Das Motel
sauberer, als Morrie angenommen hatte. Er fing an, sich auszuziehen.
Zehn Minuten später trat Morrie wieder aus dem Badezimmer, ein Handtuch um seine Taille gebunden. Er schlurfte zum Bett hinüber, auf dem Judy zusammengerollt lag, mit dem Rücken zum Bad, und setzte sich hin. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie.
»Das heiße Wasser ist ziemlich schnell ausgegangen. Aber ich fühl mich trotzdem viel besser.«
Judy erwiderte nichts.
»Komm schon, Judy. Du bist doch nicht immer noch sauer auf mich, oder?«
Er rüttelte sie sanft. »Schatz?«
Er beugte sich ganz dicht zu ihr hinunter und hörte ein leises Schnarchen. Er lächelte. »Gut so, schlaf ein bisschen. Das hast du jetzt nötig.«
Genau wie ich, dachte er.
»Wir werden das schon überstehen«, flüsterte er ihr zu. »Mach dir keine Sorgen.« Er küsste sie auf die Wange und stand wieder auf. Die Wärme vom Duschen verflüchtigte sich allmählich und die Kälte in der Hütte verursachte ihm eine Gänsehaut.
»Hätte sie sicher nicht umgebracht, eine Heizung in die Hütten einzubauen«, murmelte er. Er schlenderte zurück ins Badezimmer, sammelte seine Klamotten wieder ein und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der über dem Waschbecken hing. »Ich seh’ ja furchtbar aus«, sagte er. Er wirkte blass und erschöpft und auch sein Bart musste dringend geschnitten werden. »Dieses Mal hast du dich wirklich selbst übertroffen. Du beschissener Vollidiot«, sagte er und schüttelte den Kopf.
Er wandte sich vom Spiegel ab und ließ das Handtuch auf den Boden fallen. Hastig zog er sich an, verließ das Badezimmer und schaltete im Vorbeigehen das Licht aus. Judy schlief immer noch. Er ging um das Bett herum auf die andere Seite, ließ sich vorsichtig darauf nieder, knautschte das Kissen gegen das Kopfende und legte sich hin. Er warf einen Blick auf den Radiowecker. Es war Viertel vor zwölf.
Er wollte unbedingt die Nachrichten hören. Vielleicht würden sie ihm ja einiges über seine Situation verraten und darüber, wie viel die Polizei bereits wusste. Bis dahin würde er sich ein kurzes Viertelstunden-Nickerchen gönnen. Morrie schloss die Augen. In Gedanken sah er den toten Jungen vor sich – seinen blutigen Körper, ausgestreckt auf dem Boden.
Morrie riss die Augen wieder auf.
Er würde die 15 Minuten Wartezeit wohl damit zubringen müssen, an die Decke der Hütte zu starren. Sein Gewissen erlaubte ihm nicht den Luxus des Schlafes.
KAPITEL 12
Wayne betätigte die Toilettenspülung und ging zum Waschbecken hinüber. Während er den Wasserhahn aufdrehte, betrachtete er sein Spiegelbild. Er grinste. Trotz seines Alters und seines Übergewichts war er nach wie vor ein attraktiver Mann – zumindest seiner Ansicht nach.
Er drehte den Wasserhahn wieder zu und starrte ins Waschbecken hinunter. Ein paar vereinzelte Blutspritzer musste er noch abwaschen. Er drehte den Hahn wieder auf, fing ein wenig Wasser mit seiner rechten Hand auf und spülte das Blut in den Abfluss hinunter. Als kein Blut mehr im Waschbecken zu sehen war, drehte Wayne den Hahn wieder zu und trocknete seine Hände ab.
Während er aus dem Badezimmer trat, fuhr er sich mit seinen Fingern durch sein sandblondes Haar. Seine Kopfhaut juckte noch immer von der Perücke. Er blieb eine volle Minute in der Badezimmertür stehen, kratzte sich am Kopf und stöhnte wohlig angesichts der Erleichterung, die ihm dies verschaffte. Fürs Erste verschwand das Jucken und Wayne schlurfte zum Kühlschrank hinüber, schnappte sich eine Sprite und betrachtete den Jungen, der auf dem Bett lag, alle viere von sich gestreckt und mit dem Gesicht nach unten. Nun, eigentlich war er kein Junge mehr. Wayne wusste, dass er bereits 18 war. Aber seine weichen Gesichtszüge und seine zarte, weiße Haut ließen ihn jünger aussehen, als er tatsächlich war.
Wayne öffnete die Dose, nahm einen ausgiebigen Schluck und zuckte zusammen, als er die säuerliche Flüssigkeit schmeckte. Er stieß einen lauten Rülpser aus und ging dann zu dem Bett hinüber, das dem Badezimmer am nächsten stand. Als er sich darauf niederließ, konnte Wayne nicht anders, als noch einmal zu dem Jungen hinüberzuschauen, und er spürte, wie eine heiße Welle seinen Körper durchflutete. Er fühlte, dass er steif wurde. Er nahm die Dose in seine linke Hand, öffnete mit der rechten den Reißverschluss seiner Hose und umfasste seinen Schwanz. Die Berührung seiner kalten Hand ließ ihn kurz zusammenfahren, aber sobald er zu
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