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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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nicht habe. Was ist überhaupt passiert, Malenfant?«
    »Sie haben auf uns geschossen.«
    »Wer?«
    »Die Tintenfische. Die verdammten Tintenfische. Sie haben uns in einer Wasserkugel gerammt und das Solarpaddel an der Steuer-bordseite abgerissen.« Was den Leistungsabfall erklärte. »War nicht ganz einfach, mit den Steuertriebwerken die Rotation zu stoppen und das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen.«
    Sie hörte Stolz in seiner Stimme mitschwingen. Das war Malenfants erster Notfall im tiefen Weltraum, und er hatte ihn gemei-399
    stert. Das erfüllte ihn mit Stolz. Noch im Angesicht der Gefahr brach der kleine Junge in ihm durch, der Junge, der unter der Sublimierung und Rationalisierung des Erwachsenen immer ein Raumfahrer hatte sein wollen.
    »Und was bedeutet das nun für uns?«
    Er zuckte die Achseln. »Es kompliziert die Dinge. Wir schaffen es nicht nach Hause mit nur einem Solarpaddel und dem Kernreaktor. Vielleicht gelingt es uns, an der Oberfläche fotovoltaisches Material zu schürfen und zu improvisieren …«
    »Vielleicht auch nicht.«
    Er musterte sie. »Wir sind fern der Heimat, Emma. Komm, genieß die Aussicht.«
    Michael mit seinen schärferen Augen hatte sie zuerst gesehen, die goldenen Tropfen auf Cruithnes Oberfläche.
    Die Habitate schmiegten sich in die Mulden tiefer Krater, quetschten sich in Bodenspalten, lagen im Schatten und im Sonnenlicht. Es war, als ob die schwarze staubige Oberfläche des Asteroiden mit Schmelze aus einem Hochofen besprüht worden wäre, die in schweren halbkugelförmigen Goldtropfen erstarrt wäre. Und Abschnitte des Asteroiden waren mit etwas überzogen, das wie Folie aussah – ganze Bahnen gingen von den Tropfen aus, die an Cruithnes runzliger Oberfläche hafteten, und waren an großen behelfsmäßigen Rahmen im Raum aufgehängt.
    Malenfant wies auf das Bild von Cruithne. »Ich glaube, das ist die ursprüngliche Nautilus.« Eine Blase schmiegte sich in einen Krater, die größer und unregelmäßiger geformt war als die anderen. Sie wurde von einem geodätischen Netz zusammengehalten, und das ganze Ding war durch Leinen an die staubige Oberfläche des Asteroiden gefesselt. In der Nähe der Blase standen klobige Maschinen herum; vielleicht hatten sie zum Schiff gehört.
    »Ich vermute, dass diese auf der Oberfläche verlegten Bahnen Solarzellen sind«, sagte sie.
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    Cornelius nickte. »Hergestellt aus Asteroidenmaterial.«
    »Ich sehe aber keine Verbindungen zwischen den Blasen.«
    Malenfant zuckte geistesabwesend die Achseln. »Vielleicht haben die Tintenfische den Asteroiden durchtunnelt. In den Blasen werden sie durch Wasser vor der Strahlung geschützt; an der Oberflä-
    che wären sie ihr schutzlos ausgesetzt … Wie haben sie die neuen Blasen im Regolith verankert? Ich sehe keine Verankerung wie bei der Nautilus.«
    »Sie haben keine Metalle«, sagte Cornelius. »Weil wir ihnen nicht gezeigt haben, wie man Metall extrahiert. Nur organische Produkte einschließlich Kunststoffe. Sie haben wohl eine Möglichkeit gefunden, die Blasen ohne Metallseile und Felshaken zu ver-ankern.«
    Sie sahen, dass der Asteroid sich langsam drehte wie eine Kartoffel an einem unsichtbaren Spieß und immer neue Blasen-Habitate ins Blickfeld brachte.
    »Es sind so viele«, sagte sie.
    »Ja.« Cornelius klang ehrfürchtig. »Dass sie in ein paar Monaten eine so große Fläche des Asteroiden bedeckt haben … zumal wir nicht wissen, wie tief sie ins Innere vorgedrungen sind. Sie müssen sich exponentiell ausbreiten.«
    »Vermehren«, sagte Malenfant.
    »Offensichtlich«, blaffte Cornelius. »Aber der Punkt ist doch, dass es ihnen gelingen muss, den Großteil jeder neuen Generation durchzubringen. Erinnert euch, was Dan Ystebo uns über die erste Generation erzählt hatte: die vier schlauen Cephalopoden unter dutzenden dummer Tiere …«
    »Wenn die meisten Kalmare nun überleben«, sagte Emma, »dann bedeutet das …«
    »Dass sie überwiegend intelligent sein müssen.« Cornelius war sichtlich verängstigt.
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    »Kein Wunder, dass sie ständig neue Habitate errichten müssen«, sagte Malenfant.
    »Aber das ist nicht genug«, erwiderte Cornelius. »Der Asteroid wird schon bald zu klein für sie werden.«
    »Was dann?«
    »Dann sind sie auf diesem Felsen im Himmel gestrandet. Ich vermute, dass sie übereinander herfallen werden. Es wird Krieg geben.«
    »Wie lang?« fragte Malenfant. »Wie lang haben wir noch, ehe sie den Asteroiden auffressen?«
    Cornelius zuckte die Achseln.

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