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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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das?«
    491
    »Ja. Novae und kleinere Sternenexplosionen breiten sich wie eine Infektion entlang des Spiralarms aus. So geht das schon seit Jahrhunderten.«
    »Mein Gott.«
    Sie lächelte grimmig. »Ich habe Sie vermisst, Malenfant. Sie erkennen die Zusammenhänge sofort. Das erfolgt natürlich mit Absicht; es handelt sich um eine Strategie irgendeiner Intelligenz. Irgendjemand zündet die Sterne und lässt sie wie Feuerwerkskörper explodieren. Die ausgewählten Sterne gleichen der Sonne – mehr oder weniger. Wir haben die Zerstörung von Castor und Pollux im Sternbild der Zwillinge beobachtet. Castor ist ein Doppelstern mit zwei A-Klasse-Sternen und ungefähr fünfundvierzig Lichtjahre entfernt, und der K-Klasse-Pollux ist fünfunddreißig Lichtjahre entfernt. Dann kam Procyon, ein elf Lichtjahre entfernter F-Klassen-Stern und zuletzt Sirius …«
    »Nur noch neun Lichtjahre entfernt.«
    »Ja.«
    »Wieso sollte jemand Sterne überhaupt hochjagen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Um die Rohstoffe auszubeuten. Oder um eine Flotte von Sonnensegel-Raumschiffen zu starten. Wer weiß? Ich nenne sie die Kracher«, sagte sie düster. »Zutreffend, meinen Sie nicht? Die Ausbreitung scheint allerdings uneinheitlich zu sein.«
    »Aber sie sind hierher unterwegs.«
    »Ja, sie sind hierher unterwegs.«
    »Vielleicht werden die Gaijin uns verteidigen.«
    Sie schnaubte. »Die Gaijin verfolgen ihre eigenen Interessen. Wir sind unwichtig, nur eine weitere Opfer-Spezies, die ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinter der allgemeinen Entwicklung her-hinkt und die in einem interstellaren Krieg zwischen räuberischen Kolonisten zerrieben wird.«
    492
    Wie Malenfant es schon zwischen den Sternen gesehen hatte. Immer wieder. Und nun würde es hier geschehen.
    … Aber es gab noch viele Geheimnisse, sagte er sich. Es stellte sich noch immer die Frage des Neustarts, des großen Kataklysmus, der über die Galaxis und die sich zankenden Spezies hereinzubre-chen drohte.
    Welche Ziele verfolgten die Gaijin wirklich hier im Sonnensystem? Nemotos fundamentalistischer Antagonismus mutete Malenfant allzu einfach an, denn er kannte die Gaijin besser. Sie waren kaum Freunde der Menschen, doch genauso wenig waren sie ihre Todfeinde. Sie waren eben Fremde, die ihrem eigenen Stern folgten.
    Aber Nemoto redete unaufhörlich weiter, ebenso resigniert wie fatalistisch. »Ich bin eine alte Frau. Ich war schon vor tausend Jahren eine alte Frau. Mir bleibt nichts anderes mehr übrig, als hier in diesem absurden kleinen Königreich zu überleben …«
    Vielleicht. Aber wenn sie hätte abtreten wollen, sagte er sich, hät-te sie das überall tun können. Sie hätte nicht hierher, in dieses triste Feudalreich kommen und seinem aufgeplusterten Herrscher dienen müssen. Diese Grasland-Metropolis – und die Strahlungssigna-tur, diese Spur der Technik – hatte sie angelockt, genauso wie ihn.
    »Ich habe einen funktionierenden Druckanzug«, versuchte er sie aus der Reserve zu locken.
    Sie rührte sich kaum, als ob sie ihre Reaktion darauf unterdrü-
    cken wollte. Sie glich einer Statue, wirkte selbst wie ein großer Buddha aus Mondgestein.
    Sie verschweigt mir etwas, wurde er sich bewusst. Etwas Wichtiges.
    ■
    Er wurde noch vor dem Morgengrauen geweckt.
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    De Bonnevilles zerstörtes Gesicht dräute über ihm wie ein schwarzer Mond, und sein Atem roch nach pombe. »Malenfant.
    Kommen Sie. Sie gehen auf die Jagd.«
    »Wer denn?«
    »Werden Sie schon sehen.«
    Eine schwüle Hitze brandete gegen Malenfant an, als er aus der Hütte trat. Er ging hinter de Bonneville den Hügel hinab und folgte ihm auf immer schmaleren und verschlungeneren Pfaden, bis er das hohe und taufrische Gras einer Savanne unter den Fü-
    ßen hatte. Wagandas folgten ihnen, Männer und Frauen gleichermaßen. Sie unterhielten sich leise, und ein paar lachten.
    Der blaue Mond war längst untergegangen. Aber es standen noch immer Sterne am Himmel. Malenfant sah ein diffuses grü-
    nes Licht, das am südlichen Himmel seine Bahn zog: Es war ein Baum, ein lebendiger, mit post-Menschen bevölkerter Satellit, der über diese urzeitliche afrikanische Landschaft hinwegflog.
    De Bonneville ließ den Blick schweifen und deutete in eine bestimmte Richtung. »Dort ist eine Spur – sehen Sie, wo das Gras niedergetrampelt ist? Sie führt zum See. Kommen Sie. Wir werden ihr folgen.« Und ohne auf Malenfants Zustimmung zu warten, machte er kehrt und ging hinkend und schnaufend voran. Seine Schmerzen schien er

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