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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Spektrografien der aktiven Regionen. Ben übernahm die Regie, und sie widmeten sich den Routineaufgaben der Beobachtung des Lochs und der Scheibe, wobei die Ausbildung und Praxis der beiden sich vorteilhaft auswirkte.
    ■
    Nemoto hatte einen Hochleistungs-Bioprozessor an den Tank der Chaera angeschlossen: Ein kleines kubisches Gerät, das die Menschen in die Lage versetzen würde, bis zu einem gewissen Grad mit den Chaera und ihren Gaijin-Gastgebern zu kommunizieren. Beim Hochfahren erschien auf einem kleinen Monitor die Design-Metapher der menschlichen Schnittstelle des Biopros. Eine grobkörnige, schlecht synchronisierte zweidimensionale virtuelle Darstellung von Nemotos ledrigem Gesicht.
    »Die Eitelkeit von Größenwahnsinnigen«, murmelte Madeleine.
    »Das ist ein Muster.«
    Ben verstand nicht. Die virtuelle Nemoto grinste.
    Ben und Madeleine schwebten vor einem Sichtfenster des Chaera-Tanks.
    Wenn Madeleine diese Kreatur in einem Tiefsee-Aquarium zu Gesicht bekommen hätte, wäre sie ihr nicht allzu fremdartig erschienen – und dabei war sie noch nicht einmal Biologin. Es 283
    waren diese erstaunlichen Augen, die beinahe menschlich anmuteten.
    Die Augen waren natürlich ein frappierendes Beispiel für konvergente Evolution. Auf der Erde verliehen Augen dem Besitzer einen solchen evolutionären Vorteil, dass sie sich vielleicht vierzigmal unabhängig voneinander entwickelt hatten – wogegen Flügel anscheinend nur ein paar Mal neu erfunden worden waren, und das Rad überhaupt nicht. Trotz Abweichungen im Detail – hier waren die Augen von Fischen, Insekten und Menschen sehr verschieden – beruhten alle Augen auf einem gemeinsamen Entwurf, denn sie waren für denselben Zweck entwickelt worden und unterlagen auch den Gesetzen der Physik.
    Es war also zu erwarten, dass Aliens auch Augen hatten.
    Die Chaera kommunizierten durch Bewegung, wobei die sich kräuselnden Körper niederfrequente Schallwellen in der Flüssigkeit aussandten, in der sie schwammen. Die Oberfläche der Chaera wurde ständig von Lasern abgetastet, die alle Bewegungen registrierten und eine Übersetzung ermöglichten.
    Die Verständigung mit fremden Spezies fiel nach den ersten Erfahrungen mit den Gaijin immer leichter. Eine Art Meta-Sprache hatte sich herausgebildet, eine Schnittstelle, die als Übertragungs-puffer zwischen Alien-›Sprachen‹ und den menschlichen Sprachen diente. Diese Meta-Sprache beruhte auf Konzepten – Raum, Zeit, Zahl –, die jeder intelligenten Spezies geläufig sein mussten, die im dreidimensionalen Raum eingebettet waren und physikalischen Gesetzen unterlagen. Ergänzt wurde sie durch verbale, mathematische und grafische Elemente; nach Madeleines laienhaftem Verständnis mutete sie an wie eine Verschmelzung aus Latein und Lincos.
    Madeleine verspürte eine seltsame Verbundenheit mit dem merkwürdigen rotierenden Geschöpf, einem Geschöpf, das auch von 284
    der Erde hätte stammen können und das viel sympathischer war als die Gaijin.
    Und wenn wir euch schon so schnell gefunden haben, dann wird das, was wir dort draußen noch finden, vielleicht doch nicht so fremdartig sein.
    »Was sagt es?«, fragte Ben.
    Die virtuelle Nemoto dolmetschte. »Die Chaera sah, wie die Scheibe sich entfaltete. ›Welch ein Schauspiel. Generationen werden mich darum beneiden …‹«
    Madeleine erfuhr, dass kleine Schwarze Löcher in der Regel die Masse von Jupiter hatten. Zu klein, um das Endprodukt eines Ster-nenkollapses zu sein, waren sie eine Millionstel Sekunde nach dem Urknall entstanden und im Feuerball bei der Geburt des Universums gebacken worden.
    Die Natur kleiner Schwarzer Löcher schien also bekannt. Es war nur merkwürdig, ein solches Loch auf einer präzisen kreisrunden Umlaufbahn um diesen sonnenähnlichen Stern zu sehen.
    »Und die eigentliche Überraschung«, sagte die virtuelle Nemoto, »war, dass die Gaijin Leben in der Akkretionsscheibe eines Schwarzen Lochs entdeckt haben. Die Chaera. Dieses Schwarze Loch scheint der Gott der Chaera zu sein.«
    »Sie verehren ein Schwarzes Loch?«, fragte Madeleine.
    »Offensichtlich«, sagte Nemoto ungeduldig. »Falls das Übersetzungsprogramm funktioniert. Und falls es überhaupt möglich ist, Konzepte wie ›Gott‹ und ›verehren‹ über Spezies hinweg zu transportieren.«
    Ben murmelte etwas vor sich hin. Madeleine schaute ihm über die Schulter.
    Im hellen Zentrum der Akkretionsscheibe umgab etwas das Schwarze Loch, hüllte es ein.
    Es war eine netzartige Struktur, die

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