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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vor lauter Vorfreude auf das Spektakel gar nicht mehr zu spüren.
    Malenfant folgte ihm und stapfte durchs hohe feuchte Gras. Sie kamen an einer Herde der Elefantenartigen vorbei, den deinotheri-um. Sie schienen die Menschen nicht zu bemerken. In einem Wäldchen sah Malenfant das Gesicht einer Großkatze – vielleicht eines Löwen – mit Säbelzähnen. De Bonneville sagte, das sei ein megantereon. Und er wäre fast über eine Echse gestolpert, die sich im Gras verborgen hatte; sie war einen halben Meter lang, und drei spitze Hörner wuchsen ihr aus dem Kopf. Das Tier entfernte sich ein Stück und schaute ihn mit großen Augen an.
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    Sie kamen an einem gebleichten Schädel vorbei, vielleicht von einer Antilope. Er war mit einem Faustkeil zertrümmert worden, der noch immer im Schädel steckte. Malenfant bückte sich und brach den Stein heraus. War dieses Werkzeug von den Aufrechten gefertigt worden? Für einen menschlichen Ursprung wirkte es allzu primitiv.
    De Bonneville packte ihn am Arm. »Dort«, flüsterte er.
    Vielleicht einen halben Kilometer entfernt hatte eine Gruppe von Geschöpfen, die wie große Affen aussahen – muskulös, be-haart und mit großen Köpfen –, sich um einen Kadaver geschart.
    Malenfant sah gekrümmte Hörner; vielleicht handelte es sich auch um eine Antilope. Im Morgengrauen arbeiteten die Hominiden gemeinschaftlich mit Gegenständen, die wie Steinwerkzeuge aussahen, an der Zerteilung des Kadavers. Ein paar von ihnen hielten Wache und vertrieben lauernde Hyänen mit Steinwürfen.
    »Sind das die Jäger, die Sie mir zeigen wollten?«, fragte Malenfant.
    De Bonneville schnaubte verächtlich. »Die da? Nein. Das sind nicht mal Jäger. Sie haben darauf gewartet, dass Hyänen oder Schakale dieses sivatherium rissen und es ihnen dann geklaut … Ah.
    Schauen Sie, Malenfant.«
    Zu Malenfants Linken schlichen geduckte Gestalten durchs Gras.
    Im grauen Licht machte Malenfant goldene Haut und aufblitzen-des weißes Tuch aus. Es waren Magassa und andere seines Stammes, die sich an die affenartigen Abstauber heranpirschten.
    »Jetzt«, zischte de Bonneville. »Nun geht's los.«
    »Was sind das für Kreaturen, de Bonneville?«
    Er grinste. »Nachdem das Eis sich zurückgezogen hatte, war die Erde ohne Leben. Verschiedene – Experimente – wurden durchgeführt, um sie wieder zu bevölkern. Aber nicht so wie bisher.«
    »Mit älteren Lebensformen.«
    »Ja. Mit Tieren und sogar mit Hominiden, unseren Urahnen.«
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    »Dann ist Magassa …«
    »… ein ausgestorbener Hominide, der hier im Jahr 3265 zu neuem Leben erweckt wurde. Magassa ist ein Homo erectus. Und es gibt wieder Tiger in Indien und Mammuts in Nordeuropa, und viele Megafauna-Spezies durchstreifen wieder die Prärien Nordamerikas, die von den Siedlern der Steinzeit ausgerottet wurden … Das ist schon was, nicht wahr, Malenfant? Damit, dass Sie das nach Ihrer Rückkehr zur Erde vorfinden würden, hätten Sie sicher nicht gerechnet: Die verlorenen Spezies der Vergangenheit, die wieder zum Leben erweckt wurden und hier am Ende der Zeit den leeren Planeten durchstreifen.«
    Auf Malenfant machte das den Eindruck einer typischen Gaijin-Manipulation. Genauso wie sie am Klima, der Biosphäre und den geophysikalischen Zyklen der Erde herumgefummelt hatten, schienen sie entschlossen, die der DNA innewohnenden Möglichkeiten zu erschließen und den Schatz des Lebens der Vergangenheit zu heben. Eine endlose Suche, um Antworten auf ihre unausgespro-chenen Fragen zu finden. Und hier war nun eine Jagdgruppe des Homo erectus, bei Gott, die in diesem Jahr 3265 nach Christus über die Ebenen Afrikas streifte. »Wird das von irgendjemandem erforscht?«
    De Bonneville schaute ihn verwundert an. »Vielleicht haben Sie nicht verstanden. Die Wissenschaft ist tot, Malenfant. Das sind nur Aufrechte. Aber …« – er schaute nachdenklich – »ich frage mich manchmal, ob Magassa eine Seele hat. Wissen Sie, Magassa verfügt über eine gewisse Sprachfähigkeit. Seine Sprechwerkzeuge gleichen eher denen nichtmenschlicher Primaten. Trotzdem ist er imstande, sich verständlich zu machen. Schauen Sie Magassa in die Augen, Malenfant, und Sie werden ein wirkliches Bewusstsein erkennen – viel höher entwickelt als das jeden Tiers –, aber ein Bewusstsein, dem ein Großteil der Komplexität, der Abgründe und Verwirrung unsres Bewusstseins fehlt. Gibt es immer noch einen Papst oder 496
    Mullah irgendwo auf der Erde oder dem Mond, der sich mit solchen Fragen

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