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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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worden.
    Und nun war er hier und trieb in einem komplexen Tanz an die Erde gekettet durchs überfüllte innere System.
    Emmas Leben mit einer Dauer von ein paar Jahrzehnten, das wie ein Blitzlicht aufleuchtete und wieder erlosch, wirkte nichtig 396
    im Vergleich zur chtonischen Existenz dieses stummen Trümmerbrockens. Doch jetzt, in diesem Moment aus Leben und Licht, war sie hier. Und sie verspürte ein Gefühl des Überschwangs.
    Malenfant deutete auf den Pol des Asteroiden. »Die Methan-Fabrik ist dort. Dann ist das also unsre Richtung. Wir gehen mit zwölf Metern pro Sekunde runter, Abdrift ein Meter pro Sekunde, und wir haben noch immer grünes Licht für die Landung. Zeit für die Überprüfung der Hydrazin-Schubdüsen …« Obwohl er in die Details der Landevorbereitung vertieft war, nahm er sich die Zeit, den Blick über seine bunt zusammengewürfelte Besatzung schweifen zu lassen. »Alles ist unter Kontrolle. Erinnert euch ans Training.«
    Nach endlosen Proben während des wochenlangen Flugs kannten alle die Abläufe für die nächsten paar Tage. Sie würden in der Nähe der Methan-Fabrik landen, die O'Neill sichern und dann Ressourcen suchen, um die Lebenserhaltungs-Systeme aufzufüllen – hauptsächlich Wasser, Stickstoff und Sauerstoff. Dann würden sie die großen Brennstofftanks der O'Neill mit Asteroiden-Methan be-schicken, um den Rückflug sicherzustellen und möglichst schnell von diesem schmutzigen Felsen wieder nach Hause zu kommen.
    Wenn das erledigt war, hätten sie Zeit, die eigentlichen Ziele der Mission in Angriff zu nehmen und …
    Ein goldener Tropfen platzte an der Oberfläche von Cruithne.
    Sie schauten wie gebannt in der lastenden Stille und dem fluoreszenten Licht des Null-G-Decks. Emma sah, wie der Tropfen beim Aufstieg aus der flachen Gravitationsquelle von Cruithne sich verformte und wie eine Qualle oszillierte. Komplexe Wellen wanderten kreuz und quer über den Tropfen und leuchteten im Sonnenlicht. Emma machte Bewegung in der transparenten goldenen Hülle aus: kleine, kräftige Gebilde, die in schemenhaften grauen Schulen umherstoben.
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    Es war wunderschön, ein lautloses Ballett aus Wasser und Licht – und völlig unerwartet.
    Und der Tropfen wuchs, erblühte wie eine Blume und näherte sich der O'Neill.
    Plötzlich ging ein Ruck durchs Schiff, und ein Stöhnen von zer-rissenem Metall ertönte. Rote Alarmlampen leuchteten auf, und eine Sirene blökte rhythmisch.
    »Hauptalarm«, schrie Malenfant. Er drückte Michael an die Brust. »Jeder sucht sich etwas zum Festhalten.«
    Emma schaute sich um. Das Deck drehte sich um sie. Sie griff nach einer Strebe, aber die war zu weit weg.
    »Emma!«
    Der Metallboden raste auf sie zu.
    ■
    »… Erde. Sag diesen abgefuckten Tintenfischen, dass wir von der Erde sind. Gottverdammt, Cornelius.«
    »Ich hab's ihnen gesagt. Ich befürchte nur, sie glauben uns nicht…«
    Als Emma aufwachte, lag sie auf einem Stück Drahtgeflecht und war mit ein paar Bandagen um die Hüfte und Beine locker daran festgebunden. Michaels kleines und rundes Gesicht hing über ihr.
    Sie sah weiße Zähne und helle Augen. Er wischte ihr die Wange ab…
    »… Au.«
    …wo irgendetwas stach. Sie roch den Gestank einer antiseptischen Salbe.
    Bin ich in meinem Büro? Was ist passiert?
    Da kam Malenfant. Michael wich zurück.
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    … Sie erinnerte sich an alles. Ich bin im Raumschiff, im tiefen Weltraum, nicht wo ich sein sollte. Die Realität schien um sie herum zu verschwimmen.
    Malenfant stützte sich an einer Strebe ab und schaute auf sie herab. »Bist du in Ordnung?«
    Sie fasste sich an die Wange und ertastete ein Pflaster und eine klebrige Salbe. Sie hob den Kopf, und ein stechender Schmerz fuhr ihr durch die Schläfen. »Scheiße.«
    Sie versuchte den Kopf zu drehen. Die Lichter waren trübe, vielleicht mit halber Leuchtkraft. Der Hauptalarm blinkte noch immer – das Pulsieren schmerzte in den Augen –, aber wenigstens war die Sirene abgestellt.
    Sie sah Sterne und verspürte pochende Kopfschmerzen. Die Farben waren verwaschen; sie war benommen und halb taub. Sie kam sich vor wie ein Geist, der sich nur zum Teil auf dieser Daseins-ebene befand.
    Malenfant streckte die Hand aus und entfernte die lockeren Bandagen um ihre Hüfte. Sie spürte, wie sie emporschwebte. »Du warst für eine Viertelstunde weggetreten; also haben wir dich festgebunden.« Er warf einen Blick auf den Jungen. »Er ist ein gutes Kind, wenn er einen klaren Kopf hat.«
    »Den ich im Moment

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