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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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der Stille und ließen ihn größer erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
    Sie hatte sich bereitwillig dem Stil der Bewohner dieses Ortes angepasst – im Gegensatz zu Frank, der sein Apartment in einen Schrein mit amerikanischen Souvenirs verwandelt hatte. Sie fand es erstaunlich, dass die Japaner sich so gut an die Lebensbedingun-gen auf dem Mond angepasst hatten. Es war, als ob Jahrtausende auf ihren kleinen, übervölkerten Inseln sie für diese Erfahrung ge-rüstet hätten, diese Enge auf dem Mond.
    Sie machte sich einen Kaffee – Muckefuck natürlich und nicht so heiß, wie sie es gern gehabt hätte. Dann konfigurierte sie die Wände in ihrem Lieblingsmotiv – ein Laubwald mit leuchtend grünem Moos – und schlurfte nackt zum Computer. Sie setzte sich auf eine tatami- Matte , die in der geringen Schwerkraft geradezu komfortabel war und schlürfte das Getränk.
    Wie erwartet gab es keine indexierten Aufzeichnungen von diesem Raketenstart. Allerdings gab es eine umfassende Datenbank über den Zustand des Mondes zum Zeitpunkt des Einschlags; die MondJapaner hatten jeden Sensor, über den sie verfügten, auf den Mond gerichtet und die Ereignisse an diesem denkwürdigen Morgen registriert.
    Und nachdem sie ein paar Minuten gesucht hatte, wurde sie in den Spektrometer-Daten eines tieffliegenden Satelliten fündig. Da war der hellrote Kondensstreifen, der sich bogenförmig durch die Kometentrümmer zog. Den Spektrometer-Ergebnissen entnahm 338
    sie, dass sie die Verbrennungsrückstände von Aluminium in Sauerstoff betrachtete.
    Dann hatte sie also richtig gesehen.
    Sie erweiterte die Suche.
    Und sie erfuhr, dass Aluminium durchaus ein geeigneter Raketenbrennstoff war. Es hatte einen spezifischen Impuls von fast dreihundert Sekunden. Das war zwar nicht so gut wie der beste chemische Brennstoff – das war Wasserstoff, der mit vierhundert verbrannte –, aber ausreichend. Zumal man Aluminium und Sauerstoff sogar aus dem Mondboden zu gewinnen vermochte.
    Es gab noch mehr Hinweise, dass an jenem Tag Aluminium-Sauerstoff-Raketen vom Mond gestartet waren. Sie waren von mehreren automatisierten Sensoren registriert worden. Von vielen Aus-gangspunkten schlängelten Kondensstreifen sich über den Mond.
    Es waren insgesamt ein Dutzend, vielleicht noch mehr, wenn man die Gebiete des Monds berücksichtigte, für die keine genaueren Daten vorlagen.
    Und wie sich herausstellte, hatten diese Raketenstarts alle stattgefunden, als die Kometengase den Mond erreichten.
    Sie rief einen virtuellen Globus des Mondes auf und markierte die Startzonen. Sie waren über den ganzen Mond verteilt: Hochland und Maria, Rückseite und Vorderseite gleichermaßen. Kein erkennbares Muster.
    Dann verlängerte sie die Kondensstreifen, sodass sie sich weiter um den Mond wanden.
    Sämtliche Spuren liefen in einem Punkt an der Rückseite zusammen. Edo. Der Ort, wo Takomi, der Einsiedler lebte.
    ■
    Es war der erste Regen überhaupt.
    339
    Plötzlich gab es Luft auf dieser toten Welt. Anfangs war nur ein schwacher Hauch zu spüren, ein milder Kometen-Regen, der ihre breiten Blätter benetzte, wo sie im Schatten lagen. Sie sog ihn gierig ein, bevor er im wiederkehrenden Licht zu verdunsten drohte und lagerte jedes Molekül in ihre Struktur ein, ohne auch nur eins zu vergeuden.
    Mit wachsender Zuversicht fing sie den Regen auf und das Licht und fuhr fort mit der langsamen, geduldigen Arbeit, ihre Samen reifen zu lassen, und die feurige Substanz, die aus dem ewigen Staub gewonnen wurde.
    Und dann war es plötzlich soweit.
    In einer orgiastischen Zuckung platzten die Samen aus ihrer Struktur heraus. Sie wurde von einer großen Freude überwältigt und erschlaffte erschöpft.
    Der Spender war noch immer hier bei ihr, genoss den Regen mit ihr, sah sie erblühen. Sie war froh darüber.
    Und dann kam auch schon ein heftiger Wind auf, und die Luftmole-küle strichen über ihre beschädigten Oberflächen, während der Komet seine Substanz wieder einsammelte und vom Land wegsprang. Er hatte seine Arbeit getan und sich wieder ganz gemacht. Der Lärm dieser großen Flucht ins Dunkel über ihr brandete wie ein lauter Schrei gegen sie an.
    Kurz darauf war auch der Spender verschwunden.
    Aber darauf kam es nicht an. Bald vernahm sie nämlich das erste zag-hafte Kratzen ihrer Kinder, das wie ein Flüstern durch das tote, harte Gestein an sie herangetragen wurde – sie gruben sich durch das Land und suchten Nahrung. Für sie gab es keinen Spender, niemanden, der ihnen

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