschein erstrahlen.
    Das Bild von Caravaggio blitzte wieder in seiner Erinnerung auf: der Mann mit der Schusswaffe in der Hand, der einem gestürzten Terroristen ins Gesicht schoss. Carter hatte an jenem Morgen nur ein paar Meter entfernt gestanden, aber jetzt waren seine Gedanken offensichtlich bei den unangenehmen Gesprächen, die er jenseits des Ärmelkanals zu führen hatte.
    »Sie haben den einfacheren Job, Gabriel. Sie müssen nur Elena dazu überreden, ihren Mann zu verraten. Ich muss bei den Froschschenkelfressern vorsprechen und darum betteln, dass Sie und Ihr Team an der Riviera freie Hand bekommen.«
    »Setzen Sie Ihren Charme ein, Adrian. Die Franzosen mögen das, habe ich mir sagen lassen.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu den Verhandlungen zu begleiten?«
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Unser Verhältnis ist etwas gespannt.«
    »Ist mir auch schon zu Ohren gekommen.« Carter schwieg einen Moment. »Könnte es sein, dass Sie Ihre Meinung eventuell noch ändern, was eine Beteiligung der Franzosen an dem Unternehmen

Weitere Kostenlose Bücher