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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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beschäftigt und Magassa vielleicht noch heute als ent-artet bezeichnen würde? Magassa selbst würde solche Fragen nicht formulieren; ohne unser volles inneres Bewusstsein würde es ihm an der Fähigkeit mangeln, anderen Dingen Bewusstsein zuzuschreiben und er wäre deshalb nicht in der Lage, sich Bewusstsein bei nichtmenschlichen Lebewesen und Gegenständen vorzustellen.
    Das heißt, er wäre auch nicht in der Lage, sich Gott vorzustellen.«
    »Sie beneiden ihn«, sagte Malenfant.
    »Ja. Ja, ich beneide Magassa um seine Gelassenheit und geistige Gesundheit. Nun gut. Das macht sie zu guten Arbeitern. Und die Frauen – Warten Sie. Schauen Sie sich das an.«
    Magassa richtete sich plötzlich auf, stieß einen Schrei aus und schwenkte eine Fackel, die plötzlich aufloderte. Die anderen Aufrechten folgten seinem Beispiel. Ihre hohen klaren Stimmen trugen wie Möwenschreie über die Grasebene zu Malenfant.
    Bei dem Krawall sprangen die primitiven, diebischen Hominiden erschrocken auf. Mit blökenden Schreien ließen sie die Antilope im Stich und flohen vor den Aufrechten. Einer der Hominiden – eine Frau – war etwas mutiger; sie riss noch einen Fleischfetzen aus dem Kadaver, bevor sie mit wippenden flachen Brüsten zusammen mit den anderen die Flucht ergriff.
    Doch nun sprangen weitere Aufrechte vor den fliehenden Hominiden aus dem Gras. Es war eine simple Falle; dennoch überstieg sie offensichtlich die mentale Kapazität der primitiveren Hominiden.
    Bei diesem neuen Hindernis hielten die Räuber für einen Moment inne wie verängstigte Schafe. Dann sammelten sie sich, rannten weiter und versuchten die Horde der Aufrechten zu durchbrechen, die sie mit Steinen und Knochenspeeren empfing. Ein paar Waffen fanden ihr Ziel und entfalteten eine mörderische Wirkung, 497
    die Malenfant entsetzte. Soweit er sah, gelang den meisten Hominiden aber der Durchbruch.
    Allen außer einem: Der Frau, die verspätet losgerannt war und sich nun ein paar Dutzend Meter hinter den anderen befand.
    Die Aufrechten umzingelten sie. Sie wehrte sich – sie schien einen Stein in der Faust zu haben –, aber sie wurde überwältigt. Die Aufrechten stürzten sich auf sie, und sie ging in einem Wald aus wirbelnden Armen zu Boden.
    Ihre flüchtenden Kameraden schauten sich nicht einmal um.
    De Bonneville stand auf. Sein geschwärztes Gesicht war schweiß-
    überströmt, und er atmete schwer.
    Magassa, der Aufrechte, löste sich mit einer über die Schulter ge-worfenen Leiche von der Horde. Er hatte Blut an den Zähnen und am goldenen Fell auf der Brust.
    Der Körper, den er trug, hatte in etwa die Größe eines zwölfjährigen Kinds, schätzte Malenfant. Er war mit einem dunklen Haar-flaum überzogen. Die Arme waren lang, doch Hände und Füße glichen denen eines neuzeitlichen Menschen. Der Schädel war eingeschlagen und eine blutige Masse, aber das Gesicht war intakt: Brauenwülste, eine flache affenartige Nase, ein vorspringender Kiefer, große Schneidezähne. Das Werkzeug hatte die Frau noch immer in der Hand; es war ein grob behauener Lavabrocken.
    Der Kopf war im Leben oben getragen worden. Dieses Wesen hatte den aufrechten Gang beherrscht.
    Magassa warf de Bonneville die Leiche vor die Füße und stieß ein Triumphgeheul aus.
    »Und was ist das, de Bonneville?«
    »Auch eine Rekonstruktion: Werkzeugmacher, vor etwa zwei Millionen Jahren ausgestorben. Mit noch weniger Bewusstsein als unsre Aufrechten- Freunde.«
    »Homo habilis.«
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    »Malenfant, jede ausgelöschte Hominiden-Spezies ist in diesem weiten Land vertreten. Zu meiner Freude war die Beute an diesem Morgen Hominiden – die Australopithecinen sind zwar gute Läufer, aber zu dumm für einen guten sportlichen Wettkampf …«
    »Bringen Sie mich hier weg, de Bonneville.«
    De Bonnevilles Augen verengten sich. »So empfindlich. So heuchlerisch. Hören Sie mir zu, Malenfant. So haben wir gelebt.
    Manchmal vergewaltigen sie ihre Opfer, ehe sie sie erschlagen.
    Überlegen Sie doch mal, Malenfant! Sie und ich sind zu den Sternen gereist. Und die ganze Zeit haben wir das Erbe unsrer Urahnen mit uns herumgetragen, das in uns schlummert und nur darauf wartet, wieder zum Leben erweckt zu werden …«
    Der Aufrechte nahm einen Stein vom Gürtel und hämmerte auf den Hinterkopf der toten Hominidenfrau. Dann grub er die Finger ins entstandene Loch, pulte eine graue blutige Substanz heraus und stopfte sie sich in den Mund.
    Spätestens jetzt wusste Reid Malenfant, dass er wirklich heimge-kehrt

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