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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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funktioniert.« Er schaute auf die Uhr, eine Softscreen-Anzeige, die mit dem Anzug vernäht war. »Gleich ist es soweit.«
    Sie gingen in den öffentlichen Bereich.
    Roughneck war das größte öffentliche Ereignis, das der Mond seit einer Generation gesehen hatte. Es mussten hundert Menschen an-wesend sein. Männer, Frauen und Kinder liefen in ihren bunten Raumanzügen und Strahlungsumhängen umher oder fuhren in Rovern durch die Gegend – die reichsten Japaner, die sich einen solchen Luxus noch zu leisten vermochten. Überall schwebten Kameras. Sie sah Virtuelle Beobachter, Erwachsene und Kinder in Softscreen-Anzügen, deren sämtliche Eindrücke an die anderen Mondbewohner übermittelt wurden.
    Frank hatte sogar einen kleinen Themenpark eingerichtet. Es gab Spielzeug-Bohrtürme, die man erklimmen konnte und eine steile Achterbahn mit altmodischen Lorenschienen – steil deshalb, weil man auf dem Mond hoch hinaus musste, um eine ansehnliche Beschleunigung zu erzielen. Die eigentliche Attraktion war aber Franks Fischteich, ein kleiner Krater, den er mit Keramik ausgekleidet und mit Wasser gefüllt hatte. Der Teich überfror natürlich und verdunstete stetig, aber Wasser war ein guter Wärmespeicher, sodass es lang dauern würde, bis der Teich eingefroren war. Frank hatte Fische ausgesetzt, die sich im Wasser tummelten: Goldfische und prächtige koi-Karpfen. Die irdischen Geschöpfe wurden nur 332
    durch ein paar Meter Wasser vom feindlichen Mondklima geschützt – ein beredtes Symbol seines Ehrgeizes.
    Diese breite Öffentlichkeit machte Xenia Angst. »Hältst du es wirklich für eine gute Idee, dass so viele Leute hier zugange sind?«
    »Die Wachen werden diese grauen Arschlöcher schon draußen halten.«
    Die Grauen waren eine Interessengruppe, die gegen Frank agitier-te: Sie sagten, es sei falsch, Löcher ins Herz des Monds zu bohren und den uchujin, den kosmischen Staub aufzuwirbeln. Sie machten zwar viel Lärm, vermochten aber – soweit Xenia das sah – nichts auszurichten.
    »Das ist es nicht«, sagte sie. »Es ist dieser Rummel. Ich komme mir vor wie in Disneyland.«
    Er grunzte. »Xenia, von Disneyland ist nur noch ein Krater übrig, der im Dunklen glüht. Begreifst du das denn nicht? Diese PRAktion ist wichtig. Wir können von Glück sagen, wenn wir ein paar Kilometer pro Tag schaffen. Wir werden fünfzig Tage brauchen, nur um die Kruste zu durchbohren. Wir werden ein Vermö-
    gen dort unten versenken, ehe wir auch nur einen roten Heller Gewinn machen. Wir müssen die Investoren langfristig an uns binden. Sie müssen hier sein, Xenia. Sie müssen es mit eigenen Augen sehen.«
    »Und wenn etwas schief geht …?«
    »Dann ist der Käs' eh gegessen. Was haben wir also zu verlieren?«
    Alles, sagte sie sich, wenn jemand getötet wurde, wenn zum Beispiel eins von diesen drolligen Mondjapaner-Kindern vom Spielzeug-Bohrturm fiel. Aber sie wusste, dass Frank diese Möglichkeit in Betracht gezogen und bestimmt entsprechende Sicherheitsvor-kehrungen getroffen hatte.
    Sie bewunderte diese Umsicht und fürchtete sie zugleich.
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    Frank stellte sich auf die Absätze, kippte nach hinten und schaute zum Himmel hinauf. »Schau mal einer an«, sagte er. »Sieht so aus, als ob wir Publikum hätten.«
    Ein funkelndes Gaijin-Blumenschiff zog hoch über ihnen seine Bahn. Mit den gespreizten Schwingen sah es aus wie eine Motte.
    »Das gehört uns«, murmelte Frank mit grimmigem Blick. »Hört ihr mich, ihr Arschlöcher? Uns. Schert euch zum Teufel!«
    Ein Warnsignal ertönte über die offenen Schleifen in ihren Kopfhörern, und die MondJapaner stellten sich lautlos in einer Reihe auf, um die Show zu erleben. Xenia sah, wie der Bohrer sich auf den Regolith hinabsenkte und die Bohrstange lautlos durch den Turm glitt wie ein Muskel, der unter der Haut arbeitete.
    Der Bohrer grub sich in den Mond.
    Eine Staubwolke wirbelte ums Loch auf. Uralte RegolithSchichten, die seit einer Milliarde Jahren unberührt dagelegen hatten, wurden nun respektlos ins All gewirbelt. Im Scheitelpunkt der parabolischen Fontäne funkelten glasige Fragmente im Sonnenlicht.
    Es gab aber keine Luft, die den Schutt getragen hätte, und so rieselte er sofort wieder herab.
    In Sekunden hatte der Staub den Bohrturm bedeckt, den hellen Anstrich mit einem Grauschleier überzogen und regnete wie Vul-kanasche auf die Zuschauer herab.
    Sie sah, dass die Leute um sie herum in Wallung gerieten und applaudierten. Vielleicht hatte Frank doch recht gehabt, sie

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