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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Winter dort auf inoffiziellem Besuch gewesen war, um Erfahrungen auszutauschen über Fragen der inneren Sicherheit. Sie genossen die Zigarren und schwiegen schon eine Weile. Im Raum zogen die Schwaden umher, ihr Geruch vermischte sich mit dem des kalten Rauchs, der seit Jahren in alle Ritzen des Raums, in den Teppich, die Bücher, die Akten einzog und dem Büro einen eigenen Duft gab, auch wenn manche genussabstinenten Klugscheißer von Gestank faselten, allerdings nur hinter dem breiten Rücken des Generals, obwohl sie keine Angst vor ihm haben mussten, denn er war ein guter Chef, der Kritik, auch leichten Spott, vertrug, wenn er von Leuten kam, die er respektierte. Also von Leuten, die etwas leisteten, die nicht auf die Uhr schauten und die – das war das Wichtigste – gute Ideen hatten. Nichts schätzte Eblow mehr als gute Ideen.
    Mostewoj war ein Mann mit besonders guten Ideen, die er vor allem dann vorbrachte, wenn die Lage mal wieder richtig beschissen war. In den inneren Kämp fen im KGB , als die Sowjetunion zusammenbrach, da gehörte Mostewoj zu jenen, die den Kopf oben behiel ten und gar nicht daran dachten, aus den Feinden von damals die Freunde von heute zu machen. Der Westen war der Feind für die russischen Geheimdienste, welchen Namen auch immer sie trugen. Eblow hatte nie daran gezweifelt wie diese eingebildeten Reformer, die nach dem Untergang so taten, als hätten sie ihn immer herbeiführen wollen. Die von einer neuen Entspannung faselten, von der Zugehörigkeit Russlands zur Gemein schaft der demokratischen Staaten. Die Jelzin-Zeit war ein Desaster gewesen. Der Abschaum schwemmte nach oben, was gut war, wurde zerstört. Bis endlich der Mann Präsident wurde, der aus ihrem Stall kam. Der nie ver gessen würde, wem er seinen Aufstieg verdankte, dem persönlichen Ehrgeiz und dem Dienst. Und auch wenn die Verfassung verfügt hatte, dass dieser Mann nur noch Ministerpräsident sein durfte und ein anderer Präsident werden musste, der Dienst wusste, wem er Gefolgschaft schuldete. In dieser Hinsicht waren die Dinge wieder so klar wie früher.
    Mostewoj hatte sich den Plan ausgedacht, wie sie diesen lästigen Schnüffler aus Deutschland entnerven könnten. Und nun saßen beide da und warteten auf den Bericht der Ärztin, die ihre Bewährungschance erhielt. Als was?, fragte sich Eblow. Als Spielball, um sich die Frage gleich selbst zu beantworten. Er war gespannt, wie sie ihre Rolle gespielt hatte.
    Mostewoj ließ seine traurigen Augen über die Wände schweifen. Er seufzte einmal fast unmerklich, was vielleicht eine Folge der Last war, die er sich aufgeladen hatte.
    »Warum schicken sie einen Anfänger?«, fragte Mostewoj und zog genüsslich an seiner Zigarre, behielt den Rauch einige Sekunden im Mund und ließ ihn langsam ausströmen.
    »Vielleicht ist der BND nun ganz auf den Hund gekommen«, sagte Eblow. »Sie haben ja in letzter Zeit nichts mehr hingekriegt. Denen fehlt die DDR .«
    Mostewoj nickte bedächtig. Er sah nun besonders traurig aus. »Oder sie nehmen die Sache nicht so ernst. Untersuchung pro forma, damit sie sagen können, sie hätten getan, was sie hätten tun müssen. Das Bundes kanzleramt macht Druck, und dann schicken sie eben einen Ermittler. Aus irgendwelchen Gründen scheint sich der BND gar nicht zu interessieren für die Hinter gründe.«
    Eblow brummte leise vor sich hin. Vielleicht sind sie auch nicht auf den Hund gekommen, dachte er. Vielleicht steckt irgendeine Schweinerei dahinter. Warum haben sie gerade den geschickt? Eblow kannte den Namen. Und allein dieser Umstand machte ihn misstrauisch. Er durchschaute es noch nicht. Aber was er fürchtete, war, dass nicht der Zufall Martenthaler junior geschickt hatte, sondern einer, der sich irgendetwas davon versprach. Martenthaler senior war aus dem Geschäft. Oder war er wieder drin? Er schniefte, nahm dann doch ein Taschentuch, um sich kräftig zu schnäuzen. Die Sache stank. Die Frage war nur, wo die Scheiße lag, die den Gestank verbreitete.
    › ‹
    Der Brief beunruhigte Henri. Er nahm ihn in die Hand, vorsichtig, als wäre er heiß:
    ICH HABE WICHTIGE INFORMATIONEN FÜR IHNEN .
    Es war eine Falle, ganz bestimmt. Schon am ersten Abend waren sie Henri auf die Pelle gerückt. Die Julia-Masche, alt, aber oft wirkungsvoll, dann Rachmanow mit seinem Versuch, eine politische Brücke zu bauen. Wir sind doch alle für den Frieden …
    Obwohl Henri anerkannte, dass es mit dem Frieden nicht gut stand. Tausende von Atomraketen mit

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