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Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Das Moskau Virus: Roman (German Edition)

Titel: Das Moskau Virus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Patrick Larkin
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politischen Trittbrettfahrern geopfert wurde, die sich als alte Freunde bezeichneten. Wie der Rest des Stabes im Weißen Haus war sie in das Geheimnis von Covert-One nicht eingeweiht. Diese Last musste er ganz allein tragen. Und daher, weil sie nicht wusste, wie sie Fred Klein sonst einordnen sollte, zählte sie den blassen Agentenchef mit der langen Nase zu den Opportunisten, die ihm die Zeit stahlen.
    »Danke, Estelle«, sagte Castilla ernst.
    »Die First Lady erwartet Sie heute Abend in Ihren Privaträumen zum Essen«, erinnerte Estelle ihn nachdrücklich. »Um Punkt sieben.«
    Castilla nickte schmunzelnd. »Keine Angst. Sie können Cassie sagen, dass keine zehn Pferde mich davon abhalten werden.«
    Estelle Pike rümpfte die Nase. »Das hoffe ich sehr, Sir.«
    Castilla wartete, bis sie gegangen war. Sein Lächeln verschwand. Dann stand er rasch auf, trat hinter seinem großen Schreibtisch hervor und ging durch das Oval Office in sein privates Arbeitszimmer gleich nebenan, das mit bequemen Möbeln und überquellenden Bücherregalen angefüllt war. Wie sein Refugium oben in den Privaträumen des Weißen Hauses war dieses kleine Zimmer eins der wenigen, die ganz nach seinem Geschmack eingerichtet waren. Neben dem Kamin stand ein kahl werdender, mittelgroßer Mann in einem zerknitterten blauen Anzug und bewunderte die
Gemälde an den Wänden, die allesamt den Alten Westen abbildeten. In einer Hand hielt der Mann eine abgegriffene lederne Aktentasche.
    Als er die Tür aufgehen hörte, unterbrach Nathaniel Frederick Klein die Betrachtung des Remington-Originals, das die Nationalgalerie leihweise zur Verfügung gestellt hatte. Es zeigte eine kleine, zerlumpte und erschöpfte US-Kavalleriepatrouille, die sich zum letzten Gefecht rund um eine ausgetrocknete Wasserstelle in der Wüste versammelt hatte und hinter einer improvisierten Barrikade aus toten Pferden verzweifelt die einschüssigen Springfield-Karabiner abfeuerte.
    »Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?«, sagte Castilla leise. »Zu viele Feinde und zu wenig Freunde.«
    »Mag sein, Sam«, erwiderte der Leiter des Covert-One. Er zuckte die schmalen Schultern. »Andererseits hat kein vernünftiger Mensch je behauptet, dass es einfach werden würde, die einzige Supermacht der Welt zu sein. Oder unsere Beliebtheit steigert.«
    Der Präsident schnitt eine Grimasse. »Wohl wahr. Und es ist besser als die Alternative. Mir jedenfalls ist es lieber, wir sind der anständige, aber ungeliebte 500-Pfund-Gorilla als der bemitleidenswerte und glücklose 98-Pfund-Schwächling.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die schwarze Ledercouch im Zimmer. »Komm, setz dich, Fred. Wir sind in einer verdammt brenzligen Situation und ich brauche deinen Rat.«
    Castilla wartete, bis Klein Platz genommen hatte, dann ließ er sich steif in einen Polstersessel auf der anderen Seite des niedrigen Couchtisches sinken. »Hast du die Liste der krank gemeldeten Nachrichten- und Politikanalytiker gesehen?«, fragte er.
    Klein nickte grimmig. In den letzten zwei Wochen waren mehr als ein Dutzend Topexperten für die militärische, politische und wirtschaftliche Situation in Russland und den Staaten des ehemaligen sowjetischen Blocks entweder zu Hause oder bei der Arbeit krank zusammengebrochen.
    »Ich bin den ganzen Tag über auf den neuesten Stand gebracht worden«, fuhr der Präsident düster fort. »Drei von unseren Leuten sind bereits tot. Der Rest liegt auf der Intensivstation im Sterben. Das allein ist schlimm genug. Noch schlimmer aber ist, dass niemand  – weder Krankenhäuser, noch Seuchenschutzbehörden, noch das USAMRIID – in der Lage gewesen ist, die Krankheit, an der sie leiden, zu diagnostizieren, geschweige denn, sie erfolgreich zu behandeln. Die Ärzte haben jede Therapiekombination ausprobiert, die ihnen einfällt – Antibiotika, Medikamente gegen Viren und Gifte sowie Chemo- und Strahlentherapie –, bislang ohne Erfolg. Was unsere Leute auch umbringt, es liegt weit außerhalb unserer medizinischen Erfahrung.«
    »Scheußlich«, murmelte Klein. Die Augen hinter den drahtgeränderten Brillengläsern verrieten Besorgnis. »Aber diese mysteriöse Krankheit taucht nicht zum ersten Mal auf, Sam.«
    Castilla hob eine Braue. »Ach!«
    »In den letzten achtundvierzig Stunden ungefähr haben wir von mehreren anderen Menschen erfahren, die an einer vorher unbekannten Krankheit mit identischen Symptomen gestorben sind«, berichtete Klein leise. »In Moskau. Vor über zwei

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