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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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enorm«, sagte Theo lakonisch. Merkwürdigerweise war er ganz ruhig, nur gespannt, worauf diese Vorstellung hinauslief.
    »Ich will, dass Sie Ihren … Abenteuerurlaub gut überstehen«, sagte Protossow. »Deswegen Möglichkeit Nummer drei: Ich besorge Ihnen eine schöne Krankheit und lasse Sie mit dem Auslandsnotdienst oder wie das heißt nach Deutschland ausfliegen, und zwar gleich nachher. Das müsste noch klappen, noch sollten Sie nicht zur verdeckten Fahndung ausgeschrieben sein.«
    Theo schüttelte den Kopf. »Wollen Sie mich loswerden?«
    Protossow steuerte abrupt eine Parklücke an und trat hart auf die Bremse. Er schaltete den Motor aus und schlug seinen Hinterkopf zwei Mal sanft gegen dieKopfstütze als Zeichen des Protests. »Natürlich. Sind Sie begriffsstutzig? Es geht um Ihren Hals. Und ich biete Ihnen einen bequemen Abgang im Flugzeugbett. Sie haben Glück, Herr Martenthaler, mehr Glück, als Sie sich vielleicht vorstellen können.«
    »Ich wollte zuerst einmal wissen, welche Rolle Frau Kustowa in dem Stück spielt, dessen Drehbuch ich leider nicht kenne. Und welche Rolle Sie spielen? Was ist mit Scheffer geschehen? Warum wurde die Leiche präpariert? Warum wurde mir vorgetäuscht, dass das Foto manipuliert worden ist? Das wären so ein paar Fragen, die Sie mir bitte beantworten, bevor Sie mich zum Beispiel todkrank rausschmeißen lassen …«
    Protossow stöhnte. »Warum habe ich nur immer mit solchen Sturköpfen zu tun! Die einzigen Menschen, mit denen ich mich wirklich gut verstehe, sind meine Kunden.« Er lächelte. »Die widersprechen nicht und haben nicht die geringste Scham vor mir. Und ihre Geheimnisse entlocke ich ihnen auch alle. Sie lügen mich nicht an, niemals. Warum, verflucht, können nicht alle so sein?«
    »Warum waren Sie nicht im Institut, als ich Scheffers Urne angedreht bekam? Warum wurde Frau Kustowa auf mich losgelassen?«
    Protossow grinste: »Na, so schlimm sollte es nicht ge wesen sein mit der Genossin Kustowa. Ich sage bewusst Genossin. Trotz ihres zarten Alters und ihrer unleugba ren körperlichen Vorzüge verhält sie sich genauso wie dieses Pack von Intriganten und Spitzeln der heldenhaften Sowjetzeit. Sie ist ein wandelndes Krebsgeschwür.« Hass zeichnete sein Gesicht, doch Theo fragte nicht nach. Was immer sie ihm angetan haben mochte, das war jetzt nicht interessant. »Sie haben mich auf Dienstreise geschickt nach Novosibirsk, angeblich brauchte die dortige Gerichtsmedizin meine Hilfe in einem besonders schwierigen Fall. Angeblich lag da die Geliebte des Provinzgouverneurs im Keller, ein Putin-Jünger, entschuldigen Sie die religiöse Ausdrucksweise, wahrscheinlich ist das eine Nachwirkung des heiligen Demetrius« – er hustete –, »aber ich weiß nicht, ob das Mädchen, dessen Leiche sie mir vorgeführt haben, jemals des großartigen Gouverneurs ansichtig wurde. Womöglich blieb ihr wenigstens das erspart. Sie hatte drei Einstiche in der Armbeuge und musste hoffentlich nicht extra sterben, um mich nach Sibirien zu locken.«
    Er putzte sich die Nase, rieb sich das Taschentuch drei Mal unter die Nasenlöcher und steckte es zurück in die Hosentasche, was ihm eine Hüftverrenkung abforderte. Er schwieg eine Weile, und Theo sah nun, wie müde der Mann war, und fing an ihn zu bewundern, weil er es bravourös überspielte, ja, dadurch fast zusätzliche Energie gewann.
    »Der arme Scheffer wurde natürlich ermordet, und seine Leiche haben irgendwelche Experten geschminkt, wahrscheinlich die ins Elend gefallenen Maskenbildner des Sowjetfilms. Bei einer Sonderprämie verschönert man auch Leichen und hält auf ewig die Klappe. Zumal der Teufel einen holt, wenn man es nicht tut.«
    »Haben Sie das selbst gesehen?«
    »Wie denn? Sobald der Leichenwagen mit den Überresten Ihres bedauerlichen Freundes anrollte, wurde ich erst zum Generalstaatsanwalt gerufen und erhielt dann den Befehl, unverzüglich nach Sibirien zu reisen, ohne das Institut vorher noch einmal zu betreten. Natürlich wusste ich gleich, dass da etwas stank. Aber ich habe erst nach und nach herausgekriegt, was geschehen war … Mensch, ich glaube, Sie wissen nicht, auf was Sie sich hier einlassen, nehmen Sie mein Angebot an und hauen Sie ab.«
    Theo blieb stur. »Wer hat angeordnet, dass die Leiche manipuliert wurde?«
    »Na, wer ordnet so was an? Das FSB natürlich. Ob es von jemandem dazu beauftragt wurde oder es aus eigenem Interesse fabriziert hat, keine Ahnung.«
    »Omon?«
    Protossow winkte ab. »Quatsch,

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