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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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die Schlägertypen bringen die Leute um, aber für die Raffinesse im Spiel sorgen schon unsere Tschekisten.«
    »Und warum wurde Scheffer ermordet?«
    Der Professor wackelte mit den Ohren. Er konnte das tatsächlich, und offenbar merkte er gar nicht, dass er es tat. »Ich weiß es nicht.«
    »Kein Gerücht, da wird doch geredet in so einem Fall?«
    »Ja, aber nichts, das weiterhilft. Sicher scheint mir nur, dass der Geheimdienst ihn getötet hat oder töten ließ. Eine unwahrscheinliche Möglichkeit wäre, dass jemand anders ihn umbrachte und das FSB den Befehl erhielt, die Sache zu vertuschen.«
    »Dann hätten die sich aber ziemlich blöd angestellt. Denken Sie nur an die Urnengeschichte.«
    »Keineswegs. Das war höchst schlau. Denn wenn die den Leichnam übergeben hätten, wären Ihre Leute ganz schnell darauf gekommen, dass Scheffer ermordet wurde. Also haben die FSB - Genossen das Spiel mit der Urne aufgezogen und vor allem mit dem gefälschten Foto …«
    »Woher wissen Sie vom Foto?«
    »Stand was in der Zeitung. Und die Genossen brauchten die Hilfe einiger meiner Mitarbeiter. Ich musste nur ein bisschen herumfragen …«
    »Die, also Sonja und Genossen, haben mir untergejubelt, das Foto sei eine Fälschung, damit ich mich lächerlich mache und weitere Nachforschungen verhindert werden.«
    »Genau, nichts macht einen glaubwürdiger als die widerlegten Lügen dessen, der einem die Glaubwürdigkeit bestritten hat. Das ist einfach und doch schlau und vor allem sehr wirksam. Für wen arbeiten Sie eigentlich? Nur damit ich weiß, welche Strafe auf mich zukommt.« Er lächelte schicksalsergeben.
    »Ich arbeite nur für mich, auf eigene Rechnung.«
    »Und beim ersten Mal.«
    »Für meine Regierung.«
    »Klingt sehr differenziert. Wie heißt Ihr Geheimdienst? BND , glaube ich. Ist mir nicht so geläufig wie die CIA oder MI 6, aber Sie spielen wohl auch nicht in dieser Liga.«
    »Ich spiele in gar keiner Liga. Ich bin der Idiot, der die Scheffer-Sache klären will, weil ich mich ungern verarschen lasse.«
    »Dafür haben Sie mein volles Verständnis. Aber nun wissen Sie das Wichtigste, nun können Sie nach Hause fahren.«
    Theo schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Zu Hause wartet, vielleicht, Paula. Hier wartet, ziemlich wahrscheinlich, der Knast. »Gut, gehen wir davon aus, dass das FSB ihn umgebracht hat. Aber das FSB ist groß. Wer war es? Auf wessen Befehl? Und vor allen Dingen, warum? Was steckt dahinter?«
    Protossow schaute ihn an, wie man eine Kuh anschaut, die gleich Kontakt mit dem Bolzenschussgerät aufnehmen würde. »Seien Sie zufrieden mit dem, was Sie herausgefunden haben. Mehr kann man nicht herausfinden. Sie können sich jetzt nur noch in die Scheiße reiten, wenn Sie diese unakademische Betrachtungsweise verzeihen.«
    »Sie müssen mich irgendwo unterbringen.«
    »Ich muss gar nichts. Fahren Sie um Himmels willen nach Hause. Genießen Ihr Leben. Ihr Kollege« –er schaute Theo streng an wie einen Jungen, der erwischt wurde, nachdem er den Ball durch die Fensterscheibe gekickt hatte – »hat spioniert und wurde erwischt. Bei der Verhaftung sind Miliz-Leuten die Sicherungen durchgebrannt. Glauben Sie mir, das passiert. Und die haben Scheffer umgebracht. Wahrscheinlich sitzen sie dafür längst in einem Lager. Diese Errungenschaft des Sozialismus haben wir uns glücklicherweise erhalten.
    Und nun muss unsere Führung diesen Unfall natürlich vertuschen, sie ist ja sehr auf ihre internationale Reputation bedacht. Also konstruiert sie diese Falle für Sie.«
    Theo erwiderte nichts. Das war schlüssig, was der Professor erzählte. Zu schlüssig fast. Aber warum schickt Klein einen unerfahrenen Ermittler nach Moskau, also mich? Ein ungeheurer Verdacht keimte in Theo. Lief etwas zwischen Klein und den Russen? Wollte auch Klein verhindern, dass der Fall Scheffer aufgeklärt würde? Wenn ja, warum?
    »Ich muss bleiben«, sagte Theo.
    »Tun Sie es nicht.«
    »Ich muss.«
    »Die bringen Sie im Notfall auch um. Und wo wollen Sie unterkommen? Im Hotel? Da werden Sie noch heute Nacht verhaftet.«
    »Bei Ihnen.«
    Protossow riss die Augen auf. »Sie sind verrückt.«
    »Stellen Sie sich mal vor, die verhaften mich und prügeln« – ein Scheißgefühl, wirklich, allein die Vorstellung ließ ihn innerlich zittern – »aus mir heraus, was ich weiß. Und von wem.«
    »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Nein. Aber das ist nur logisch.«
    › ‹
    »Wir spielen mit offenen Karten«, sagte Eblow. Rachmanow schlug auf

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