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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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die Schaufel voll war, trug sie sie zum Mülleimer hinüber und kippte ihren Inhalt hinein. Sie musste den Vorgang dreimal wiederholen, um den zerbrochenen Teller restlos vom Boden aufzukehren.
    Judy legte Besen und Schaufel wieder zurück in den Schrank unter dem Spülbecken und machte sich dann daran, das restliche Geschirr wegzuräumen.
    Sie hatte gerade den letzten Teller in den Schrank gestellt, als es an der Tür klingelte. Sie erschrak kurz und war froh, dass sie in diesem Moment zum Glück keinen Teller in der Hand hielt.
    Sie ging ins dunkle Wohnzimmer hinüber.
    »War das die Tür?«, rief Morrie über seine Schulter.
    »Ja, ich frag mich, wer das wohl sein kann. Ich geh mal nachsehen, okay?«
    »Sicher. Ich hab sowieso nur meinen Bademantel an. Sind vielleicht nur ein paar Kinder für ›Süßes oder Saures‹.«
    »Hier draußen sehen wir die aber nicht besonders oft. Eigentlich kann ich mich überhaupt nicht dran erinnern, dass schon mal welche hier waren.«
    Wieder läutete die Türklingel.
    Judy trat aus dem Wohnzimmer und ging den Flur hinunter.
    Am Ende des Flurs befand sich eine Tür, die direkt in ihre Garage führte. Der Fernseher wurde immer leiser, je weiter sie den kühlen Flur entlangging. Sie öffnete die Tür und betrat die noch kältere Garage. Judy nahm den Geruch von alter Farbe und Brennspiritus und den abgestandenen Gestank von Öl und Benzin wahr. Inzwischen parkten sie den Wagen immer draußen in der Einfahrt, in der Garage hatte sich einfach viel zu viel Unrat angesammelt.
    Die Garage hatte drei Eingänge – das große Tor für das Auto, die Tür ins Haus und eine weitere, die nach draußen führte. Von dort konnte man die Haustür gut einsehen, und genau dahin war Judy nun auch unterwegs.
    Das spärliche Licht des Flurs reichte nicht aus, um die Garage zu erhellen, aber nach 20 Jahren in dieser Müllkippe von einem Haus wusste Judy genau, wo sich die Hintertür befand. Auf dem Weg dorthin rumpelte sie gegen diverse Kisten, stieß jedoch nicht gegen irgendetwas Hartes.
    Mit ausgestreckten Armen tastete sie sich zur Hintertür vor.
    Weitab vom Fernseher, war es in der Garage totenstill und von draußen konnte Judy jemanden reden hören.
    Na toll, das ist aber nicht nur einer.
    Sie tastete nach der Klinke.
    Vielleicht sind es ja wirklich nur Kinder. Oder eine Familie, die nach ihrem vermissten Hund sucht. Aber warum sollten sie dann lachen?
    Vorsichtig schob sie den Riegel zur Seite und öffnete dann ganz langsam die Tür einen schmalen Spalt. Draußen war es vollkommen finster. Das einzige Licht stammte von der kleinen Lampe über der Haustür. Judy konnte zwei Personen erkennen. Sie waren groß, trugen schwarze Anzüge, Sonnenbrillen – Sonnenbrillen! – und schwarze Hüte. Sie standen vor der Haustür, schauten sich um und unterhielten sich miteinander.
    Mein Gott, was sind das denn für Typen?
    Als hätten sie gespürt, dass sie jemand beobachtete, schauten beide plötzlich in Judys Richtung. Sie konnte einen kurzen Blick auf ihre Gesichter werfen. Sie schnappte nach Luft und schloss die Tür wieder ein wenig, bis sie nur noch einen winzigen Spalt offen stand. Wegen ihrer Sonnenbrillen konnte Judy nicht erkennen, ob die beiden sie direkt anstarrten. Mit pochendem Herzen machte sie die Hintertür ganz vorsichtig zu, schloss sie ab und durchquerte dann eilig die Garage. Auf dem Weg zurück stieß sie gegen mehrere Kisten, aber es gelang ihr, sich auf den Beinen zu halten. Sie erreichte den erleuchteten Flur und rannte, so schnell ihr übergewichtiger Körper es zuließ, ins Wohnzimmer.
    Als sie an der Haustür vorbeihastete, hörte sie, wie die beiden Fremden draußen gegen die Tür hämmerten.
    Die gehen nicht wieder weg.
    Morrie sah mit einem Stirnrunzeln auf, als Judy hereinstürzte.
    »Was ist denn mit dir los, verdammt noch mal?«, fuhr er sie an. »Und warum hast du die Tür ni…?«
    »Da draußen stehen zwei Männer. Mit Anzug und Sonnenbrille.«
    »Was? Sonnenbrille?«
    »Ich weiß nicht, Morrie. Die sehen ziemlich furchteinflößend aus. Wie … Auftragskiller oder so.«
    Morrie stellte die Schüssel mit dem Popcorn vor sich auf den Tisch und erhob sich. »Dann hast du gar nicht mit ihnen gesprochen?«
    »Nein, nein. Ich hab sie nur von der Garagentür aus gesehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich entdeckt haben.«
    »Meine Güte«, murmelte Morrie.
    »Und da ist noch was … einer von ihnen sah, na ja, asiatisch aus.«
    Als er das hörte, riss Morrie die Augen

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