Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
Seite der Straße fiel das Gelände in einem sanften Hang ab, der mit kahlen Obstbäumen und Weinstöcken bewachsen war. Im Tal leuchteten da und dort kleine Lichter von fernen Gehöften.
»Sie kommen«, flüsterte Randi Russell über Funk. Die CIA-Agentin war etwas weiter unten an der Straße in Deckung gegangen, auf einer niedrigen Erhebung, die einen Ausblick auf den etwa einen Kilometer entfernten, hell erleuchteten ECPR-Komplex
bot. Sie war ihr Vorposten. »Ich sehe zwei Autos. Beides schnell fahrende schwarze Mercedes-Limousinen.« Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: »Sieht so aus, als hättest du Recht gehabt, Jon. Vielleicht wirst du beim Soldatspielen langsam besser.«
»Verstanden«, sagte Smith leise.
Obwohl er wusste, dass er gleich losschlagen musste, entspannte er sich ein wenig. Randi war vehement dafür eingetreten, den Hinterhalt näher am Zentrum aufzubauen. Sie wollte sichergehen, dass Malkowitsch, Renke und ihre Leute ihnen nicht entwischten, indem sie eine der kleineren Landstraßen nahmen, die das Tal durchzogen. Doch Jon hatte ihr widersprochen, mit der Begründung, dass ein Überfall zu nah am befestigten Labor ihren Gegnern die Chance bot, sich wieder in den undurchdringlichen Schutz des Gebäudes zurückzuziehen. Und dann – sobald Malkowitsch und den anderen klar geworden wäre, dass der angedrohte U.S.-Marines-Angriff nur ein gigantischer Bluff gewesen war –, hätten sie ihren ursprünglichen Plan weiterverfolgen und sich per Flugzeug in Sicherheit bringen können.
Stattdessen hatte Smith darauf gesetzt, dass Brandt seine Auftraggeber über diese Straße führte, da sie die schnellste Möglichkeit bot, Abstand zum ECPR zu gewinnen. Und wenn sie erst einmal die Nord-Süd-Autobahn nahe des Bahnhofs von Orvieto gekreuzt hatten, konnten die Flüchtenden auf selten befahrenen Nebenstraßen über die Apenninen an Italiens Adriaküste gelangen.
Als er das Geräusch kräftiger Automotoren näherkommen hörte, konzentrierte er sich. Er zog den Spannhebel seiner MP5 zurück und ließ eine 9mm-Kugel in das Patronenlager gleiten. Mit einer Hand vergewisserte er sich, dass der Feuerwahlhebel der Waffe auf Drei-Schuss-Salven stand. Dann beugte er sich tief herab, um hinter dem schweren Volvo unsichtbar zu sein.
Die nahenden Motoren wurden lauter.
Plötzlich glitten Scheinwerfer über den Volvo und malten seinen seltsam verzerrten Schatten auf den steilen Abhang. Reifen
quietschten durchdringend, als der vorausfahrende Mercedes scharf abbremste, um nicht mit ihrer improvisierten Straßensperre zusammenzustoßen. Eine Sekunde später kreischten auch die Reifen der zweiten schwarzen Limousine. Indem der Wagen abrupt ausscherte und mitten auf der Straße zum Stehen kam, vermied er es, auf den ersten Mercedes aufzufahren. Sofort erhoben sich Smith und Kirow hinter dem Volvo und richteten ihre Maschinenpistolen auf das kaum fünfzehn Meter entfernte erste Auto. Weiter oben am Hügel regte sich auch etwas. Fiona Devin sprang aus ihrem Versteck, einem halb eingesunkenen Kalkfelsen, der vor Jahrhunderten von der Klippe abgebrochen sein musste. Über die Visierung der halbautomatischen Glock zielte sie sorgfältig auf das zweite Auto.
»Kommen Sie aus dem Wagen!«, rief Smith, die Augen gegen das Scheinwerferlicht eng zusammengekniffen. »Auf der Stelle! Mit erhobenen Händen!«
Sein Blut rauschte in den Ohren. Dies war der kritische Augenblick. Der Notwendigkeit, wenn irgend möglich Gefangene zu machen, war alles andere untergeordnet, selbst ihre eigene Sicherheit.
Die beiden Mercedes-Limousinen standen einfach still da, ein wenig schräg zur Straße. Durch die dunkel getönten Fenster war keine Bewegung zu sehen.
»Das ist unsere letzte Warnung!«, brüllte Smith laut. »Steigen Sie aus den gottverdammten Autos! Sofort!« Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
Eine der hinteren Türen am vorderen Wagen klappte auf. Ein Mann, einer von Malkowitschs Leibwächtern, kletterte langsam heraus und baute sich ihnen gegenüber auf. Er achtete darauf, die leeren Hände in Schulterhöhe erhoben zu halten. »Ich unbewaffnet«, radebrechte er auf Englisch. »Was wollen Sie? Sind Sie bei Polizei?«
»Keine Fragen«, knurrte Kirow. »Sagen Sie Malkowitsch und
den anderen, sie sollen rauskommen! Sie haben zehn Sekunden, bis wir das Feuer eröffnen!«
»Ich verstehe«, erwiderte der andere Mann rasch. »Ich sag’s ihnen.«
Der Leibwächter wandte sich halb ab, so als wollte er sich durch die offene Tür
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