Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
wieder in das Auto beugen und mit den Insassen reden. Doch dann wirbelte er mit unglaublicher Geschwindigkeit wieder herum. Eine Hand griff blitzschnell in seinen schweren Wollmantel und kam mit einer Mini-Uzi wieder heraus.
Smith und Kirow schossen gleichzeitig.
Von mehreren Kugeln getroffen kippte der Leibwächter nach hinten. Er war tot, noch ehe er den Boden berührte.
Im selben Augenblick trat der Fahrer des ersten Mercedes das Gaspedal durch. Die schwarze Limousine machte einen Satz nach vorn, direkt auf das vordere Ende des Volvo zu. Der zweite Mercedes klemmte sich hinter den ersten und beschleunigte ebenfalls.
Zu spät erkannte Smith seinen Fehler. Diese Monster hatten einen Mann geopfert, um ihn aus der Reserve zu locken. Er riss den Lauf seiner MP5 herum und feuerte erneut, diesmal direkt auf den Motor des heranrasenden Wagens. Seine Kugeln rissen riesige Löcher in die Haube. Beim Aufprall der Salven spritzten Funken und Metallfetzen auf.
Kirow neben ihm begann, auf die Reifen zu schießen. Weiter oben am Hang konnte Jon das Mündungsfeuer aus dem Lauf von Fiona Devins Glock schlagen sehen, während sie, so schnell sie den Abzug ziehen konnte, auf die zweite Limousine feuerte. Wie der Russe nahm auch sie die Reifen aufs Korn, um ihre Gegner aufzuhalten, ehe sie die Straßensperre durchbrechen und in der Nacht verschwinden konnten.
Jon blieb noch den Bruchteil einer Sekunde hinter dem Volvo stehen, während der Mercedes wie ein wild gewordener Elefant durch die Dunkelheit auf ihn zustürmte, und feuerte eine Drei-Schuss-Salve
ab. Noch mehr Metallfetzen regneten aus dem Motorraum der schwarzen Limousine.
Doch dann war es Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Smith tauchte hinter dem quer geparkten Wagen weg, schlug mit der Schulter krachend auf der harten Straßendecke auf und rollte sich eilig ins Gras.
Hinter ihm rammte der Mercedes mit ohrenbetäubendem Krachen das vordere Ende des Volvo. Durch den Zusammenstoß für einen kurzen Moment miteinander verbunden, schlitterten die beiden Wagen in einem prasselnden Regen aus Glasscherben, Fiberglasstücken und Metallfetzen die Straße hinauf. Dann löste sich der Volvo langsam vom Mercedes und gab den rechten Abzweig der Gabelung frei.
Unter dem Kreischen reißenden Stahls schrammte der erste Mercedes vorbei und dröhnte den Hügel hoch, nach Orvieto. Er rumpelte wie in Zeitlupe über die Straße und ließ zerrissene Gummistücke aus drei zerschossenen Reifen hinter sich. Glühende Funkenregen sprühten über Schotter und Asphalt. Dann schepperte die zweite schwarze Limousine, die ebenfalls auf den Radnaben am zerbeulten Volvo vorbeifuhr, mühsam hinter dem führenden Wagen her.
Smith richtete sich auf einem Knie auf, begann wieder zu schießen und jagte den flüchtenden Fahrzeugen Kugelsalven hinterher. Kirow stand ganz in der Nähe und feuerte seelenruhig, er zielte immer noch auf die Reifen. Fiona schlitterte den Hang hinab auf sie zu und steckte ein neues Magazin in ihre Pistole. In ihrem Gesicht zeichnete sich Verzweiflung ab.
»Sie entkommen«, schrie sie.
Ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, schickte Kirow mit einer neuen Salve aus seiner Maschinenpistole Kupfermantelgeschosse den Berg hinauf. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er zu Fiona. »Sieh doch.«
Mit einem letzten, abgehackten Heulen des absterbenden Motors
kam der vordere Mercedes etwa zweihundert Meter entfernt stotternd zum Stillstand. Vier Männer kletterten heraus und flohen den Berg hinauf Richtung Orvieto. Einer von ihnen hatte einen dichten, weißen Haarschopf und lief etwas seltsam, weil er mit beiden Händen eine Aktentasche umklammert hielt. Die Haare des anderen, größeren Mannes schimmerten im Mondlicht hellblond auf. »Malkowitsch und Brandt«, erkannte Smith. Er sprang auf. »Hinterher.«
Vor ihnen versuchte die zweite Limousine über die Böschung an dem liegengebliebenen Wagen vorbeizufahren, doch sie setzte in der weichen Erde auf, holperte noch einige Meter weiter und kam dann knirschend zum Stehen. Auch aus diesem Auto sprangen vier Männer. Zwei bauten sich mit gezückten Waffen auf der Straße auf, offensichtlich in der Absicht, den Rückzug ihrer fliehenden Kameraden zu decken. Die anderen beiden – einer davon ein schlanker Mann mit weißem Bart, der ebenfalls eine Aktentasche trug – zögerten kurz und warfen einen Blick auf die breite, ungeschützte Fläche der Straße, die nach Orvieto führte. Dann schlugen sie sich seitwärts in
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