Das Motel
betrügerischer Mistkerl.«
Morrie spürte, wie ein heißer Schauer durch seinen Körper rauschte. »Madge«, fauchte er.
»Wovon sprichst du da?«, fragte Judy, und in ihrer Stimme schwang leise Angst mit.
Madge schaute zu Morrie hinüber. Er schüttelte den Kopf und formte mit seinen Lippen ein stummes Nein.
Sie grinste ihn höhnisch an, drehte sich dann wieder zu Judy um und schaute ihr in die Augen.
Das würde sie mir nicht antun. Nicht Madge.
Aber sie tat es doch.
»Wir hatten Sex«, sagte Madge. »Vorhin, als er zu mir gekommen ist, um die Rechnung zu bezahlen.«
Judy blieb stumm.
»Es ist die Wahrheit«, versicherte Madge.
»SIE …« Morrie keuchte vor Schmerzen. »Sie lügt, Judy. Glaub ihr kein Wort. Willst du einer Frau glauben, die dich gerade gefesselt und mit einem Baseballschläger k. o. geschlagen hat?« Er unterbrach sich, um Luft zu holen. »Oder glaubst du deinem Ehemann?«
Judy begann zu weinen.
»Komm schon, Schatz, denkst du wirklich, ich würde so etwas tun?« Er versuchte zu lachen, aber es hörte sich furchtbar angestrengt und leer an. »Denkst du wirklich, ich würde Sex mit einer Frau wollen, die so alt ist wie sie?«
Madges Augen weiteten sich vor Wut. Sie nahm den Baseballschläger vom Tisch und zerschmetterte damit Morries Knie. Er stieß ein schrilles Heulen aus, schrie und wand sich auf dem Bett hin und her, soweit seine Fesseln es eben zuließen.
»Du Schlampe«, kreischte Judy.
»AAUUU!«, brüllte Morrie.
Er war zwar kein Arzt, aber es fühlte sich an, als sei seine rechte Kniescheibe zertrümmert.
»ZU ALT, JA?«, bellte Madge. »DA HAST DU ABER NOCH GANZ ANDERS DRÜBER GEDACHT, ALS DU MEINE MUSCHI GELECKT HAST!«
Morrie hatte viel zu große Schmerzen, um überhaupt zu bemerken, dass Madge irgendetwas brüllte. Seine Beine waren völlig taub und ihm war furchtbar schwindelig.
Er öffnete die Augen und starrte zu Madge hinauf.
Sie wandte sich ab und schaute zu Judy hinüber. »Ich sage die Wahrheit«, wiederholte sie. »Hattest du denn nicht das Gefühl, dass er ziemlich lange gebraucht hat, um die Rechnung zu bezahlen?«
»Er … würde das nicht tun«, schluchzte Judy. »Nicht Morrie.«
Morrie drehte sich zu seiner Frau um und sah den Ausdruck in ihren Augen. Sie wusste, dass Madge die Wahrheit gesagt hatte.
Er hatte wirklich alles kaputt gemacht.
KAPITEL 58
Madge lächelte. Sie hatte nichts weiter zu sagen. Morrie hatte für das bezahlt, was er getan hatte.
»Du … Schlampe«, fauchte Morrie. Er funkelte sie an. Sein Gesicht war knallrot und schweißüberströmt. »Dafür wirst du … bezahlen.«
»Fick dich«, sagte Judy. »Wie konntest du mir das antun?«
»Es tut mir leid«, erwiderte er jämmerlich. »Es ist … einfach passiert.«
»Ich hasse dich«, heulte Judy.
Madge schlenderte zum Tisch zurück und griff nach ihrer Jacke.
»Wo gehst du hin?«, keuchte Morrie. »Ich brauche einen Arzt.«
Madge drehte sich zu ihm um. »Ich sag der Polizei, dass sie einen Krankenwagen rufen sollen.«
»Tu das nicht«, flehte Judy. »Bitte.«
Obwohl Madge wusste, was Judy getan hatte, verspürte sie Mitleid mit ihr.
Eigentlich wollte sie gar nicht, dass Judy ins Gefängnis ging, aber sie hatte keine andere Wahl.
»Es tut mir leid, Judy. Aber ich muss jetzt gehen.«
»NEIN!«, brüllte Judy.
Madge schlüpfte in ihre Jacke und schloss den Reißverschluss. Sie hielt Morries Autoschlüssel fest in ihrer Hand und ging zur Tür.
Das Gewehr!
Sie blieb stehen und drehte sich um.
Was, wenn es ihnen doch gelingen sollte, sich zu befreien, während sie weg war? Was, wenn sie von einer Gewehrsalve begrüßt wurden, wenn sie mit der Polizei zurückkehrte?
Madge blickte zu Morrie und Judy hinüber. Beide hatten ihre Augen geschlossen. Morrie wegen seiner furchtbaren Schmerzen – und Judy ebenso, wenngleich ihre Schmerzen anderer Natur waren.
Mit seinen Knien konnte Morrie höchstwahrscheinlich noch nicht einmal stehen, aber bei Judy lag die Sache anders.
Es blieb ihr nichts anderes übrig. Madge musste die Waffe mitnehmen. Sie konnte das Risiko einfach nicht eingehen.
Auch wenn es sich dabei um die Waffe handelte, die sie benutzt hatten, um einen unschuldigen Jungen zu töten. Madge fühlte sich schmutzig, wenn sie sie nur berührte. Und sie wollte sie ganz sicher nicht bei sich im Wagen haben.
Was soll ich jetzt machen?, überlegte sie.
»Bist du etwa immer noch hier?«, brummte Morrie und öffnete die Augen. »Was ist los? Denkst du darüber nach, ob du
Weitere Kostenlose Bücher