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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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an der Grenze des Schwarz-schild-Radius ansetzte und sich kilometerweit erstreckte. Die Struk-285
    tur war ein gleichmäßiger Festkörper mit zwanzig dreieckigen Flä-
    chen.
    »Das ist ein Ikosaeder«, sagte Ben. »Mein Gott, es ist so offensichtlich künstlich. Der größtmögliche platonische Festkörper. Die Krönung der dritten Dimension.«
    Madeleine vermochte weder einen Rahmen im Innern des Ikosaeders zu erkennen noch eine Verstärkung der Kanten; es war eine Struktur aus einem fast durchsichtigen Film, wobei jedes Dreieck ein paar hundert Meter lang war. Die Facetten funkelten im Widerschein des glühenden Ansaugstutzens des Blumen-Schiffs.
    »Es muss mächtig stark sein, um die Struktur gegen die Schwerkraft des Lochs aufrechtzuerhalten«, sagte Ben. »Es scheint den Materiefluss von der Akkretionsscheibe in den Ereignishorizont zu steuern …«
    Das war geradezu eine Festbeleuchtung für ein Schwarzes Loch.
    Madeleine, die fast schon das Prädikat ›Veteran der interstellaren Raumfahrt‹ verdient hatte, war perplex.
    Die Chaera im Tank flippte förmlich aus.
    »Zeit, den Fahrpreis zu zahlen«, sagte Nemoto. »Sind wir bereit, zu Gott zu sprechen?«
    Madeleine wandte sich an Ben. »Davon haben wir nichts gewusst.
    Vielleicht sollten wir uns die ganze Sache noch mal überlegen.«
    Er zuckte die Achseln. »Nemoto hat recht. Das ist nicht unsre Mission.« Er startete die Operationen, die sie geübt hatten.
    Widerwillig bediente Madeleine eine Konsole und fuhr den ersten der alten Röntgenlaser aus; auf den Monitoren sah man, dass er sich entfaltete wie eine mickrige Blume.
    Der selbst gerichtete Laser stach ins Herz des Systems und raste aufs Loch zu.
    »Drei, zwei, eins«, murmelte Ben.
    Ein weißer Lichtblitz zuckte durch den Raum und drang durch die Fenster der Versorgungskapsel.
    286
    Verschiedene Instrumente registrierten einen Schwall von Partikeln und elektromagnetischer Strahlung. Die Atombomben-Energiequelle des Lasers hatte funktioniert. Die Abschirmung der Ancestor schien auszureichen.
    Der Gammastrahl bestrich das Antlitz ›Gottes‹. Die Netz-Struktur regte sich wie eine schlafende Schlange.
    Die Chaera erzitterte.
    Ben betrachtete die Falschfarbendarstellungen.
    »Madeleine. Schau mal.«
    Die Gesichtszüge ›Gottes‹ entgleisten, und das Ikosaeder-Netzwerk faltete sich um einen bestimmten Punkt; es sah aus wie ›Krä-
    henfüße‹ unter einem Auge.
    »Ich habe eine grobe Übersetzung von der Chaera«, sagte Nemoto. »›Sie hat uns erhört.‹«
    »Sie?«, fragte Madeleine.
    »Gott natürlich. ›Wenn ich erfolgreich war … Dann werde ich der Auserwählte meiner Rasse sein. Ruhm – Reichtum – ein Partner meiner Wahl …‹«
    Madeleine lachte sarkastisch. »Und natürlich religiöse Erfüllung.«
    Ben registrierte einen Schwall von energiereichen Gamma-Teilchen, der aus dem Loch drang – und der Kern im Zentrum des zerknitterten Netzes explodierte. Eine Säule aus Strahlung durchstieß die Akkretionsscheibe wie eine Faust.
    Die Chaera schlackerte im Tank.
    ›»Der Ruf Gottes‹«, sagte Nemoto. Sie spähte aus dem Biopro-Tank und hatte das verschrumpelte virtuelle Gesicht skeptisch verzogen.
    Der Strahl verschwand und hinterließ eine Spur aus wirbelndem Schutt.
    287
    ■
    Das Blumen-Schiff ging in eine weite angetriebene Bahn, auf der es sich vom Schwarzen Loch entfernen und dem Primärstern und dem inneren System sich nähern würde. Madeleine und Ben sahen das Schwarze Loch und das rätselhafte Artefakt auf Spielzeuggröße schrumpfen.
    Die Chaera bewohnten die größeren Bruchstücke der Akkretionsscheibe.
    In den gespeicherten Abbildungen der Ancestor waren die Chaera überall. Entweder wirbelten sie wie Frisbees über die Oberfläche der kleinen Welten, flogen durch den Akkretions-Schutt zu einem benachbarten Fragment oder ›sonnten‹ sich wie Eidechsen, wobei sie den Bauch dem Schwarzen Loch zugewandt hatten.
    Der Strahl ›Gottes‹ hatte eine Spur aus glühendem Schutt in die Akkretionsscheibe gefräst, als ob man einem Körper ein Brandei-sen aufgedrückt hätte. Die Furche endete in einer Ansammlung größerer Bruchstücke.
    Im optischen Sichtgerät drifteten quallenartige Körper wie Ruß-
    flocken.
    »Damit ich das auch richtig verstehe«, sagte Madeleine. »Die Chaera haben sich entwickelt, um die Gammastrahlung aus dem Schwarzen Loch – von ›Gott‹ – zu absorbieren. Ist das so richtig?«
    »Entwickelt oder angepasst. So hat's den Anschein«, sagte Nemoto

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