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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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persönlichen zu dem Martin Klein. Ich kann nun beginnen, ihn direkter nach dem Projekt zu befragen, das Dengler bearbeitet.
Drei Tische weiter saß übrigens eine Person, die Dengler ebenfalls zu beschatten schien. Ein älterer Herr, er trug einen braunen Anzug mit grüner Krawatte. Auffälliges Kennzeichen war, dass er sich mehrmals die offenbar schweißnassen Handflächen an der Hose abwischte. Ich habe mit dem Kamerastift eine Aufnahme gemacht, die ich an diesen Bericht angehängt mitschicke.
    Ein laienhafter Bericht, sicher, aber trotzdem gut. Gisela Kleine war zufrieden. Sie sah sich den Film an, den Betty Gerlach mitgeschickt hatte. Er war mit einer Miniaturkamera gemacht worden, die in einem Kugelschreiber versteckt war. Die Kamera sendete die Bilder sofort an einen kleinen Rechner, den Betty Gerlach in ihrer Handtasche hatte.
    Saubere Arbeit.
    Sie war kaum überrascht, als sie sah, dass es Leitner war, der allein an einem Tisch saß, mit einem Gesichtsausdruck, als sei er von irgendjemandem versetzt worden.
    Das soll ein Profi sein, dachte sie. Ich wusste doch, dass da was nicht stimmt.
    Und dann diese ewigen Schweißhände, die er sich an den Oberschenkeln abwischte: wiedererkennbare Handlungsgesten! Das lernte man doch zu Anfang in der Akademie in Bad Ems: Wiedererkennbare Handlungsgesten sind zu vermeiden.

Die zweite Nacht: Charlotte und Jan
    Ihm konnte sie alles erzählen. Mit ihm konnte sie lachen, Witze über den Minister machen, zu ihm hatte sie bedingungsloses Vertrauen.
    »Wie schön du bist«, sagte er zu ihr. »Und wie jung.«
    Sie lachte: »Ha, vor allem jung.«
    »Ich meine es ernst. Wenn wir zusammen schlafen, in meinen Händen, wirst du jünger. Ich kann dabei zusehen. Es ist wunderschön.«
    »Du Schmeichler.«
    »Nein, ich schmeichle nicht. Es ist so. Schau in den Spiegel.«
    Das tat sie. Sie studierte ihr Gesicht in dem großen Wandspiegel und fand, dass er recht hatte. So gut hatte sie schon lange nicht mehr ausgesehen, so … erblüht. Ein besseres Wort fiel ihr nicht ein.
    Sie küsste ihn auf den Bauch.
    »Du tust mir gut.«
    »Und du mir.«
    »Hier am Bauchnabel?«
    »Hm.«
    Sie erkundete ihn.
    »Wie ist es hier?«
    »Unglaublich.«
    »Und hier?«
    Sie ließ die Zunge wandern.
    »Nicht aufhören«, sagte Jan.
    »Versprochen«, sagte sie.

    »Erzähl mir von dir«, sagte sie, als sie später nebeneinanderlagen und ihr Atem wieder ruhiger geworden war.
    »Was willst du wissen?«
    »Fangen wir mit dem Anfang an: Wo bist du geboren?«
    »In Koblenz. Städtisches Klinikum Kemperhof.«
    »Du bist in Koblenz aufgewachsen?«
    »Nein, aufgewachsen bin ich in Idar-Oberstein, Ellwangen, Brüssel und …«
    »Seltsame Reihenfolge.«
    »Mein Vater war Offizier.«
    »Wie mein Großvater!«
    »Ja. Aber ich glaube, mein Vater war kein Held.«
    Sie biss sich auf die Lippen. Aber sie schwieg.
    »Er durchlief eine Station nach der anderen, bis er General war.«
    »War?«
    »Er ist tot. Vielleicht erinnerst du dich an die Überschrift. Es stand in fast allen großen Zeitungen: Ehemaliger Heeresinspekteur in New York erschossen.«
    Sie richtete sich auf: » Das war dein Vater?«
    »Ja. Wahrscheinlich ein verrückter Crackuser. Oder eine Verwechselung. Man hat es nicht herausgefunden.«
    »Der Mörder wurde nie geschnappt?«
    »Nein.«
    Plötzlich weinte er.
    Sie legte ihren Arm um ihn.
    »Komisch«, sagte er schließlich, »wir haben uns nie vertragen. Er hat mich mal als Kind mit auf den Truppenübungsplatz nach Münsingen genommen. Ich habe heute noch manchmal Albträume von den detonierenden Granaten, den Geschützen, dem Lärm, den Kommandos, dem Feuer. Und mein Vater mittendrin, hin und her rasend wie ein Derwisch. Und ich schreiend auf seinen Schultern. Nie wieder wollte ich irgendetwas mit Militär zu tun haben.«
    »Bist du deshalb bei diesem Antimilitaristischen Informationsdienst?«
    »Das hat mein Vater mir immer vorgeworfen. Dass ich nur wegen ihm gegen das Militärische bin. Aber ich glaube …ich bin es aus Überzeugung. Ich glaube, dass die Welt ohne Waffen ein besserer Platz wäre. Klingt naiv, nicht?«
    »Nein, klingt es nicht.«
    »Das Dumme ist: Jetzt, wo er nicht mehr da ist, fehlt er mir. Zwischen uns war es so … unfertig. Wir haben noch nicht zu Ende gesprochen. Keine Verabschiedung, nichts.«
    »Und der Mord war ein – Versehen?«
    »Sagt man. Sagt die Polizei.«
    »Aber du glaubst das nicht …«
    »Ein Schuss, ein Treffer. Ich finde, das kann nur ein Profi gewesen sein. Der

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