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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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kletterte hinein.
    Wayne drehte sich um und betrachtete den Jungen. Er sah aus, als sei er etwa 18 oder 19. Er hatte ein hübsches, beinahe kindliches Gesicht und trug einen dunklen Anzug.
    Das hübsche Gesicht des Jungen war blass und verschwitzt. Wayne roch einen schwachen Hauch von Erbrochenem.
    Er konnte sich zwar denken, dass dem Jungen irgendetwas Schlimmes zugestoßen sein musste, aber zu seiner persönlichen Belustigung fragte er ihn trotzdem: »Ist das so ’ne Art Halloweenscherz?« Wayne konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    Der Junge schien sein Lächeln jedoch nicht zu bemerken.
    »Nein!«, schrie er. »Mein Freund ist … ist tot. Er wurde erschossen.«
    Wayne war aufrichtig überrascht. Ihm blieb der Mund offen stehen und er schnappte nach Luft. »Erschossen? Wo denn?«
    Wayne fragte sich allmählich, ob er nicht vielleicht doch Opfer eines Halloweenscherzes geworden war. Aber der Junge schien ehrlich außer sich zu sein.
    Vielleicht ist er ja auch nur ein guter Schauspieler, dachte Wayne.
    Der Junge zeigte die Straße hinunter. »Etwa fünf Minuten von hier. Wir wollten zu einer Party, aber es war … war das falsche Haus. Der Typ war v… verrü…« Er begann zu schluchzen.
    Wayne schob seine Hand neben den Fahrersitz und legte sie um den Griff des Cricketschlägers.
    »Okay«, sagte Wayne. Ich bring dich zur Polizei. Wie heißt du denn?«
    »Simon«, antwortete der Junge zwischen zwei Schluchzern.
    »Okay, Simon. Es wird alles gut werden. Ich heiße übrigens Wayne.«
    Wayne schloss seine Hand noch fester um den Schläger.
    Du wirst meine Nummer neun, dachte er.
    Als der Junge seinen Kopf zurücklehnte und die Augen schloss, zog Wayne den Cricketschläger hervor.
    »Ich danke Ihnen«, sagte der Junge.
    Wayne grinste. Er holte mit dem Schläger aus und schlug ihn dann mit voller Wucht auf den Kopf des Jungen. Es war ein dumpfes Geräusch zu hören, bevor der Junge auf die Seite kippte.
    Wayne legte den Schläger hin, beugte sich über den Jungen und fühlte seinen Puls. »Gut«, murmelte er.
    Er packte den Jungen und setzte ihn aufrecht hin. Dann griff er nach dem Gurt und schnallte ihn an.
    Während er sich in seinem Sitz zurücklehnte, kurbelte Wayne das Fenster wieder hoch.
    Er rieb sich die Hände und sagte mit bösartigem Grinsen: »Okay, und was soll ich jetzt Schönes mit dir machen?«
    Er hatte zwei Möglichkeiten: Er konnte entweder zurück zu sich nach Hause oder über den Maroondah Highway hinauf in die Berge fahren.
    So, wie er sich im Moment fühlte – wagemutig, aufgeregt und unbekümmert –, kam ihm die Option, einfach nur zurück nach Hause zu fahren, viel zu langweilig und gewöhnlich vor. Nein, heute war ihm definitiv nach einer Nacht unter freiem Himmel. Vielleicht würde er den hier ja auch überhaupt nicht mit zu sich nach Hause nehmen.
    Wayne trat auf das Gaspedal und fuhr die Straße hinunter.

KAPITEL 55
    23.08 Uhr
    Wayne lächelte, als er das Holzschild entdeckte.
    Es war also immer noch da.
    Er lenkte den Wagen nach links und bog auf den Feldweg ab.
    Sein letzter Besuch in diesem Motel lag schon eine ganze Weile zurück. Es war etwa zwei Jahre her, vielleicht sogar länger. Wie war noch gleich der Name dieses Typen gewesen?
    Er schüttelte den Kopf. Es war schon zu lange her – er konnte sich nicht mehr erinnern.
    Während er die Straße hinauffuhr, dachte Wayne, dass es wirklich unglaublich war, wie lange sich dieses Motel bereits gehalten hatte.
    Als er das letzte Mal dort abgestiegen war, war der ganze Laden wie ausgestorben gewesen. Wenn er sich richtig erinnerte, war in jener Nacht nur ein weiterer Gast eingetroffen.
    Wie schafft sie’s nur, im Geschäft zu bleiben?, fragte er sich.
    Trotzdem hoffte Wayne, dass sich dort nichts geändert hatte.
    Während er den Wagen über den kurvigen Highway lenkte und darauf wartete, dass der Junge wieder zu sich kam, hatte Wayne darüber nachgedacht, wohin er mit ihm fahren sollte.
    Normalerweise brachte er seine Opfer an trostlose, abgeschiedene Orte, hoch oben in den Bergen. Die anderen waren jedoch bei Bewusstsein gewesen und er hatte sie durch die Wälder jagen können. Dieser Junge hingegen war immer noch ohnmächtig. Er würde erst etwas mit ihm anfangen können, wenn er wieder aufgewacht war.
    Wayne spielte kurz mit dem Gedanken, einen seiner bevorzugten Orte aufzusuchen und dort abzuwarten, bis der Junge wieder zu sich kam. Aber er wusste ja nicht, wie lange das dauern würde. Vielleicht wachte er ja auch erst in

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