Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
die Büsche, um im Schutze der Bäume und Sträucher, die am Fuße der Klippe wuchsen, den Berg zu erklimmen.
Jon hörte schnelle Schritte auf der Straße hinter sich, wirbelte herum und hob die MP5.
Mit ihrer Pistole in der Hand kam Randi Russell aus dem Dunkeln gelaufen. »Das war Renke!«, knurrte sie, indem sie auf die beiden Männer deutete, die im Schatten der Bäume verschwanden. »Du und Kirow und Devin nehmt den Rest. Ich schnappe mir Renke!«
Smith nickte rasch. »Viel Glück.«
Randi schlug ihm auf die Schulter, als sie an ihm vorbeilief. »Dir auch!« Dann wandte sie sich um und begann, den Abhang hinaufzuklettern.
Jon nahm das Magazin aus seiner Maschinenpistole und steckte
einen neuen Ladestreifen ein. Dann wandte er sich an Kirow und Fiona. »Seid ihr bereit?«
Sie nickten mit funkelnden Augen – wie er von einem seltsamen, an Wahnsinn grenzenden Kampfrausch erfasst.
»Schön«, blaffte Smith und rannte die Straße hoch. »Dann lasst uns das zu Ende bringen!«
Kapitel neunundvierzig
Smith lief auf der linken Seite die Straße hinauf, Kirow und Fiona auf der rechten. Weit vor ihnen konnte er im Mondlicht Malkowitsch und Brandt und ihre zwei Leibwächter rennen sehen, die sich mühten, den Gipfel des Plateaus zu erreichen, ehe ihre Verfolger in Reichweite kamen. Renke und einer der anderen Bewaffneten waren zur Rechten den Hang hinaufgelaufen und in den kleinen Obstgärten, die bis an den Fuß des Felsmassivs gepflanzt waren, zwischen Reihen von Pfirsich- und Apfelbäumen und Weinreben verschwunden. Auf gelben Schildern am Straßenrand war zu lesen, dass in der Richtung die Ausgrabungsstätte Tombe del Crocifisso del Tufo lag, eine alte etruskische Nekropole, eine Totenstadt.
Doch im Moment musste Jon sich mit den Männern beschäftigen, die ihnen auflauerten. Zwei von Brandts Killern waren zurückgeblieben, wahrscheinlich mit dem Befehl, die amerikanischen Verfolger zu töten oder zumindest aufzuhalten. Einer war zwischen den Sträuchern und Bäumen auf dem abschüssigen Hügel in Deckung gegangen. Der andere verbarg sich irgendwo auf der rechten Seite, zwischen Fels und Gestrüpp weiter oben.
Smith runzelte die Stirn. Über die offene Straße auf diese Kerle zuzustürmen, hieß in den sicheren Tod laufen. Mut vor dem Feind war eine Sache. Selbstmörderischer Wahnsinn etwas ganz anderes.
Er wurde langsamer, ließ sich auf ein Knie sinken und spähte über den Lauf seiner Maschinenpistole aufmerksam in die dichte Vegetation zu beiden Seiten der Straße. Kirow und Fiona warfen
sich rechts von ihm flach auf den Bauch und richteten die schussbereiten Waffen nach vorn.
»Seht ihr irgendetwas?«, zischte Jon.
Kirow schüttelte den Kopf. »Nein.« Er schaute zu dem Amerikaner hinüber. »Aber wir müssen weiter, mein Freund, auch wenn es gefährlich ist. Die Schießerei wird bald die Polizei auf den Plan rufen.«
Smith grinste ihn an. »Sie meinen also, die Carabinieri würden uns die Geschichte, dass wir nur Touristen auf einem Nachtspaziergang sind, nicht abkaufen?«
Kirow schnaubte. Er hob seine MP5 und rieb mit einem Finger rasch über die Tarnfarbe, die er auf Wangen und Stirn verteilt hatte. »Irgendwie bezweifle ich das, Jon«, sagte er trocken.
»Dann sollten wir besser aufhören zu quasseln und weitermachen«, unterbrach Fiona, die sich gleichzeitig amüsiert und verärgert anhörte. Sie stand wieder auf und schlich nah am Abhang die Straße hinauf. »Ich ziehe ihr Feuer auf mich. Dann könnt ihr zwei sie erschießen.«
Verblüfft griff Kirow nach ihr und hielt sie mit einer Hand fest. »Nein, Fiona. Überlass das Jon und mir. Wir sind ausgebildete Soldaten. Du nicht. Das Risiko ist zu groß.«
»Oleg hat Recht«, pflichtete Smith ihm bei.
Doch Fiona schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nein, hat er nicht, Colonel. Ebenso wenig wie Sie.« Fiona hob ihre Pistole. »Hiermit werde ich nichts, was mehr als zwanzig oder dreißig Meter entfernt ist, sicher treffen können. Eure Maschinenpistolen haben eine viel größere Reichweite. Das sollten wir ausnutzen.«
Jon verzog das Gesicht, hob zögernd die Schultern und sah Kirow an: »Sie hat Recht.«
Der Russe machte ein finsteres Gesicht und nickte widerstrebend. »Ja. Wie immer.« Er ließ Fiona los, doch nicht, ohne eine schroffe Bitte zu äußern. »Aber lass dich nicht umbringen, Fiona. Sonst werde ich …«
Er stockte, denn seine Stimme versagte.
Lächelnd strich Fiona ihm über den Kopf. »Ja, ich weiß. Ich nehme mich in
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