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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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zu sich nach Hause zu locken. Das hatte schon öfter funktioniert.
    Allerdings war er sich alles andere als sicher, ob er sich tatsächlich ruhig und normal genug verhalten konnte, um die Sache auch wirklich durchzuziehen. Nicht nach allem, was heute Nacht passiert war. Er war einfach zu angespannt.
    Schließlich endete der Park und die Häuserreihen begannen. Er rammte seine Hände in seine Jackentaschen und schlurfte weiter über den Gehweg.
    Vor sich sah er jemandem neben einem Auto stehen. Er konnte nicht erkennen, ob es sich bei der Person um einen Mann oder eine Frau handelte, aber der Kleidung nach zu urteilen – weißer Pullover und weiße Hose – schien es ein Mann zu sein. Ein Mann, dessen Aufzug vermuten ließ, dass er demnächst ein Cricketfeld betreten und für Australien gegen die Westindischen Inseln spielen würde.
    Der Gedanke war Wayne erst gekommen, als er den Mann dort hatte stehen sehen, aber nun wusste er ganz genau, wie sein Plan aussah.
    Scheint mir nur fair zu sein, dachte Wayne. Man hat mir den Wagen geklaut, also werde ich mir die Karre von jemand anderem nehmen.
    Der Mann stand mit dem Rücken zu Wayne, den Kopf nach vorne gebeugt, eine Hand in der Hosentasche.
    Als er sich ihm näherte, bemerkte Wayne, dass der Mann ein Stirnband um sein dunkles, zerzaustes Haar trug und dass auf dem Dach seines Autos – ein roter Saab 900 – tatsächlich ein Cricketschläger lag.
    Als Wayne sich ganz leise an den Mann heranschlich, blickte er sich hastig um, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Da dies nicht der Fall war, stellte Wayne sich hinter den Mann, packte ihn mit einer schnellen, aber kräftigen Bewegung am Kopf und knallte ihn gegen die Seite des Wagens.
    Der Mann hatte noch nicht einmal die Chance, nach Luft zu schnappen.
    Sein Kopf schlug direkt über dem Beifahrerfenster auf und es war ein metallisches Rumsen zu hören, bevor er wie ein nasser Fußball wieder von dem Wagen abprallte.
    Wayne löst seinen Griff und sah zu, wie der Mann auf dem Boden aufschlug, wobei ihm ein Schlüsselbund aus der Hand fiel.
    Wayne starrte auf das Gesicht des Mannes hinunter und zog seine Stirn in Falten. Sein Haar schien ihm halb vom Kopf gerutscht zu sein und sein langer, buschiger Schnurrbart lag beinahe senkrecht über seinem Gesicht.
    Wayne hockte sich neben ihn und betrachtete den Mann eingehender.
    »Aha«, murmelte er.
    Er zog an dem Schnurrbart. Er ließ sich ganz leicht mit einem leisen Reißen abziehen.
    Wayne nahm an, dass der Mann auch eine Perücke trug.
    Und er hatte recht.
    Als er ihm die schwarze Perücke vom Kopf zog, fiel auch das Stirnband auf den Boden. Darunter hatte der Mann kurzes blondes Haar. Noch immer in der Hocke und die Perücke sowie den überdimensionierten falschen Schnurrbart in der Hand, hob Wayne die Schlüssel vom Boden auf.
    Während er sich wieder erhob, bemerkte er, dass der Mann noch atmete.
    Wenn man Schnurrbart, Perücke, Stirnband, Cricketschläger und die Tatsache, dass es bereits nach neun Uhr abends war, in Betracht zog, schien es offensichtlich, dass der Typ zu einer Halloweenparty unterwegs gewesen war. Und auch wenn Wayne sich nicht ganz sicher war, sah es ihm ganz danach aus, als sei er als Dennis Lillee verkleidet gewesen.
    Der Mann schien um die 40 zu sein – viel zu alt für Waynes Geschmack. Er ließ ihn reglos auf dem Bürgersteig liegen, als er den Schlüssel für den Saab gefunden hatte, und eilte um den Wagen herum zur Fahrerseite. Er öffnete die Tür und warf die Perücke und den Schnurrbart auf den Beifahrersitz – sie würden sich vielleicht noch als nützlich erweisen. Ebenso wie der Schläger, den Wayne sich vom Wagendach schnappte, bevor er sich hinter das Steuer fallen ließ und ihn neben den Sitz klemmte.
    Dann startete er den Wagen. Der Saab sprang mit einem lauten Brummen an, wurde dann jedoch wieder leiser und schnurrte ruhig vor sich hin. Wayne schaltete die Scheinwerfer an. Bevor er davonfuhr, warf er noch einmal einen Blick auf den Mann, der ausgestreckt auf dem kalten Betonboden lag, und als er sah, dass er noch immer bewusstlos war, trat er das Gaspedal durch und brauste in die Nacht davon.
    Die ganze Sache war viel einfacher gewesen, als Wayne erwartet hatte. Er bekam einen richtigen Adrenalinrausch. Er war zwar nicht mit dem Gefühl zu vergleichen, wenn seine Opfer seiner Gnade schutzlos ausgeliefert waren und er mit ihrem Leben spielen, sie foltern und schließlich töten konnte – aber er war trotzdem

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