Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
sie meiner Meinung nach in sicherer Entfernung produzieren.«
»Hast du mit Colonel Smith über deine Theorie gesprochen?«, fragte Castilla.
»Nein, Sir«, erwiderte Klein leise. »Leider muss ich dir sagen, dass ich selbst auch sehr schlechte Nachrichten habe. Irgendwann in der letzten Stunde haben wir den Kontakt zu unserem Team in Moskau verloren. Jon Smith, Ms. Devin und Oleg Kirow sind wie vom Erdboden verschluckt.«
Kapitel siebenunddreißig
Berlin
Die Straße vor Ulrich Kesslers Haus war wie ausgestorben. Schmiedeeiserne Laternen warfen in regelmäßigen Abständen sanftes Licht auf die schneebedeckten Bürgersteige und beschienen eine Handvoll geparkter Autos, die an der stillen Hagenstraße abgestellt waren.
In der Dunkelheit jenseits der Bürgersteige, unter Kiefern, Eichen und Birken, waren die beleuchteten Fenster anderer Häuser zu erkennen, die weit von der Straße zurückgesetzt standen.
Etwa hundert Meter von der Einfahrt zu Kesslers Haus entfernt stand CIA-Agentin Randi Russell reglos im tiefen Schatten zweier großer Eichen. Sie atmete langsam und gleichmäßig aus, um ihren Herzschlag zu beruhigen, den der lange, schmerzhafte Sprint durch den Grunewald-Forst in die Höhe getrieben hatte. Ihre Pupillen passten sich dem Dämmerlicht an und weiteten sich, während sie die Umgebung methodisch nach Anzeichen dafür absuchte, dass die unmittelbare Nachbarschaft beobachtet wurde.
Keine Bewegung. Nichts rührte sich. Kein verdächtiger Umriss oder Schatten zwischen den geparkten Autos oder den Bäumen und Sträuchern entlang der ruhigen Straße.
Sehr schön, dachte sie kühl. Manchmal machten sogar die bösen Jungs Fehler.
Randi steckte die Beretta zurück in ihr verstecktes Schulterholster. Diesmal ließ sie den Reißverschluss ihrer Skijacke fast vollständig
offen. Dann trat sie aus dem Schatten und marschierte schnellen Schrittes ganz offen über den Bürgersteig. Mit ein bisschen Glück würden etwaige Beobachter sie für eine Anwohnerin halten, die von der Arbeit, einem Einkaufsbummel oder einem späten Nachmittagsspaziergang nach Hause kam.
Ein Stück weiter die Straße hinab kam sie an einem silbernen Audi vorüber. Er parkte am Bürgersteig an einer Stelle, von der man einen guten Blick auf die Einfahrt zu Kesslers Haus hatte.
Aus der Entfernung schien der Wagen unversehrt zu sein. Erst als Randi näherkam, entdeckte sie das kleine, runde Loch im Rückfenster. Im Vorübergehen kontrollierte sie aus den Augenwinkeln das Wageninnere.
Im Audi saß eine braunhaarige junge Frau, reglos über dem Lenkrad zusammengesunken. Dunkle Flecken aus geronnenem Blut klebten am Armaturenbrett und der Innenseite der Windschutzscheibe.
Randi wandte die Augen ab und unterdrückte Trauer und Reue. Die tote Frau war ihr Beobachtungsposten, eine intelligente, kesse, frisch gebackene CIA-Agentin namens Carla Voss. So wie es aussah, war die junge Frau gestorben, ohne ihren Mörder gesehen zu haben.
Zwischen Randis Schulterblättern kribbelte es, sie rechnete beinah mit dem Einschlag einer Kugel. Die Muskeln um ihr rechtes Auge zuckten leicht.
Bleib ruhig, rief sie sich scharf zur Ordnung, sie zwang sich weiterzugehen, als wäre ihr nichts Besonderes aufgefallen. Falls irgendeiner von den Männern, die ihr Team ermordet hatten, sie in diesem Moment beobachtete, war eine verdächtige Reaktion ein tödlicher Fehler. Mit der Betonung auf tödlich, dachte sie grimmig.
Vierzig Meter von Kesslers Einfahrt entfernt blieb sie stehen und fasste in die Tasche ihrer Jeans, als suchte sie nach ihren Schlüsseln. Dann stieß sie ein schmales Tor in einer hohen Steinmauer
auf und betrat den großzügigen Vorgarten der Nachbarvilla. Breite Kieswege schlängelten sich zwischen leeren Blumenbeeten hindurch, auf denen sich jetzt der Schnee häufte. Hinten am Haus brannte ein Licht über der Tür, doch der Rest des Gebäudes im Stil eines italienischen Palazzos aus der Renaissance war dunkel. Sie hatte Glück. Die wirklichen Besitzer waren noch nicht zu Hause.
Da sie nun niemand mehr sehen konnte, wurde es Zeit, sich zu beeilen. Randi sprintete durch den Garten, wobei sie die Kieswege mied, um nicht zu viel Lärm zu machen, und lief direkt auf das Mauerstück an der Grenze zu Kesslers Garten zu. Ohne langsamer zu werden, sprang sie daran hoch, bekam mit ihren behandschuhten Händen die Kante zu fassen und schwang sich auf die Mauer hinauf.
Einen Augenblick lag Randi ganz still und drückte sich flach an die raue
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